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"Zervakis & Opdenhövel. Live.": Rückblick - das war die Sendung am 8. Dezember
- Veröffentlicht: 11.03.2022
- 09:31 Uhr
- bs
Das ProSieben-Journal beschäftigt sich diesmal mit #MeToo in der Modelbranche, mit Alltagssexismus und gefährlichen Schönheitsidealen. Außerdem Thema: Legasthenie – wie die angeborene Lese-Rechtschreibschwäche das ganze Leben beeinflusst. Live im Studio: die Moderatorinnen Collien Ullmen-Fernandes und Isabel Varell.
- Jetzt jeden Mittwoch: "Zervakis & Opdenhövel. Live." ist das neue Journal auf ProSieben.
- Moderiert wird das Format von Linda Zervakis und Matthias Opdenhövel.
- Diesmal zu Gast bei #ZOL: u. a. Schauspielerin Isabell Varell und Moderatorin Collien Ulmen-Fernandez
Die gesamte #ZOL-Sendung vom 8. Dezember 2021 als Wiederholung zum Nachschauen.
Nicht erst seit dem Erfolg von "Germany's Next Topmodel" träumen unzählige junge Menschen von einer Karriere auf dem Laufsteg und vor der Kamera. Nach außen hin glitzert die Modebranche verführerisch. Doch der glänzende Lack hat herbe Kratzer bekommen durch den Skandal um den ehemaligen "Elite"-Agenturchef Gérald Marie, der über Jahre Models sexuell missbraucht haben soll, darunter die damals 17-jährige Carré Otis. Nach jahrelangem Schweigen haben jetzt 14 Models Gérald Marie verklagt – die Polizei ermittelt.
Im Clip: Missbrauch in der Modelbranche - keine Einzelfälle
Hat nach der Filmbranche damit nun auch die Modewelt ihr #MeToo? Modeschöpfer Wolfgang Joop hat sie gerade in einem "Spiegel"-Interview als einstmals "wunderbar frivol und frigide" bezeichnet – als eine Welt, in der die Agenturen selbst die Zimmerschlüssel der Models an reiche Männer weitergaben: "Alles war käuflich." Ex-Model und Agenturchefin Claudia Midolo ist live im Studio bei "Zervakis & Opdenhövel. Live.". Sie bestätigt: "Die 90er waren eine wilde Zeit" – mit Drogen, älteren Männern, schmieriger Anmache und der im Subtext mitschwingenden Drohung, dass die Karriere vorbei sein könnte, wenn das Mädchen nicht mitspielt.
Im Clip: Die schöne Fassade bröckelt - #MeToo in der Modebranche
"Zervakis & Opdenhövel. Live.": Sexismus im Sozialexperiment
Tatjana Patitz, Supermodel der 1990er-Jahre, ist aus Berlin zugeschaltet. Sie erzählt, dass sie selbst während ihrer Karriere keine sexuellen Übergriffe erlebt habe. Doch sie unterstützt ihre frühere Kollegin Carré Otis selbstverständlich, ebenso wie die anderen Klägerinnen; deren Geschichten hält sie für absolut glaubwürdig. Heute sei aber vieles anders, "die Mädchen sind nicht mehr so blauäugig", urteilt Claudia Midolo. Und die #MeToo-Bewegung habe gleichfalls viel verändert – die "typischen Macho-Gigolo-Männer" seien aus der Branche verschwunden.
Die Frau als Objekt der Begierde, als Opfer einer toxischen Interpretation von Männlichkeit: Das gibt es nicht nur in der Model-Branche. "Zervakis & Opdenhövel. Live." startet ein Sozialexperiment: Fünf Männer und fünf Frauen schauen sich Szenen an, die man bestenfalls als grenzwertig bezeichnen kann. Gute Nachricht: Die Reaktionen auf die gezeigten Varianten von Übergriffigkeit gegenüber Frauen unterscheiden sich zwischen Männer- und Frauengruppe kaum.
Im Clip: Toxische Männlichkeit im Sozialexperiment
Alltagssexismus im juristischen Graubereich
Was ist noch Flirt, wo fängt sexuelle Belästigung an? Die Rechtsprechung tut sich hier schwer, "das ist ein Graubereich, den der Gesetzgeber nicht wirklich fassen kann", bestätigt Strafrechtler Alexander Stevens bei #ZOL. TV-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes erinnert sich an ein Schulpraktikum in einer Druckerei, bei dem ein Chef mit ihr – damals 12 oder 13 Jahre alt – ständig über Sex-Praktiken reden wollte.
Im Clip: Was ist offensives Flirten und was ist sexuelle Belästigung?
Mehr Body-Positivity: Wer oder was ist schön?
Beauty, heißt es immer, liegt in den Augen des Betrachters. Soll heißen: Hier gibt es keine klaren Maßstäbe, sondern jeder Mensch hat seine ganz eigene Definition von Schönheit. Andererseits gibt es auch ein gewisses kulturelles Verständnis darüber, was als gutes Aussehen gilt. Und das hat sich – von den üppigen Rubens-Schönheiten bis hin zu Model-Ikone Twiggy – im Laufe der Jahrhunderte immer wieder gewandelt. Wer oder was also ist schön?
In der Jetztzeit bestimmen sozialen Medien wie Instagram oder TikTok mit, wie gerade junge Menschen aussehen möchten. Eine Rückenansicht wie die US-Amerikanerin Kim Kardashian: Influencerin Samira Klampfl ließ sich dafür chirurgisch den Po vergrößern. Danach litt sie wochenlang unter Schmerzen– zu spät stellte sie fest, dass ihr Schönheitschirurg in Deutschland offenbar für derartige Operationen gar nicht zugelassen war.
Gefährliche Dilettanten im weißen Kittel: Für #ZOL versuchen die Schülerinnen Celina und Melissa, sich für ein Taschengeld-Budget den Faltenkiller Hyaluronsäure spritzen zu lassen. Sie werden erschreckend oft fündig – bei vermeintlichen Heilpraktiker:innen, die ohne jede Ausbildung und Befähigung Dermalfiller spritzen und damit nicht nur die schöne Optik, sondern auch die Gesundheit und das Leben der Behandelten riskieren. "Lasst nicht an euch herumschnippeln, ihr seid schön so, wie ihr seid", fasst es Matthias Opdenhövel zusammen.
Im Clip: Teenager im Schönheitswahn
Legasthenie: Orientierungslos im Reich der Buchstaben
"Von allen Welten, die der Mensch erschaffen hat, ist die der Bücher die gewaltigste", sagte der Schriftsteller Heinrich Heine. Was aber, wenn diese Welt sich nicht freiwillig öffnet, sondern mühsam geknackt werden muss? Etwa vier Prozent der Schüler:innen in Deutschland leiden unter Legasthenie – eine Erkrankung, die das Erlernen der Basisfähigkeiten Lesen und Schreiben nicht unmöglich, aber sehr schwer macht.
Kai West Schlosser, Art Director in einer Werbeagentur, ist Legastheniker. In der Schule hatte man ihm noch geraten, früh abzugehen. Doch er hielt durch, machte das Abitur, ist inzwischen beruflich erfolgreich. Und will nun anderen Betroffenen Mut machen und dem Tabu-Thema Legasthenie mehr Öffentlichkeit verschaffen. Im "Stern" hat er einen Artikel über seine Störung geschrieben, der komplett unkorrigiert abgedruckt wurde. "Ich bin Kai und ich hase schreiben und lesen ist genau so scheise", steht da. Kai erhielt mehr als 500 Leserbriefe – darunter sehr viel Zuspruch und Anerkennung für seinen Artikel.
Im Clip: Kai Schlosser: "Ich bin 22 Jahre alt und lese und schreibe wie ein Erstklässler"
Geschrieben hatte auch Schauspielerin und Moderatorin Isabel Varell, ebenfalls Legasthenikerin. In der Schule wurde sie von den Lehrer:innen oft für dumm gehalten, "ich war die Lachnummer", erinnert sie sich bei #ZOL. Sie habe sich "gefühlt wie ein Versager und dass aus mir nichts wird". Kleiner Trost für alle, die sich ebenfalls extrem schwer tun mit den Buchstaben: Isabell Varell ist inzwischen – unter anderem – Buchautorin. Und hat so quasi den VIP-Eingang in die Bücherwelt genommen.
Im Clip: Wie beeinträchtigt Legasthenie das Leben von Betroffenen?
Neu-Bundeskanzler Olaf Scholz: Was wissen die Wähler:innen über ihn?
Jene, die in diesem Herbst zum ersten Mal bei einer Bundestagswahl ihr Kreuzchen setzen durften, können sich das vermutlich gar nicht vorstellen: Auch Männer können Bundeskanzlerin. 16 Jahre hatte die CDU-Politikerin Angela Merkel als Regierungschefin die Geschicke des Landes geleitet. An diesem Dezember-Mittwoch aber ist Schluss für sie. Der neue Bundestag hat SPD-Mann Olaf Scholz zum Bundeskanzler gewählt.
#ZOL hat sich aus diesem Anlass auf der Straße umgehört: Was weiß das Volk über den neuen Top-Volksvertreter? Und wie steht es um die frisch installierte Minister:innen-Riege? Schnell wird deutlich: Da muss die Ampel-Koalition noch ganz schön in die Öffentlichkeitsarbeit investieren, damit Annalena Baerbock künftig nicht mehr der CDU zugeordnet wird oder Cem Özdemir gar der AfD. Damit man Olaf Scholz nicht mehr mit Martin Schulz oder wahlweise gar mit einem Angehörigen des Hauses Windsor verwechselt.
Im Clip: Wer ist eigentlich Olaf Scholz?
Welche Themen Linda und Matthias in der nächsten Folge am 15. Dezember aufgreifen: Das siehst du kommenden Mittwoch bei "Zervakis & Opdenhövel. Live." um 21:15 Uhr auf ProSieben und auf Joyn.