Der Beauty-Shot gegen Falten!
Beauty-Wundermittel zum Trinken: So sorgt der Anti-Aging-Booster Kollagen sofort für straffe Haut
- Aktualisiert: 24.05.2023
- 16:19 Uhr
- Johanna Holzer
Kollagen zum Trinken klingt wie der Jungbrunnen, auf den wir alle gewartet haben. Täglich ein Schluck und schon ist die Haut wieder prall und glatt. Glaubt man den Selbstberichten auf TikTok, Instagram und Co., dann schmeckt der Kollagen-Shot auch noch. Bleibt nur noch die Frage, ob etwas Wahres dran ist?! Wir haben Kollagen zum Trinken durchgecheckt und selbst probiert. Erfahrt hier, ob wir jetzt 10 Jahre jünger aussehen oder die Haut unverändert geblieben ist.
Kann man Influencer:innen und Kollagen-Kund:innen glauben? Oder sollten wir uns doch lieber auf die Wissenschaft verlassen? Wir haben uns die Versprechen der Hersteller:innen angehört, die erhofften Vorteile und Wirkungen angesehen, uns über Risiken von trinkbarem Kollagen informiert und die Studienlage hinter Kollagen zum Trinken gescannt.
Schnappt euch also euren Collapuccino (Cappuccino mit Kollagen-Shot), wir klären für euch die Frage: Kollagen zum Trinken – bringt das was?
Anti-Aging-Druck? Keine Sorge, ihr seid nicht allein!
Beauty-Expertin Susanne Krammer und Beauty-Redakeurin Jannah Fischer quatschen im Video-Podcast Wimperntsucheln über den Druck, immer jung und frisch auszusehen. Ob da auch ein Shot Kollagen im Wasserglas war? Mehr gibt's im Video...
Anti-Aging-Wunder: So wirkt Kollagen für straffe Haut am Körper und im Gesicht
Was ist Kollagen und was hat es mit der Haut zu tun?
Kollagen kommt nicht nur in der Haut, sondern im ganzen Körper vor. Das wichtige Strukturprotein hält unser Gewebe ebenso wie unsere Knochen zusammen. Die Kollagen-Typen I, III, IV und VII stecken in unserer Haut und übernehmen dort eine essenzielle Rolle. Sie sind für Halt, Struktur und Elastizität zuständig und für die oft angepriesene berühmte Sprungkraft.
Die Typen I, II und III machen ca. 80 % bis 90 % des Kollagenanteils im Körper aus. Klar, denn sie sind Bestandteil unserer Haut und diese ist schließlich unser größtes Organ. Typ I kommt am häufigsten vor und ist einer der Hauptbestandteile unseres Bindegewebes, während Typ II vor allem im Knorpel und in den Augen vorkommt und Typ III in der Haut, den Muskeln und den Blutgefäßen.
Ohne Kollagen beginnt die Haut zu zerfallen. Sie erschlafft und entwickelt Falten. Dieser Prozess ist mit zunehmendem Alter zwar unvermeidlich, da das Kollagen in jedem Körper im Laufe der Zeit unaufhaltsam abnimmt. Aber indem wir unseren Körper mit Nachschub versorgen, können wir den Prozess zumindest verlangsamen – Kollagen ist also ein klassisches Anti-Aging-Mittel. Apropos verlangsamen, beschleunigen geht natürlich auch: Der Abbau von Kollagen wird nämlich von verschiedenen Umweltfaktoren wie bspw. Sonneneinstrahlung vorangetrieben.
Warum können wir nicht einfach dem Körper so viel Kollagen zuführen, um den Haut-Zerfall auszugleichen? Können wir nicht einfach täglich einen Shot Kollagen in unseren Kaffee, in unser Serum und in unsere Bodylotion geben und für immer mit fester und praller Haut leben? Das wäre wirklich zu schön, um wahr zu sein. Ganz so einfach ist das Prinzip mit dem Kollagen zum Trinken oder Schlucken nämlich nicht.
Wie kann man Kollagen zu sich nehmen?
Vor wenigen Jahren tauchten die ersten Kollagenpräparate zum Einnehmen auf. Von Kollagen-Drinks über Gummibärchen bis hin zu Pulver, die Auswahl ist inzwischen riesig. Man kann sein Kollagen nicht nur in den Smoothie oder Saft kippen, einige Wellness-Cafés bieten sogar Cappuccino mit Kollagen-Shot an. Die Drinks sollen natürlich nicht nur der Erfrischung dienen, primär versprechen sie pralle Haut, kräftige Haare und gesunde Gelenke.
Die verschiedenen Präparate lassen sich grob in zwei Lager aufteilen: Zum einen findet man auf dem Beauty- und Wellnessmarkt viel Meereskollagen, das in der Regel aus Fischen gewonnen wird. Zum anderen findet man aber auch tierisches Kollagen, das zum Beispiel aus den Knochen und dem Gewebe von Kühen und Schweinen stammt. Pflanzliche Alternativen gibt es nicht! Man kann kein veganes Kollagenpulver oder einen veganen Kollagen-Shot einnehmen. Jene Produkte, die dies versprechen, enthalten lediglich pflanzliche Stoffe, welche die körpereigene Kollagenproduktion ankurbeln.
Möglichkeiten, Kollagen einzunehmen, gibt es also viele. Aber wie hoch stehen die Chancen, dass all diese Präparaten und Nahrungsergenzungsmittel tatsächlich etwas bringen?
Kann Kollagen zum Trinken die Haut verbessern?
Schön wär's! Aber so genau wissen wir das eigentlich gar nicht – zumindest noch nicht. Expert:innen halten es für unwahrscheinlich, dass ein Kollagen-Drink die Haut straff, fester und gesünder machen kann. Aber es gibt noch keine Beweise, die eindeutig gegen oder für die Wirkung von Kollagen sprechen.
Obwohl Kollagenpräparate auf Social Media und in der Werbung ganz groß promotet werden, gibt es kaum Daten, die ihre stärkende Wirkung wirklich belegen würden. Um die Zweifel der Skin-Expert:innen besser zu verstehen, wollen wir uns ansehen, was mit dem Kollagen passiert, wenn wir es einnehmen.
Was passiert mit Kollagen zum Trinken im Körper?
Kollagen ist ein relativ großes Molekül, das bei der Einnahme im Darm in Teile zerlegt wird. Wenn wir also Pulver oder Kollagen in Form von anderen Nahrungsergänzungsmitteln zu uns nehmen, kommt gar nicht das ganze Kollagenmolekül in der Haut an. Was die Haut bekommt, sind eher Proteinfragmente oder einzelne Aminosäuren. Zweck und Nutzen der Kollagenmoleküle kommen also nicht in vollem Umfang zum Tragen, weil es von der Verdauung schon so früh so stark abgebaut wird.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: Kollagen, das über unsere Nahrung in den Körper gelangt, steuert nicht instinktiv die Zornesfalte auf der Stirn an und baut das Hautgewebe genau dort auf, wo es gebraucht wird oder wir es gerne hätten. Kollagen steckt auf natürliche Weise im ganzen Körper und würde sich, selbst wenn es durch das Verdauungssystem gelangen könnte, im ganzen Körper verteilen. Die aufgespaltenen Aminosäuren, die nach der Zerteilung übrig bleiben, werden schließlich auch nicht als Kollagenbausteine erkannt. Der Körper kann sie für viele andere Funktionen nutzen.
Wir verstehen nun die allgemeine Skepsis gegenüber der Kollagenpräparate, aber wenn man die Wirkung und die von Influencer:innen und Hersteller:innen versprochenen Vorteile weder belegen noch umstürzen kann, was kann man mit Sicherheit über Kollagen zum Schlucken überhaupt sagen?
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Was hält die Wissenschaft von Kollagen zum Trinken?
Kollagen ist wirklich in aller Munde: Alle scheinen es gerade einzunehmen (ich übrigens auch). Selbst in der Forschung wird essbares Kollagen heiß diskutiert. Unterschiedliche Forschungsansätze und Studien führten bisher zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen.
So gibt es Studien, die ergaben, dass Kollagenpräparate die Haut verbessern. Aber diese wurden alle an Mäusen, Ratten und sogar Schweinen durchgeführt. Und was im Labor oder eben an Labortieren funktioniert, funktioniert nicht immer zwangsläufig auch auf und in unserer Haut. Ein weiteres Problem bei diesen Studien ist, dass sie oft eine Kombination von Inhaltsstoffen verwendet haben. Das bedeutet, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, dass die Hautverbesserung nur auf das Kollagen zurückzuführen ist.
Neben den Laborberichten gibt es tatsächlich auch klinische Humanstudien zu Kollagen. Aber viele dieser Studien werden von den Hersteller:innen oder Vertreibern selbst durchgeführt. Die offensichtliche Voreingenommenheit für die Veröffentlichung guter Ergebnisse rückt diese Studien in ein zweifelhaftes Licht.
Hinzu kommt, dass es 28 Arten von Kollagen gibt. All diese vielen verschiedenen Kollagen-Typen bestehen aus Tausenden Aminosäuren. Um einen oder mehr Kollagenproteine in einem Nahrungsergänzungsmittel zu verwenden, wird meist hydrolysiertes, also aufgespaltenes Kollagen genutzt. Wenn also eine Studie die Wirksamkeit eines Kollagen-Typen zeigt, dann gilt das Ergebnis nicht für alle 27 weiteren Typen und erst recht nicht für unterschiedlich hydrolysiertes Kollagen.
Eine Beispielstudie führte tatsächlich zu einer verbesserten Hautstruktur der Proband:innen. Bei dieser Humanstudie nahmen die Proband:innen täglich ein Präparat ein, das 5 Gramm hydrolysiertes Kollagen aus Fischknorpel sowie eine ganze Reihe anderer Vitamine und Mineralien enthielt. Trockenheit, Falten und die Tiefe der Nasolabialfalten verbesserten sich nach 60 Tagen, und die messbare Kollagen-Dichte und die Festigkeit der Haut verbesserten sich nach 12 Wochen.
Klingt doch vielversprechend! Aber nun kommen wir zu den ernüchternden Hintergründen der Studie: Während der meisten Teile der Studie wurde keine Placebokontrolle angewendet, und sie wurde vollständig von dem Unternehmen veröffentlicht, welches das getestete Ergänzungsmittel herstellt.
Ein anderes Ergebnis wirkt im Vergleich dazu schon seriöser: Es handelt sich dabei immer noch um eine Marken gesponserte Studie, allerdings eine, die in Zusammenarbeit mit einer Universität durchgeführt wurde. Die freiwilligen Proband:innen nahmen acht Wochen lang entweder ein tägliches Ergänzungsmittel mit 2,5 Gramm Kollagenpeptid oder ein Placebo ein. Die Forscher:innen dokumentierten die Verbesserung der Augenfalten, des Hautbildes und der Elastizität der Haut nach acht Wochen.
Eine weitere placebokontrollierte Studie, die allerdings ebenfalls von einem Hersteller durchgeführt wurde, ergab, dass 10 Gramm Kollagenpeptidzusatz täglich eingenommen, die Hautfeuchtigkeit nach acht Wochen verbessern, die Kollagen-Dichte erhöhen und den Kollagen-Abbau nach vier Wochen bremsen.
Nun, wenn wir uns noch nicht ganz sicher sind, wie gut Kollagen zum Schlucken wirklich wirkt, dann können wir immerhin mit Sicherheit sagen, dass es zumindest nicht schadet. Oder? Ja, Kollagenpräparate sind laut Expert:innen in der Regel sicher. Sicher, aber nicht besonders sinnvoll, zumindest bis mehr handfeste Nachweise zur Wirkung vorliegen.
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The Bottom Line: Kollagen zum Trinken
Wir können also unterm Strich lediglich festhalten, dass die aktuelle Studienlage noch nicht ausreicht, um solide Schlüsse zu ziehen. Weshalb Dermatolog:innen und Ernährungsexpert:innen eher topische Behandlungen empfehlen.
Es sieht ganz so aus, als wäre es effektiver, im Jungbrunnen zu baden als daraus zu trinken. Aber auch das funktioniert nicht ganz so einfach. Topisch angewendete Produkte wie Cremes, Seren und Co. enthalten nur selten Kollagen als Inhaltsstoff. Es gibt sie, aber auch ihre Wirkung ist umstritten. Was hingegen ausreichend untersucht und belegt wurde, ist die Wirkung von Inhaltsstoffen, welche die Bildung von körpereigenem Kollagen verbessern. Kollagenstärkende Stoffe sind zum Beispiel Retinol (Vitamin A) und Tretinoin (Vitamin-A-Säure). Sie gelten nachweislich als kollagenfördernd und bilden den Goldstandard für die Stärkung und Bildung von Kollagen in der Haut.
Außerdem kann man mit viel Feuchtigkeit, antioxidativen Inhaltsstoffen sowie Sonnenschutzmitteln mit hohem UVA-Schutz, freie Radikale daran hindern, Kollagen abzubauen.