Paralympics in Paris 2024: Das Wichtigste zu dem Sport-Event
Aktualisiert: 30.08.2024
09:05 Uhr
Sven Hasselberg
Vom 28. August bis zum 8. September finden in Paris die Paralympischen Sommerspiele statt. Über 4,25 Milliarden Menschen verfolgten die letzten Spiele in Tokio 2021 vor dem Fernseher. Wir zeichnen die Erfolgsgeschichte und die größten Skandale rund um die Paralympics nach und worauf es dieses Jahr ankommt.
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Die Paralympischen Spiele 2024 in Paris jetzt live auf Joyn
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand die Idee, den sportlichen Wettkampf zwischen Menschen mit Behinderung als Reha-Maßnahme und zur Stärkung des Selbstbewusstseins zu nutzen.
Daraus entwickelten sich 1960 die ersten offiziellen Paralympischen Spiele in Rom. Mittlerweile sind sie die drittgrößte Sportveranstaltung der Welt. Davor liegen nur die Olympischen Spiele und die Fußball-Weltmeisterschaft.
Das Internationale Paralympische Komitee gründete sich erst 1989. Bis dahin wurden die Paralympischen Spiele nicht unbedingt in der gleichen Stadt wie die Olympischen Spiele ausgetragen.
Sie fanden 1972 zum Beispiel nicht in München, sondern in Heidelberg statt. Tokio ist aktuell die einzige Stadt, in der die Paralympics zum zweiten Mal zu Gast waren.
Auf dem ewigen Medaillenspiegel der Paralympics liegt Deutschland mit 500 Goldmedaillen, 506 Silbermedaillen und 484 Bronzemedaillen auf Platz 4. Willst du wissen, wer davor liegt? Dann schau dir unsere Grafik an.
Zahlen und Fakten der Paralympics: Medaillen und Gastgeber
Anzahl der Sportler:innen bei den Paralympischen Sommerspielen
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Die Entstehung der Paralympischen Spiele
Nach dem Zweiten Weltkrieg fanden die Olympischen Spiele1948 erstmal wieder in London statt. Zu dieser Zeit gab es viele Veteranen, die im Krieg, schwere Verletzungen und Lähmungen erlitten hatten.
Im englischen Stoke Mandeville Hospital wurden deshalb zeitgleich die ersten "Stoke Mandeville Games" für 16 Rollstuhlfahrer veranstaltet. Sie traten gegeneinander im Bogenschießen an. In dieser Klinik hatte der oberschlesische Chefarzt Ludwig Guttmann einen Fachbereich für Wirbelsäulen-Verletzungen eingerichtet. Guttman glaubte fest an die Kraft des Sports. Auf der einen Seite bot dieser die Möglichkeit einer medizinischen Reha, auf der anderen Seite sollte er auch das Selbstbewusstsein der verwundeten Soldaten stärken.
Also wurden die "Stoke Mandeville Games" zum Vorläufer der Paralympics, an denen aber zuerst nur Briten teilnahmen. 1956 waren es bereits 18 Länder. Es gab weitere Wettbewerbe wie Basketball, Tischtennis, Snooker und Leichtathletik.
1960 fanden dann in Rom die ersten "Weltspiele der Gelähmten" statt. Im Nachhinein wurden sie als erste Paralympics bezeichnet, obwohl der Name erst seit 1988 verwendet wird. In Rom wetteiferten rund 400 Athletinnen und Athleten miteinander.
Es folgte ein langer Kampf um Anerkennung. Oft mussten die Paralympics in andere Städte ausweichen, da das Geld fehlte, keine barrierefreien Unterkünfte vorhanden waren oder das Interesse der olympischen Austragungsorte sich in Grenzen hielt. Dennoch gelang es, sie seit 1960 alle vier Jahre auszutragen.
Wegen der Corona-Pandemie waren 2021 in Tokio kaum keine Zuschauer:innen vor Ort zugelassen. Im Fernsehen verfolgten aber gut 4,25 Milliarden Menschen die Spiele.
1976: Im kanadischen Toronto wird das Feld der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zum ersten Mal um Menschen mit Sehbehinderungen und Amputationen erweitert. Das Foto zeigt, wie die Rollstuhl-Basketballerin Joanne McDonald die Flamme entzündet. Außerdem finden in diesem Jahr die ersten Paralympischen Winterspiele im schwedischen Örnsköldsvik statt.
1984: Ein Skandal: Das Organisationsteam der Olympischen Spiele von L.A. weigert sich die Paralympics zu organisieren, da diese angeblich nicht zum "professionellen Image" der Olympischen Spiele passen. Daraufhin schließen sich das erste Mal Behindertensportverbände zusammen, die eine Art Vorgängerorganisation (ICC) des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC) gründen. Dieses ICC organisiert nun die Spiele.
1988: Das erste Mal wird in Seoul der Name Paralympics verwendet. Seit diesem Jahr werden die Spiele auch immer in der gleichen Stadt wie die Olympiade abgehalten. Das Foto zeigt das 100-Meter-Rollstuhlrennen der Herren. Erst ein Jahr später wird offiziell das Internationale Paralympische Komitee (IPC) in Düsseldorf gegründet. Es übernimmt von nun an die Organisation und stärkt mit einer guten Lobby den Auftritt der Spiele.
1992: Die Regeln für die Qualifikationen werden verschärft und sorgen für Kritik. Denn so können weniger Athletinnen und Athleten in Barcelona an den Start gehen. Insgesamt sind es dennoch gut 3.000. Zum ersten Mal nehmen auch Sportlerinnen und Sportler aus verschiedenen Kategorisierungen der Behinderung im selben Wettbewerb teil.
1996: Wieder sorgen die USA für einen Skandal. In Atlanta werden die Paralympics nicht ernst genommen. Einige Sportstätten waren nach den Olympischen Spielen bereits abgebaut worden. Die Athletinnen und Athleten müssen in Behelfslocations kämpfen, es wird auch von "Ruinen" gesprochen. Es hagelt Protest. Das Foto zeigt die deutsche Gold-Staffel der sehbehinderten Damen in der Leichtathletik.
2012: Bisher durfte jeder Austragungsort selbst bestimmen, wo die paralympische Fackel entzündet wurde. Einen antiken Bezug zu Olympia in Griechenland gibt es ja nicht. Mit den Spielen in London wird nun festgelegt, dass die Fackelzeremonie ebenfalls einen Bezug zur Gründung haben soll. Von nun an wird sie in Stoke Mandeville, in der englischen Grafschaf Buckinghamshire, entflammt. Auf dem Foto: Bogenschützin Margaret Maughan.
2016: Neben dem weltweiten Zuschauerrekord von 4,1 Milliarden an den heimischen Bildschirmen, werden 209 sportliche Weltrekorde aufgestellt. Alleine zwei Millionen Zuschauer:innen besuchen in Rio die Stadien vor Ort. Das Foto zeigt den Schwimmwettbewerb. Doch es wird auch Kritik laut: Athletinnen und Athleten müssen nicht zum Dopingtest, auch wenn bei einigen die Leistungssprünge enorm erscheinen.
2020: Noch nie zuvor sind Paralympische Spiele ausgefallen. Wegen der Corona-Pandemie wurden sie auf 2021 verschoben. Das Foto zeigt das Nationalstadion von Tokio bei der Eröffnungsfeier am 24. August 2021. Bis zum 5. September wetteiferten dort rund 4.300 Athletinnen und Athleten in 23 Sportarten um die Medaillen.
Deaflympics und Special Olympics
Gehörlose Athletinnen und Athleten nehmen nicht an den Paralympics teil. Sie haben seit 1924 ein eigenes Sportevent: die Deaflympics. Deaf steht im Englischen für taub. Die ersten Spiele fanden in Paris statt. Es nahmen neun Nationen daran teil. Aus ihnen kam 147 Athleten und eine Athletinnen. Auch sie finden nun alle vier Jahre statt. Bei den zweiten Spielen 1928 in Amsterdam ging auch zum ersten Mal ein deutsches Team an den Start. Die letzten Deaflympics fanden 2022 in Brasilien in Caxias do Sul statt. 2025 wird Tokio der Austragungsort sein. Bei den Sommerspielen stehen Sportarten wie Beachvolleyball, Ringen, Tennis, Leichtathletik, Schwimmen, Radsport und zahlreiche andere olympische Sportarten auf dem Programm. Auch hier gibt es Winterspiele mit den typischen Wintersportarten.
DieSpecial Olympics sind ein weltweites Sportevent für Menschen mit geistiger Behinderung. Zwar nehmen diese teilweise auch an einigen paralympischen Wettbewerben teil, doch ist eine Kategorisierung für eine gleiche Bewertung oft schwer. Die Initiative wurde 1968 von der Schwester des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy, Eunice Kennedy-Shriver, ins Leben gerufen. Die ersten Spiele fanden in Chicago statt. Winterspiele gibt es seit 1977. Sie sind das einzige vom Internationalen Olympischen Komitee anerkannte Sportevent, der den Namen "Olympics" verwenden darf.
Ziel war der Special Olympics, Menschen mit Behinderung mehr Teilhabe an der Gesellschaft zu ermöglichen. Mittlerweile nehmen 174 Länder daran teil. Sportarten wie Bowling, Judo, Basketball, Kanu, Leichtathletik, Radfahren und viele andere stehen bei den Sommerspielen auf dem Programm. Der letzte Austragungsort der Sommerspiele war Berlin 2023.
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Die häufigsten Fragen zu den Sommerspielen der Paralympics
Die Paralympischen Spiele 2024 finden in Paris vom 28. August bis zum 8. September statt.
Während die Olympischen Spiele die Leistungen nicht-behinderter Athlet:innen in den Mittelpunkt stellen, bieten die Paralympischen Spiele eine Plattform für Sportler:innen mit Behinderung, ihre Fähigkeiten unter Beweis zu stellen und die Welt zu inspirieren. Beide Veranstaltungen sind wichtige Ereignisse im internationalen Sportkalender und fördern die Werte des Sports, der Inklusion und der Überwindung von Grenzen.
Die Paralympischen Sommerspiele 2024 (französisch Jeux paralympiques d'été de 2024) finden vom 28. August bis 8. September 2024 in Paris statt. Diese Spiele sind das bedeutendste und größte Sportereignis für Menschen mit körperlicher Behinderung und gelten als die Olympischen Spiele für diese Athlet:innen.
Innerhalb von elf Tagen werden 549 Medaillen-Wettbewerbe in 22 Sportarten ausgetragen. Das sind zehn Sportartenmehr als bei den letzten Paralympischen Spielen und so viele wie noch nie zuvor.