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Wie mächtig ist die Sekte?

Eine Kindheit bei Scientology: "Es war erniedrigend"

  • Aktualisiert: 03.09.2024
  • 04:54 Uhr
  • Jessica Steffens
Zu den riesigen Gebäuden von Scientology (Hier in Los Angeles, USA) haben Journalist:innen keinen Zutritt.
Zu den riesigen Gebäuden von Scientology (Hier in Los Angeles, USA) haben Journalist:innen keinen Zutritt.© picture alliance / Newscom

Scientology birgt insbesondere für Familien und Kinder eine Gefahr. Aussteiger:innen berichten von den fragwürdigen Techniken der Sekte, die schon die Jüngsten erdulden müssen. In "Deconstructed: Scientology" will Galileo die Grundfesten der Sekte verstehen und dringt in die tiefen Strukturen der Organisation ein.  

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Wie mächtig ist Scientology wirklich? Galileo klärt auf.

Das ist "Scientology"

  • Scientology wurde in den 1950er Jahren von dem Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbert gegründet. Die Organisation sieht sich selbst als neue Erlösungsreligion.

  • Scientolog:innen glauben, dass jeder Mensch ursprünglich gut ist und durch Engramme, negative Ereignisse aus der Vergangenheit, gehindert wird, sein volles Potenzial zu entfalten.

  • Fragwürdige Techniken wie Dianetik und Auditing sollen diese Engramme auflösen und dem Menschen zu seinem unsterblichen innersten Wesen, dem "Thetan" verhelfen.

  • Scientology gibt an, weltweit über 3 Millionen Anhänger zu haben. Experten und Behörden gehen allerdings eher von 40.000 Mitgliedern aus. Insbesondere in den USA ist die Sekte stark vertreten.

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Die Kinder von Scientology: Gehirnwäsche durch "Auditing"

"Es war erniedrigend. Und ich wollte das nicht. Ich behauptete, dass es mir besser geht, um aufhören zu dürfen", fasst Astra Woodcraft ihre Erfahrungen als ehemaliges Mitglied von Scientology zusammen. Schon früh lernte sie das zu sagen, was man von ihr hören wollte. In einem Interview berichtet die junge Frau von ihrer Kindheit bei Scientology.
Sie war erst sechs Jahre alt, als sie das erste Mal von ihrer Mutter zu einer sogenannten "Auditing"-Sitzung gebracht wurde.

Der Auditor befahl mir eine Wand anzustarren, sie zu berühren, ihr den Rücken zu kehren. Zurückzugehen. Immer und immer wieder.

Astra Woodcraft

"Auditing" ist eine der zentralen Techniken Scientologys zur "Bewusstseinserweiterung". Ziel sei es, den Menschen "aufzuwecken" und von belastenden, traumatischen Erfahrungen zu befreien.

Hat man das geschafft, wird man zum sogenannten "Clear". Sekten-Gründer und Science-Fiction-Autor L. Ron Hubbert verspricht seinen Anhänger:innen in diesem Bewusstseinszustand nicht nur einen gesteigerten IQ, sondern auch eine optimale Gesundheit.

Scientology-Austeiger:innen sind da anderer Meinung:
Sie beschreiben das "Auditing" als Gehirnwäsche, mit dem Ziel, psychisch labilen Menschen an die Sekte zu binden. In Astra Woodcrafts Kindheit gehörten "Auditing"-Sitzungen zum normalen Alltag.

Sie ist eine der berühmtesten Aussteiger:innen: Mit ihrer Scheidung von Scientology-Anhänger Tom Cruise im Jahr 2008 wollte <a data-li-document-ref="62179" href="https://www.prosieben.at/themen/stars/profile/katie-holmes-62179">Katie Holmes</a> die gemeinsame Tochter Suri vor der Sekte schützen.
Sie ist eine der berühmtesten Aussteiger:innen: Mit ihrer Scheidung von Scientology-Anhänger Tom Cruise im Jahr 2008 wollte Katie Holmes die gemeinsame Tochter Suri vor der Sekte schützen.© ddp/MostWantedPictures

"Einige von uns wurden körperlich misshandelt"

Das ganze Interview von Astor ist auf der Webseite exscientologykids.com zu finden.

Auf der Website tauschen sich ehemalige Scientolog:innen untereinander aus, die alle eines gemeinsam haben: Eine Kindheit in der wohl bekanntesten und umstrittensten Sekte der Welt.

Auf der Landingpage heißt es: "Einige von uns haben aufgrund der Trennungsrichtlinie von Scientology ihre Familien verloren, einige von uns wurden körperlich misshandelt und einigen von uns wurde eine angemessene Ausbildung verweigert."

Mitbegründerin der Webseite ist die Ex-Scientologin Jenna Miscavige Hill. Sie ist die Nichte des derzeitigen Scientology-Führers David Miscavige.

In ihrer Autobiografie "Mein geheimes Leben bei Scientology und meine dramatische Flucht" (2013) verarbeitet Jenna ihre Erlebnisse. 

Nachdem ihre Eltern die Sekte 2005 verlassen hatten, wurde sie von ihrer Familie abgeschnitten. Scientology soll Briefe von Jennas Eltern abgefangen haben. Ihr selbst sei es über ein Jahr verboten gewesen, ans Telefon zu gehen. 

2005 gelang Jenna die Flucht. Damals war sie 21 Jahre alt.

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Verfassungsschutz warnt vor Scientology-Inhalten für Kinder

Warum die Organisation besonders für Kinder und deren Familien gefährlich ist, weiß Matthias Pöhlmann, Sekten-Beauftragter der Evangelisch-Lutherischen Kirche Bayern:

Scientology sieht Kinder als Erwachsene in kleinen Körpern. Sie sollen früh indoktriniert werden.

Matthias Pöhlmann

Um neue Mitglieder anzuwerben, spricht Scientology vor allem Grundbedürfnisse von Menschen nach Zuwendung, Kontakten, Angstfreiheit, Sicherheit und Erfolg an. Techniken wie "Auditing" sollen aber auch Lernfähigkeit und Schulleistungen bei Kindern fördern.

In Deutschland warnt der Verfassungsschutz immer wieder vor Scientology-Formaten im Internet, die Kinder ansprechen sollen. Darunter ein Podcast, der bis heute auf gängigen Anbietern verfügbar ist.

Der Podcast für Kleinkinder mit dem Namen "Tierische Abenteuer von Amandas Bauernhof" wurde von Scientologin Gloria S. produziert und enthält in 25 Episoden mehrere "Abenteuer", die stets mit erzieherischen Inhalten verbunden sind. Natürlich stets im Sinne von Scientology.

Das Konzept hinter solchen kinderspezifischen Angeboten heißt "Applied Scholastics". Von Nachhilfe bis Kinderbetreuung sollen damit scientologische Inhalte vermittelt werden.

Gründer Hubbard verfolgte mit Scientology das Ziel, eine neue Weltordnung zu schaffen, in der eine scientologische Elite über andere herrscht. Die Indoktrination von Kindern soll bereits ab einem Alter von sechs Jahren beginnen. 

Hierzulande wird Scientology aufgrund der zentralen antidemokratischen Inhalte ihrer Ideologie seit 1997 durch den Verfassungsschutz beobachtet.

Wie mächtig ist Scientology wirklich? Warum unterstützen Hollywoodgrößen wie Will Smith und Tom Cruise die Sekte und warum ist die Organisation nicht aufzuhalten? Das alles erfährst du bei "Deconstructed: Scientology" - Zu sehen bei Galileo heute um 19:05 Uhr auf ProSieben und im Stream auf Joyn.

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