Mythos oder Wahrheit
Essen wir wirklich Spinnen im Schlaf?
- Veröffentlicht: 05.06.2024
- 15:00 Uhr
- Chris Tomas
Angeblich verschlucken wir im Schlaf bis zu acht Spinnen pro Jahr. Aber stimmt das wirklich? Wir klären auf, ob an diesem Mythos etwas dran ist.
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Essen wir Spinnen im Schlaf? Das Wichtigste zum Thema
Die Geschichte geht so: Während wir friedlich schlafen, kriechen uns Spinnen in den Mund und wir schlucken sie. Bis zu achtmal pro Jahr soll das passieren.
Die Story klingt wie aus einem Horrorfilm, trotzdem glauben viele Menschen daran. Aber keine Panik, wir können Entwarnung geben. Denn dabei handelt es sich um einen urbanen Mythos.
Tatsächlich haben Spinnen nicht das geringste Interesse daran, Menschen in den Mund zu kriechen. Im Gegenteil: Das würde für sie Lebensgefahr bedeuten.
Spinnen essen im Schlaf: Darum ist das sehr unwahrscheinlich
🕸️ Spinnen interessieren sich in erster Linie für ihre Nahrung, also Insekten und andere kleinere Spinnen. Sie bauen Netze und warten dann geduldig daneben, bis sich ein Opfer darin verfängt.
🍽️ Manche Spinnenarten, etwa die große Hauswinkelspinne, jagen auch – zum Beispiel Kellerasseln. Nur bei größeren Vertretern der Spezies wie etwa der Vogelspinne, die in den Tropen leben, stehen auch kleine Säugetiere wie etwa Mäuse auf dem Speiseplan.
☮️ Der Mensch wiederum interessiert Spinnen nicht. Wahrscheinlich betrachten sie uns als Teil der Landschaft.
💤 Im Schlaf atmen wir tief ein und aus, manchmal schnarchen wir auch. Davor halten Spinnen, die feine Antennen für Vibrationen haben, einen Sicherheitsabstand. Landet aus Versehen doch mal ein Tier im Bett, wird es höchstwahrscheinlich schnell das Weite suchen.
🔬 In den USA hat sich ein Team des Burke Museum of Natural History and Culture mit dem Thema auseinandergesetzt. Demnach ist kein einziger Fall in der wissenschaftlichen oder medizinischen Literatur dokumentiert, in dem ein Mensch im Schlaf eine Spinne gegessen hätte.
🥱 Es ist außerdem davon auszugehen, dass wir auch im Schlaf spüren, wenn uns etwas über das Gesicht krabbelt. Unser Körper verarbeitet die Signale und wir wachen auf.
🕷️ Die Spinne hätte also kaum eine Chance, den Mund überhaupt zu erreichen. Und selbst wenn, würde unser Körper mit einem Hustenreiz reagieren, um ein Verschlucken zu verhindern.
👂 Was allerdings schon vorkam: dass sich Spinnen ins Ohr verirren. Aber selbst das ist extrem selten und kein Grund zur Sorge.
Woher kommt der Mythos, dass wir Spinnen im Schlaf verschlucken?
Bis heute ist unklar, wie das Gruselmärchen um die Spinnen entstanden ist. Fest steht: Es gibt zahlreiche Varianten der Geschichte. Mal ist die Rede vier Spinnen pro Jahr, dann von acht. Ein anderes Mal sind es nicht acht Tiere im Jahr, sondern acht im Laufe eines Lebens.
In vielen Artikeln zum dem Thema ist zu lesen, eine Autorin namens Lisa Birgit Holst habe den Mythos im Jahr 1993 im Magazin "PC Professional" verbreitet – als Beispiel dafür, wie leicht Menschen Gerüchten glauben. Neuere Recherchen zeigen allerdings, dass es sich auch dabei um einen Scherz handeln soll. Der Name "Lisa Birgit Holst" ist ein Anagramm von "This Is A Big Troll". Woher die urbane Legende also wirklich stammt, bleibt weiter im Dunkeln.