Schon als Jugendliche hat Waris Dirie einiges zu überstehen. Als Mitglied einer muslimischen Nomadenfamilie im afrikanischen Somalia muss sie mit fünf Jahren eine grausame Beschneidung über sich ergehen lassen. Als sie als Dreizehnjährige mit einem Mann verheiratet werden soll, flieht Waris Dirie zu einem Onkel in die somalische Botschaft in London. Nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Somalia kann der Verwandte nicht länger in Großbritannien bleiben und Waris Dirie landet auf den Straßen Londons. Doch nach allem, was die Afrikanerin bis dahin durchleiden musste, meint es das Schicksal nun gut mit ihr.
Als Achtzehnjährige wird Waris Dirie in einem Londoner Restaurant von einem Fotografen entdeckt – der Startschuss zu einer internationalen Modelkarriere. 1987 ist die Afrikanerin neben Kolleginnen wie Naomi Campbell auf Fotos im Pirelli-Kalender zu sehen, was sie sofort weltweit bekannt macht. In Waris Diries Steckbrief als Model folgen Jobs für Chanel, Versace und Cartier. Sie läuft auf den Laufstegen von London, Paris und New York. Auf dem Höhepunkt ihrer Modelkarriere verrät Waris Dirie 1997 in einem Interview, dass sie Opfer der Beschneidung geworden ist. Damit tritt das Model eine riesige Welle von Medienberichten los über die Rechte von Mädchen und die grausame Tradition der Beschneidung. Daraufhin macht sie im selben Jahr die UN zur Sonderbotschafterin.
Seit Waris Dirie ihre Geschichte öffentlich gemacht hat, engagiert sich das Model vehement im Kampf gegen die Beschneidung von Mädchen. Ende der Neunzigerjahre veröffentlicht sie mehrere Bücher, die das Leid von jungen Frauen in ihrer afrikanischen Heimat und mitten in den Großstädten Europas aufzeigen. Ihr erstes Buch trägt den Titel "Wüstenblume", die wörtliche Übersetzung ihres Vornamens "Waris". Für ihr Engagement wurde das Model mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.