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Runner's High: Was genau steckt dahinter?
- Veröffentlicht: 11.11.2024
- 12:28 Uhr
- Christian Stüwe
Läuferinnen und Läuferinnen jagen dem sagenumwobenen Runner’s High hinterher. Doch was hat es mit dem Hochgefühl auf der Laufstrecke auf sich? Außerdem: So erhöhst du deine Chancen auf ein Runner’s High.
Die Gedanken kommen zur Ruhe, du hörst nur noch deine Schritte und deinen Atem. Glücksgefühle und Euphorie durchströmen deinen Körper. Jegliche Mühe und Anstrengung sind vergessen, du fühlst dich unaufhaltbar. Deine Sinne scheinen mit der Umgebung verbunden, die Zeit fließt dahin. Alles wird ganz leicht und selbstverständlich - du schwebst förmlich über die Strecke.
In anderen Worten: Das Runner's High ist ein beinahe meditativer Zustand, den Ausdauersportler:innen erleben können. Und dem sie nachjagen.
Allerdings fühlt sich dieser körperliche und geistige Ausnahmezustand für jede und jeden anders an. Während manche Läufer:innen den Laufrausch regelmäßig erleben, warten andere ihr ganzes Leben darauf. Es gibt zwar Tipps, wie man das Runner's High erreichen kann, ein Patent-Rezept gibt es aber nicht. Weshalb das Runner's High beinahe ein Mythos und ein beliebtes Gesprächsthema unter Ausdauersportler:innen ist.
Wie ist der Stand der Wissenschaft?
Es gibt zahlreiche Studien zum Thema Runner's High. Gesichert ist, dass ein Mix aus Hormonen und Botenstoffen ausgeschüttet wird, wenn wir Sport treiben. Endorphine, Dopamine, Serotonine und Adrenalin machen glücklich, sie wirken schmerzlindernd und helfen Ängste und Depressionen zu mindern.
Die Wissenschaft hatte lange Endorphine unter Verdacht, das Runner's High auszulösen. Die Endorphine schaffen es aber nicht, vom Blut ins Gehirn zu gelangen, weshalb diese Theorie ausscheidet. Eine neue Studie scheint nun zu belegen, dass Endocannabinoide für den emotionalen Ausnahmezustand auf der Laufstrecke zuständig sind.
Die Endocannabinoide kommen auch in der Cannabis-Pflanze vor, sie docken an den gleichen Rezeptoren im Gehirn an, die einen durch den Cannabis-Wirkstoff THC verursachten Rausch auslösen. Der Begriff Runner's High ist also sehr treffend.
Allerdings sind nicht alle Menschen in der Lage, diesen durch Sport ausgelösten körpereigenen Rausch zu erleben. Studien zufolge haben rund 70 Prozent aller Ausdauersportler:innen den Zustand mindestens einmal erlebt. Knapp ein Drittel läuft also ein Leben lang dem Runner's High vergeblich hinterher.
Wie kannst du das Runner's High erleben?
Soweit die Theorie. Aber was musst du nun tun, um das Runner's High zu erleben? Die schlechte Nachricht ist, dass es – wie bereits erwähnt - kein Patent-Rezept gibt. Das Runner's High ist ein höchst individuelles Erlebnis. Jede und jeder erlebt es anders, die Wege zum Lauf-Rausch sind unterschiedlich.
Die gute Nachricht ist, dass es aber immerhin Anhaltspunkte gibt, wie man sich selbst ein Hoch auf der Laufstrecke verschaffen kann. Zunächst mal ist es dafür wichtig, dass man etwas länger läuft. Das Runner's High setzt nicht ein, wenn man ein paar Minuten lang Runden um den Block dreht.
Wichtig ist auch, das Gedanken-Karussell zu stoppen und achtsam zu sein. Das Flow-Erlebnis kommt, wenn der Kopf ruhig wird. Es kann dabei helfen, sich auf die Umgebung zu konzentrieren, auf den eigenen gleichmäßigen Atem und die Schritte.
Häufig berichten Sportler:innen auch, dass sie das Runner's High in besonderen Momenten erlebt haben. Zum Beispiel auf einer außergewöhnlich schönen Strecke am Urlaubsort oder während eines Wettkampfes. Dass Menschen auf Reisen in der Regel weniger Zeitdruck und Stress haben, scheint ein weiterer Faktor zu sein.
Wenn du dir also Zeit für deinen Lauf nimmst, dich auf deinen Sport konzentrierst, deine Umgebung und dich selbst achtsam wahrnimmst, steigen die Chancen auf ein Runner's High.
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Kann man nur beim Laufen ein Runner's High erleben?
Bisher war in diesem Text vor allem vom Laufsport die Rede, schließlich verdankt das Runner's High ihm ja auch seinen Namen. Allerdings kann das Flow-Erlebnis auch bei vielen anderen Sportarten erreicht werden. Ob Radfahren oder Ski-Langlauf, Yoga oder Fußball, Hochgefühle warten in den unterschiedlichsten Disziplinen auf dich.
Selbst in nichtsportlichen Tätigkeiten wie beispielsweise dem Spielen eines Musik-Instrumentes, Handarbeiten oder dem Zusammensetzen eines Puzzles können Menschen voll und ganz versinken und in einen Flow-Zustand kommen, der dem Runner's High ähnelt. Die Voraussetzung ist, dass du dich voll und ganz auf die Tätigkeit einlassen kannst.
Fazit: Das hat es mit dem Runner's High auf sich
Das Runner's High ist ein Hochgefühl, dass sich beim Sport einstellen kann. Jede und jeder erlebt es anders. Manche häufig, andere niemals. Wann es kommt, ist nicht vorauszusagen. Man kann den Lauf-Rausch auch nicht erzwingen, sondern nur versuchen, die richtigen Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Wenn es bei dir nicht direkt klappen sollte mit dem Runner's High, brauchst du nicht traurig zu sein. Die Suche nach dem perfekten Laufgefühl ist schließlich eine tolle Motivation, um an deinem Training dranzubleiben. Und das Gefühl nach einer guten Trainingseinheit ist sowieso unschlagbar, auch ohne Runner's High.