Anzeige
Abuna Yemata Guh

Äthiopien: In diesen Bergen liegt die gefährlichste Kirche der Welt

  • Veröffentlicht: 08.10.2024
  • 09:00 Uhr
  • Claudia Frickel
Ein Priester auf dem schwindelerregenden Weg zur Felsenkirche Abuna Yemata Guh.
Ein Priester auf dem schwindelerregenden Weg zur Felsenkirche Abuna Yemata Guh.© imago images/robertharding

In einem 2.600 Meter hohen Gebirge in Äthiopien liegt die Felsenkirche Abuna Yemata Guh. Wer sie besuchen will, muss eine senkrechte Felswand hinaufklettern und sich an einem schmalen Vorsprung entlang hangeln - barfuß. Warum liegt die Kirche so gefährlich und abgelegen?

Anzeige

Felsenkirche Abuna Yemata Guh: Das Wichtigste in Kürze

  • Abuna Yemata Guh ist eine monolithische Felsenkirche in der äthiopischen Provinz Tigray. Sie befindet sich in den Gheralta-Bergen auf einer Höhe von 2.600 Metern über dem Meeresspiegel.

  • Erreichbar ist Abuna Yemata Guh ausschließlich zu Fuß. Ein falscher Schritt kann den Tod bedeuten, denn es geht mehr als 300 Meter in die Tiefe. Trotzdem ist nach Angaben der Priester noch nie jemand gefallen.

  • Ihre Erbauer:innen haben die Kirche im 6. Jahrhundert n Chr. in eine Klippe gehauen. Das orthodox-christliche Gotteshaus wurde komplett aus dem und in den Sandstein gemeißelt.

  • Die Kirche liegt so hoch, weil die Gläubigen und Priester sich damit Gott näher fühlen. Berühmt ist die Kirche auch für ihre gut erhaltenen Wand- und Deckenmalereien, die vor allem Heilige darstellen.

  • Die Kirche ist eine von über 100 Felsenkirchen im nördlichen Äthiopien - aber die einzige, deren Besuch so gefährlich ist.

Der gefährliche Aufstieg zur Felsenkirche

⛰️ Zur Felsenkirche Abuna Yemata Guh führt keine Straße: Es bleibt Gläubigen nichts anderes übrig, als zu Fuß hinaufzuklettern. Die Priester machen das regelmäßig, sogar 80-jährige. Einer davon ist Father Assefa, der den Berg seit 50 Jahren täglich erklimmt. Auch Mütter begeben sich mit Neugeborenen auf den Weg, um diese taufen zu lassen.

🧗 Traditionell erfolgt der anstrengende Aufstieg barfuß und ohne jede Sicherung - also ohne Seil, Gurt und Karabiner.  Besucher:innen und Priester müssen eine schmale hölzerne Brücke sowie eine natürliche Steinbrücke überwinden, bei der es auf beiden Seiten 250 Meter in die Tiefe geht. Geländer gibt es nicht.

🦶 Dann folgt eine Kletterpartie an einer senkrechten, zehn Meter hohen Felswand. Es gibt nur ein paar hervorstehende Fels-Teile und Löcher an und in denen Füße und Hände Halt finden.

📏Kurz vor dem Eingang zur Kirche wartet ein nur 50 Zentimeter breiter Felsvorsprung. Das ist schmaler als ein Standard-Herd in der Küche. An dem Absatz müssen Kirchenbesucher:innen sich vorsichtig entlang hangeln: Auf einer Seite befindet sich die hohe Felswand, auf der anderen ein steiler Abgrund. Es geht 300 Meter tief hinab - wer hier herunterfällt, ist mit Sicherheit tot.

😇Trotz des gefährlichen und halsbrecherischen Wegs zu Abuna Yemata Guh ist in den 1.400 Jahren ihres Bestehens noch nie jemand abgestürzt, sagen die Priester. Sie glauben, dass Gott und Heilige die Region und die Gläubigen beschützen. Der gefährliche Aufstieg ist für die Anhänger:innen ein Akt des Glaubens und ein Zeichen ihrer Hingabe.

🪢 Als Tourist:in kannst du dir im nahe gelegenen Ort übrigens Sicherungs-Seile oder Klettergurte ausleihen. Zudem stehen Einheimische bereit, die dir beim gefährlichen Aufstieg helfen.

Anzeige
Anzeige

Die Geschichte von Abuna Yemata Guh: So entstand die Felsenkirche 

🗓️ Wer genau die Kirche Abuna Yemata Guh in den Fels geschlagen hat und wann das geschah, ist unklar. Legenden aus der Gegend zufolge soll sie im sechsten Jahrhundert nach Christus entstanden sein.

☦️ Als Erbauer gilt Abuna Yemata, nach dem das Gotteshaus auch benannt ist. Er war einer der Neun Heiligen. Das waren dem Glauben nach Männer aus Rom, Konstantinopel und Syrien, die im fünften und sechsten Jahrhundert auszogen, um Äthiopien zum Christentum zu missionieren.

⚒️ Weil die der oder die Baumeister:innen die Kirche in den weichen Sandstein der Gheralta-Berge schlugen, benötigten sie keine weiteren Baumaterialien. Sie schufen im Inneren auch mehrere Säulen.

📏 Den Eingang zur Kirche bildet ein schmaler Spalt in der Felswand. Der Innenraum ist klein: Er misst nur 15 Quadratmeter. Die Höhe beträgt rund drei Meter. Darin befindet sich ein Altar.

🦴 Ganz in der Nähe der Felsenkirche befindet sich eine Höhle mit Skeletten und Knochen. Dort werden seit Jahrhunderten Priester, Mönche und Nonnen begraben.

So sieht die Felsenkirche Abuna Yemata Guh aus

1 / 5
Das Panoramabild einer Drohne zeigt einen Priester, der aus dem "Fenster" der Kirche herausschaut.
© imago images/robertharding

Das Panoramabild einer Drohne zeigt einen Priester, der aus dem "Fenster" der Kirche herausschaut.

In diesem Felsturm befindet sich die Felsenkirche Abuna Yemata Guh.
© picture alliance / Zoonar

In diesem Felsturm befindet sich die Felsenkirche Abuna Yemata Guh.

Felsmalereien im Inneren der Kirche. Sie zeigen unter anderem den Evangelisten Johannes und einen Eremiten, der wilde Tiere zähmt.
© picture alliance / Bildagentur-online/Fischer

Felsmalereien im Inneren der Kirche. Sie zeigen unter anderem den Evangelisten Johannes und einen Eremiten, der wilde Tiere zähmt.

er Höhle nahe der Kirche Abuna Yemata Guh sind Priester, Mönche und Nonnen begraben.
© IMAGO/Depositphotos

er Höhle nahe der Kirche Abuna Yemata Guh sind Priester, Mönche und Nonnen begraben.

Ein Priester steht auf den Felsvorsprüngen vor der Kirche.
© imago images/robertharding

Ein Priester steht auf den Felsvorsprüngen vor der Kirche.

Die berühmten Fresken in der Felsenkirche

Die Felsenkirche Abuna Yemata Guh ist nicht nur berühmt, weil sie so schwer zu erreichen ist. Auch ihre gut erhaltenen Wand- und Deckenmalereien sind beeindruckend. Sie stammen aus dem 15. Jahrhundert.

Die trockene Luft und die geringe Luftfeuchtigkeit der Region haben dafür gesorgt, dass die farbenfrohen Fresken nicht ausgeblichen sind. Außerdem ist es im Inneren der Kirche dunkel, wenn die hölzerne Tür geschlossen ist. Und nicht zuletzt wagen sich nicht viele Besucher:innen in die schwindelerregende Höhe, die die Malereien beschädigen könnten.

Die Bilder zeigen unter anderem neun der zwölf Apostel von Jesus sowie weitere heilige Figuren. Kleidung und Gesichter sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Unter anderem sind bei allen biblischen Figuren beide Augen zu sehen. Böse Charaktere dagegen wurden im Profil dargestellt, es ist nur ein Auge zu erkennen. So kannst du sie leicht voneinander unterscheiden.

In der Kirche befindet sich auch eine alte, prachtvolle Bibel aus Ziegenhaut.

Ein Priester sitzt im Inneren der Felsenkirche in Äthiopien. Die Wand- und Deckenmalereien sind sehr gut erhalten.
Ein Priester sitzt im Inneren der Felsenkirche in Äthiopien. Die Wand- und Deckenmalereien sind sehr gut erhalten.© IMAGO/Depositphotos
Anzeige
Die neueste Folge von "Galileo" kostenlos streamen
Galileo Joyn

"Galileo" jetzt auf Joyn streamen

Die wichtigsten Fragen zur Felsenkirche Abuna Yemata Guh

Das könnte dich auch interessieren
Freitag der 13. und ein Hufeisen
News

Freitag, der 13.: Was ist dran am angeblichen Unglückstag?

  • 13.09.2024
  • 11:21 Uhr