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Gesundheit

Zähneknirschen: Darum kann es schlimme Folgen haben

  • Veröffentlicht: 14.12.2023
  • 05:00 Uhr
  • Julia Wolfer
Eine Aufbissschiene schützt vor Schäden durch Zähneknirschen.
Eine Aufbissschiene schützt vor Schäden durch Zähneknirschen.© IMAGO/Bihlmayerfotografie

Zähneknirschen ist weit verbreitet: Ein Fünftel der Menschen tut es meist unbewusst. Aber warum eigentlich - und welche Folgen kann das haben? Hier erfährst du, was du gegen Zähneknirschen tun kannst und ob eine Knirschschiene tatsächlich Abhilfe schafft.

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Zähneknirschen: Das Wichtigste zum Thema

  • Beim Zähneknirschen (Bruxismus) werden die Kaumuskeln unbewusst angespannt. Meist geschieht das tagsüber, aber auch in der Nacht. Der natürliche Schutzreflex gegen zu starkes Kauen ist dabei deaktiviert. Die Beißkraft ist rund zehnmal stärker als bei normalem Kauen.

  • Das Knirschen kann zu schweren Schäden an Zähnen und Kiefer führen. Auch Migräne und Verspannungen können dadurch verursacht werden.

  • Rund 20 Prozent der Menschen sind von Bruxismus betroffen, Männer und Frauen gleichermaßen. Auch bei Kindern tritt Zähneknirschen auf.

  • Als häufigste Ursachen für Bruxismus gilt Stress. Aber auch Umwelteinflüsse, orthopädische Kieferprobleme und andere Erkrankungen können dafür verantwortlich sein.

  • Knirschschienen schützen die Zähne vor Schäden und entlasten Kiefer und Kaumuskulatur. Die Ursachen können sie allerdings nicht beheben. 

Zähneknirschen: Das passiert dabei genau

Zähneknirschen, auch Bruxismus genannt, ist eine mechanische Fehlbelastung der Zähne. Meist völlig unbewusst, spannen sich die Kaumuskeln an und ziehen den Unterkiefer nach oben. Dadurch werden die Zähne gegeneinander gepresst, entweder mit Bewegung des Kiefers (Zähneknirschen) oder ohne (Zähnepressen).

Natürliche Schutzreflexe gegen zu starkes Kauen sind bei dem unbewussten Vorgang deaktiviert: Die Beißkraft ist dabei rund zehnmal stärker als bei normalem Kauen. Bis zu 480 Kilogramm pro Quadratzentimeter können auf einem Zahn lasten.

Bei Erwachsenen tritt das unbewusste Zähneknirschen vor allem tagsüber auf (Wachbruxismus). Aber auch nachts, wenn das Bewusstsein völlig ausgeschaltet ist, wird geknirscht (Schlafbruxismus).

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Was sind die Auslöser für Zähneknirschen?

Forscher:innen vermuten, dass es bei Bruxismus meist keine eine alleinige Ursache gibt, sondern verschiedene Faktoren zusammenkommen. Zu den häufigsten Ursachen von Zähneknirschen gehören:

  • Psychische Faktoren: Stress, Nervosität, Ängste, Sorgen und psychische Probleme werden heute als wesentliche Ursache angesehen. Demnach ist Zähneknirschen ein Mechanismus, um Stress abzubauen und ungelöste Alltagsprobleme zu bewältigen. Tatsächlich belegen Studien, dass beim Zähneknirschen Stresshormone im Gehirn abgebaut werden.
  • Orthopädische Probleme: Lange Zeit galten Zahn- und Kiefer-Fehlstellungen als Hauptursache von Zähneknirschen. Demnach sollte das Knirschen und Pressen die Fehlstellung ausgleichen. Allerdings führen Korrekturen der Fehlstellungen nicht immer dazu, dass das Knirschen verschwindet. Heute geht man davon aus, dass Fehlstellungen auch eine Folge von Bruxismus sein können.
  • Beschwerden in Kiefer und Kaumuskeln: Es gibt einen Zusammenhang zwischen Zähneknirschen und Schmerzen in Kiefergelenk und Kaumuskeln. Allerdings ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Beschwerden tatsächlich eine Ursache für Bruxismus sind oder vielmehr eine Folge davon.
  • Umwelteinflüsse: In der Wissenschaft wird der Einfluss von Genussmitteln und Medikamenten als mögliche Auslöser diskutiert. Nikotin, Koffein und Alkohol wurden in Studien bereits als wichtige Faktoren identifiziert.
  • Erkrankungen: Seltener können auch Krankheiten wie das Restless-Legs-Syndrom, nächtliche Atemaussetzer (obstruktive Schlafapnoe), Parkinson, Chorea Huntington oder nächtliche Epilepsie hinter dem Zähneknirschen stecken.

Wann putzt man am besten die Zähne?

Wann putzt man am besten die Zähne?

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Zähneknirschen: Was sind die Folgen?

Zähneknirschen kann auf Dauer schwere Folgen haben und sich auf ganz unterschiedliche Bereiche auswirken:

  • Zähne: Durch das Pressen und Mahlen wird der Zahnschmelz geschädigt. Die Folgen sind schmerzempfindliche, zunehmen poröse und rissige Zähne. Auch Zahnfleischbluten und Entzündungen können auftreten. Im schlimmsten Fall können sich die Zähne lockern oder sogar abbrechen oder ausfallen. Füllungen, Inlays und Zahnersatz – insbesondere aus Keramik - können durch Zähneknirschen ebenfalls beschädigt werden.
  • Kiefer: Auch das Kiefergelenk kann durch das ständige Pressen Schaden nehmen und zu einer Störung des Kausystems führen (Craniomandibulären Dysfunktion, CMD). Schmerzen sowie Geräusche im Kiefer sind die Folge. Sogar Tinnitus (Ohrgeräusch) wird damit in Zusammenhang gebracht. Im schlimmsten Fall können Betroffene den Mund nicht mehr richtig öffnen.
  • Muskulatur: Durch die starke Muskelaktivität kann es zu Verspannungen im Hals- und Kopfbereich kommen. Muskelkater, Migräne, Kopf- und Gesichtsschmerzen sind die Folge. Die Kaumuskulatur kann sich durch die Beanspruchung vergrößern und das Gesicht breiter wirken lassen.

Wie merke ich, dass ich mit den Zähnen knirsche? Das sind die Symptome

Viele Betroffene wissen nicht, dass sie mit den Zähnen knirschen, denn es passiert unbewusst. Häufig werden sie von ihrer Partnerin oder ihrem Partner darauf aufmerksam gemacht - doch nicht immer verursacht das Zähneknirschen Geräusche. Weitere Symptome können sein:

  • Empfindliche oder sogar lockere Zähne
  • Morgendliche Zahn- und Kieferschmerzen
  • Mund kann nicht mehr vollständig geöffnet werden (Kieferklemme)
  • Muskelkater im Bereich der Backe
  • stark vergrößerte Kaumuskulatur
  • nach dem Aufwachen Kopfschmerzen im Bereich der Schläfe
  • Verspannungen in Schultern und Nacken
  • schlechte Schlafqualität

Bei der Kontrolluntersuchung kann die Zahnärztin oder der Zahnarzt Zähneknirschen an abgeschliffenen Kauflächen, Rissen im Zahnschmelz oder Zahnverkürzungen, etwa an den Eckzähnen, feststellen.

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Zähneknirschen behandeln: Wann solltest du zum Arzt gehen und was passiert dann?

🩺 Wenn du Risse, abgeschliffene oder abgeplatzte Stellen an deinen Zähnen entdeckst oder andere der oben genannten Symptome bei dir feststellst, solltest du das in einer Zahnarztpraxis abklären lassen.

🦷 Wenn sich der Verdacht auf Bruxismus erhärtet, wird die Zahnärztin oder der Zahnarzt zunächst untersuchen, ob Probleme des Zusammenbisses vorliegen. Sind etwa zu hohe Füllungen die Ursache, kann das durch Abschleifen schnell behoben werden.

😬 Stecken andere Ursachen dahinter, kann eine Aufbiss- oder Knirschschiene als Sofortmaßnahme angefertigt werden. Sie schützt die Zähne nachts vor weiteren Schäden. Die Ursache für das Knirschen kann sie in aller Regel aber nicht beheben.

💉 Ein anderer Ansatz ist, Zähneknirschen mit Botox-Injektionen in die großen Kaumuskeln (Masseter- oder Schläfenmuskel) zu behandeln. Durch das Nervengift wird die Muskelaktivität gedämpft - das Knirschen verschwindet, aber die normale Kau-Fähigkeit bleibt erhalten. Die Wirkung hält rund sechs Monate an. Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen.

🏥 Besteht der Verdacht, dass andere Erkrankungen wie Schlafapnoe oder Depression dahinterstecken, solltest du eine Facharztpraxis für das jeweilige Problem aufsuchen.

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Knirschschiene: Wie hilft sie gegen Zähneknirschen

Die Schiene liegt wie ein Schutzschild zwischen den Zähnen und verhindert nicht nur weiteren Zahnabrieb, sondern entlasten auch Kiefergelenk und Kaumuskulatur. Wichtig ist, dass die Schiene nachts regelmäßig getragen wird. Bei schweren Fällen von Wachbruxismus kann es auch tagsüber notwendig sein. Ob sich durch die Schiene das Knirschen selbst reduzieren lässt, ist allerdings umstritten.

Knirschschienen gibt es aus hartem oder weichem Kunststoff. Weiche Schienen sind angenehmer zu tragen, allerdings kann durch sie nach Ansicht mancher Expert:innen die Aktivität der Kaumuskulatur sogar zunehmen. Am häufigsten kommen adjustierte Schiene aus hartem Kunststoff für den Unterkiefer zum Einsatz. Adjustiert bedeutet, dass die Schiene an das eigene Zahnrelief angepasst ist. Dadurch können die Bisslage korrigiert und auch andere Kieferbeschwerden reduzieren werden.

Material und Zahnarzthonorar für die Knirschschiene werden von der Krankenkasse übernommen. Die Diagnostik müssen Patient:innen aber häufig selbst bezahlen, was mehrere hundert Euro kosten kann. Knirschschienen, die nicht individuell an den Kiefer angepasst werden (Miniplastschienen) sind meist günstiger. Sie sind allerdings nur als Erste-Hilfe-Maßnahme sinnvoll und sollten nicht für längere Zeit angewendet werden.

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Wer ist vom Zähneknirschen betroffen?

Schätzungen gehen davon aus, dass rund 20 Prozent der Menschen von Bruxismus betroffen sind, Frauen und Männer gleichermaßen. Insbesondere in der Altersgruppe der 30- und 45-Jährigen tritt Bruxismus gehäuft auf. Schlafbruxismus dürfte mit zunehmendem Alter aber seltener auftreten.

Auch bei Kindern kommt Zähneknirschen vor. Anders als bei Erwachsenen gilt es bei ihnen jedoch als natürlicher Teil der Entwicklung: Durch das Abschleifen der Kauflächen soll sich das Gebiss bei Kindern formen. Sobald die bleibenden Zähne entwickelt sind, ist das Knirschen jedoch schädlich und sollte aufhören.

Was kann ich selbst gegen Zähneknirschen tun?

  • Selbstbeobachtung: Bei Wachbruxismus kannst du versuchen dir bewusst zu machen, in welchen Situationen du mit den Zähnen knirscht. Versuche das Knirschen zu unterbrechen und es dir dadurch abzugewöhnen.
  • Selbstmassage: Massiere mit leicht kreisenden Bewegungen am Anfang des Kieferknochens und arbeite dich langsam Richtung Kinn vor. Das entspannt die Muskulatur.
  • Dehnungsübungen: Lege eine Hand an das Kinn und ziehe den Unterkiefer vorsichtig nach unten, sodass der Mund maximal geöffnet ist. Halte die Dehnung für zwei Minuten.
  • Entspannungsübungen: Da Zähneknirschen oftmals durch Stress bedingt ist, können Entspannungstechniken wie Meditation oder autogenes Training sowie Yoga bei Zähneknirschen helfen.

Häufige Fragen zum Zähneknirschen

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