Tipps bei Neurodermitis
Neurodermitis: So bekommt ihr die Hautkrankheit mit dem quälenden Juckreiz und trockener Haut in den Griff
- Aktualisiert: 08.11.2022
- 13:30 Uhr
Die Haut ist trocken, schuppig und juckt: Neurodermitis. Die chronische Hautkrankheit kann uns mit ihrem quälenden Juckreiz in den Wahnsinn treiben: Selbst nachts überfällt er uns und hält uns vom Schlafen ab, sodass wir am nächsten Tag völlig übermüdet neben uns stehen. Klar, dass auch Schule oder Beruf darunter leiden können. Wir haben uns informiert und alles Wichtige zu Neurodermitis für euch zusammengestellt.
Neurodermitis auf einen Blick
- Neurodermitis wird auch als atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem bezeichnet.
- Neurodermitis ist eine nicht ansteckende, chronische Hauterkrankung.
- Typische Symptome sind Hautausschlag und ein quälender Juckreiz.
- Neurodermitis tritt häufig bei Kindern auf und bessert sich oft im Alter oder verschwindet sogar ganz.
- Die atopische Dermatitis verläuft schubweise, die Beschwerden sind mal mehr, mal weniger stark.
- Meistens werden die Schübe durch bestimmte Trigger ausgelöst.
- Bei Erwachsenen sind von der Neurodermitis besonders Gesicht, Nacken, Ellenbogen, Kniekehlen, Hände und Füße betroffen.
- Neurodermitis ist nicht heilbar, durch eine gute Hautpflege, Medikamente und das Vermeiden von Triggern lässt sich die Krankheit häufig gut in den Griff bekommen.
Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine chronische oder chronisch-wiederkehrende, entzündliche Hautkrankheit. Sie wird auch als atopisches Ekzem oder atopische Dermatitis bezeichnet und tritt häufig zusammen mit Heuschnupfen, Allergien oder allergischem Asthma auf. Die Krankheit ist nicht ansteckend und verläuft in Schüben, die Haut ist trocken, schuppig, gerötet und juckt sehr stark. Neurodermitis im Gesicht betrifft besonders die Augen, Lippen und Mundpartie. In der akuten Phase können sich auch nässende Bläschen bilden. Neurodermitis tritt fast immer schon im Säuglingsalter auf, viele Kinder werden jedoch im Laufe der Zeit beschwerdefrei. In Deutschland leiden geschätzt 1 bis 3 Prozent der Erwachsenen an der Hautkrankheit, Kinder sind deutlich häufiger betroffen. Ein akuter Neurodermitis-Schub wird meist durch Trigger ausgelöst, das können äußere Einflüsse, aber auch psychische Belastungen oder hormonelle Faktoren sein.
Neurodermitis: Wer ist betroffen?
Das atopische Ekzem tritt häufig schon in den ersten Lebensmonaten auf. Je früher ein Kind erkrankt, desto schneller verwächst sich die Krankheit in den meisten Fällen, viele Kinder lassen die Krankheit spätestens mit Beginn der Pubertät hinter sich. In manchen Fällen begleitet uns die atopische Dermatitis allerdings ein Leben lang und kann unsere Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Im Erwachsenenalter sind Frauen häufiger als Männer von der Krankheit betroffen.
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Atopisches Ekzem: Das sind die typischen Symptome
Neurodermitis tritt schubweise auf. Zu der chronischen Entzündung kommen akute Krankheitsschübe hinzu.
Symptome der chronischen Entzündung sind:
- trockene, schuppende Haut
- empfindliche, schnell reißende Haut
- flächenhafte, lederartige Hautverdickung (Lichenifikation)
- Knötchen und Pusteln
Symptome der akuten Entzündung sind:
- intensiv rot verfärbte Haut
- nässende Bläschen
- starker Juckreiz
- Brennen der Haut
- typische Bereiche der Neurodermitis: Hand, Ellenbogen, Kniekehlen und Gesicht
Neurodermitis an der Hand zeigt sich in Rötungen, Bläschen, Schnitten, Rissen und Hautverdickungen. Neurodermitis am Auge wird auch als Augenlid-Ekzem bezeichnet und belastet und nicht nur mit Juckreiz und Schmerzen, sondern häufig auch geschwollenen Augenlidern. Der starke Juckreiz hält häufig den ganzen Tag über an und verstärkt sich noch in der Nacht. Er beeinträchtigt uns sehr stark, wir kratzen uns ständig, teilweise auch unbewusst. Es kommt zu Schlafstörungen, wir sind ständig übermüdet und haben in der Folge oft Probleme in der Schule und im Beruf.
Neurodermitis: Das sind die Ursachen
Die eine Ursache gibt es bei Neurodermitis nicht. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren, die die Hautkrankheit auslösen. Dazu gehören:
- Gestörte Hautbarriere: Die Hornschicht, das ist die obere Schicht unserer Haut, ist durch Entzündungsreaktionen in der Haut gestört und kann ihre Schutzfunktion nicht richtig erfüllen. Dadurch verliert die Haut viel Feuchtigkeit und trocknet schnell aus. Zum anderen können Reizstoffe, allergieauslösende Stoffe und Keime leicht durch die Hautbarriere eindringen.
- Vererbung: Wenn beide Elternteile an Neurodermitis erkrankt sind, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind betroffen sein wird, bei 60 bis 80 Prozent. Ist nur ein Elternteil betroffen, liegt die Wahrscheinlichkeit bei 40 Prozent.
- Allergien: 2 von 3 Neurodermitis-Erkrankten haben eine begleitende Allergie, meistens gegen Lebensmittel, Pollen, Milben oder Tierhaare, manchmal auch eine Kontaktallergie gegen Duft- oder Konservierungsstoffe in Kosmetika.
- Trigger: Ein Neurodermitis-Schub wird häufig durch einen Trigger ausgelöst, dazu gehören:
Neurodermitis: So erkennt ihr die atopische Dermatitis
Nicht jede juckende Hautveränderung ist ein atopischen Ekzem. Deshalb sollte am besten eure Ärztin oder euer Arzt prüfen, ob es sich um Neurodermitis handelt. In einem Gespräch wird die Krankengeschichte aufgenommen, anschließend folgt eine körperliche Untersuchung und verschiedene Tests, mit denen andere Krankheiten ausgeschlossen werden können. Wird vermutet, dass die atopische Dermatitis mit einer Allergie verbunden ist, werden entsprechende Allergietests und eine Blutanalyse durchgeführt.
Was hilft gegen Neurodermitis?
Neurodermitis ist eine chronische Hautkrankheit, die nicht geheilt werden kann. Neurodermitis behandeln ist ein langwieriges Thema und zielt in erster Linie darauf ab, die Symptome zu lindern, also den Juckreiz erträglicher zu machen, und die Zeit zwischen den akuten Schüben zu verlängern. Dazu werden verschiedene Behandlungsansätze kombiniert.
Intensive Hautpflege
Konsequente Hautpflege ist der wichtigste Teil der Therapie des atopischen Ekzems und muss ein Leben lang angewendet werden. Dazu tragt ihr mindestens 2-mal täglich eine rückfettenden Creme großzügig auf. Als Richtlinie für eine erwachsene Person gilt ungefähr 1 Kilogramm Creme im Monat, das sind 2 bis 3 Flaschen Körperlotion! So versorgt ihr eure Haut ausreichend mit Feuchtigkeit und lindert den Juckreiz.
Vermeidung von Reizen
Bestimmte Stoffe können eure Haut reizen, verwendet deshalb seifenfreies Duschgel, Shampoo und Reinigungsmittel, sowie hypoallergene Waschmittel ohne Duftstoffe. Versucht alle Stoffe zu meiden, die eure Haut reizen und einen Neurodermitis-Schub auslösen können. Das mag aufgrund der langen Liste möglicher Trigger anfangs schwierig sein, aber im Laufe der Therapie werdet ihr immer mehr auslösende Faktoren identifizieren und gezielt meiden.
Behandlung mit kortisonhaltigen Salben
Wenn Neurodermitis-Schübe auftreten, werden sie mit kortisonhaltigen Salben behandelt. Dadurch wird der Juckreiz und die Entzündung sehr wirksam gelindert. Wendet kortisonhaltige Salben jedoch nur nach Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt an, denn durch Kortisoncreme wird die Haut dünner und auf Dauer verschlimmert sich die atopische Dermatitis. Bei häufigen Schüben kann Kortison in Intervallen 2-mal pro Woche auf die betroffenen Hautstellen gecremt werden, so treten die Schübe deutlich seltener auf.
Anwendung der Lichttherapie
Die Fototherapie hat mittlerweile einen festen Platz in der Neurodermitis-Therapie. Sie beruhigt das Immunsystem in den oberen Hautschichten und wirkt der Entzündung entgegen. Meistens sind mehrere Sitzungen erforderlich, die ambulant in einer Hausarztpraxis erfolgen. Aber Vorsicht: Ähnlich wie ein Sonnenbad kann die Lichttherapie das Risiko vorzeitiger Hautalterung und von Herpes-Infektionen und Hautkrebs erhöhen.
Immunsuppressiva
Bei großflächiger und schwerer Neurodermitis werden Medikamente verabreicht, die das Immunsystem dämpfen. Dadurch können die schweren, anhaltenden Ekzeme gelindert werden. Diese Therapie wird nur unter ärztlicher Aufsicht und nur für einen begrenzten Zeitraum durchgeführt, da langfristig schwere Nebenwirkungen auftreten können.
Neurodermitis mit Hausmitteln lindern
Wunder bewirken Hausmittel in den seltensten Fällen, und wissenschaftlich belegt sind sie auch nicht. Trotzdem können kühlende Umschläge zur Linderung eines akuten Juckreizes beitragen, Entzündungen hemmen und die Haut beruhigen. Bewährt haben sich Umschläge mit Schwarztee, dessen Gerbsäure entzündungshemmend wirkt, oder auch ein Umschlag mit Kamillenblüten-Aufguss. Beachtet jedoch, dass die Heilpflanze allergische Reaktionen hervorrufen kann. Nachtkerzenöl oder Johanniskraut-Öl können den Juckreiz stillen, entzündungshemmend wirken und die Haut beruhigen.
Neurodermitis: So lassen sich Schübe vorbeugen
Konsequente Basispflege ist das wichtigste Mittel, um akuten Neurodermitis-Schüben vorzubeugen. Dazu gehört zum einen, die Haut täglich mit feuchtigkeitsspendenden Cremes einzureiben, und zum anderen alles zu meiden, was die Haut zusätzlich reizt. Das bedeutet:
- hypoallergene Bettwäsche benutzen
- atmungsaktive Kleidung verwenden
- Naturfasern wie Seide und Baumwolle bevorzugen
- Bettwäsche regelmäßig waschen
- Hitzestau vermeiden
- Körperhygiene nicht übertreiben: Achseln, Gesicht und Genitalbereich täglich waschen, die restlichen Körperstellen nur 1 bis 2 Mal pro Woche
- Auf Duftstoffe in Kosmetik verzichten
- Seifenfreie Waschprodukte verwenden
- Extremes Schwitzen meiden
- entspannt und stressfrei leben
Leben und Alltag mit Neurodermitis
Oft wird unterschätzt, wie sehr uns die Krankheit das Leben schwer machen und die Lebensqualität beeinträchtigen kann. Quälender Juckreiz, schlaflose Nächte, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche gehören zu unserem Alltag und können auch in der Schule oder im Beruf zu Problemen führen. Dazu kommt, dass uns die Hautausschläge häufig unangenehm sind und wir sie aus Angst vor der Reaktion der Mitmenschen am liebsten verstecken möchten. Es erfordert viel Geduld, die richtige Behandlung für uns selbst zu finden und mit den Herausforderungen im Alltag umzugehen.
Spezielle Neurodermitis-Schulungen für uns als Betroffene, Eltern, oder Betreuungspersonen bieten Hilfe im Umgang mit der Erkrankung und informieren über die Möglichkeiten zur Behandlung. Außerdem findet ihr in Selbsthilfegruppen eine gute Möglichkeit, euch mit anderen Betroffenen auszutauschen.