Wenn es nie schnell genug sein kann...
Raser-Touristen auf deutschen Autobahnen - so gefährlich ist der Adrenalin-Kick
- Aktualisiert: 12.04.2024
- 17:00 Uhr
- teleschau
So mancher Geschwindigkeits-Junkie aus einem der Nachbarländer macht Abstecher nach Deutschland, um mal ordentlich aufs Gas zu treten. Schließlich gibt es hier kein einheitliches Tempolimit. "Raser-Tourismus" ist zwar legal, aber auch eine Gefahr für die Sicherheit auf deutschen Autobahnen.
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Autobahnraserei in Deutschland
"Freie Fahrt für freie Bürger": Das Motto gilt noch immer. Deutschland ist das einzige Land in Europa, auf dessen Autobahnen keine einheitliche Geschwindigkeitsbegrenzung herrscht. Zumindest dann, wenn nicht gerade wieder eine Baustelle oder Lärmschutz langsameres Fahren vorschreiben. Und vielleicht hast auch du schon mal bei freier Strecke etwas mehr Gas gegeben.
Im Clip: Die Schweizer Matthias und Marco auf der deutschen Autobahn
Gefährlicher Adrenalin-Kick: Raser-Touristen auf deutschen Autobahnen
"Fahren in der Schweiz ist sehr einseitig, monoton, langweilig"
Diesen Nervenkitzel lieben nicht nur viele deutsche Autofahrer:innen. Viele Menschen kommen extra aus dem Ausland, um auf deutschen Autobahnen Geschwindigkeiten zu erreichen, die in der Heimat verboten sind. Das fängt an bei PS-Liebhaber:innen aus angrenzenden Nachbarländern. Und es hört noch lange nicht auf bei chinesischen Geschäftsleuten, die sich eigens zu diesem Anlass einen Sportwagen mieten.
Matthias und Marco zum Beispiel leben in der Schweiz. Die beiden Freunde wohnen nur 50 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Sie machen regelmäßige Abstecher auf deutsche Autobahnen, um ordentlich Gas zu geben. Denn in der Schweiz gilt ein Tempolimit von 120 Kilometern pro Stunde.
"Fahren in der Schweiz ist sehr einseitig, monoton, langweilig. Es kann schon mal sein, dass wenn man 20 km/h zu schnell fährt, man 700 Franken Strafe zahlen muss", erklären sie vor der Kamera. 700 Franken entsprechen nach derzeitigem Wechselkurs rund 713 Euro. Wer in der Schweiz öfter beim Rasen erwischt wird, kann seinen Führerschein verlieren oder die Schweizer Behörden beschlagnahmen gleich das Auto. Daher knackt Marco mit seinem 243-PS-Boliden nur in Deutschland die 300-Stundenkilometer-Marke. Schließlich ist das hier legal.
Rasen kann teuer werden - auch für Tourist:innen
Dass Rasen aber auch in Streckenabschnitten ohne Tempolimit einen Verkehrsverstoß darstellen kann, ist den wenigsten bewusst. So erging es einem Millionär aus Tschechien mit seinem 1000 PS starken Bugatti Chiron. Nachdem der "Raser-Tourist" ein Video seiner 417 km/h schnellen Fahrt auf einer deutschen Autobahn bei Youtube hochgeladen hatte, begannen deutsche Behörden gegen ihn wegen eines illegalen Kraftfahrzeugrennens zu ermitteln. Andere Teilnehmende gab es nicht. Laut Staatsanwaltschaft fuhr der Raser ein Rennen gegen sich selbst.
Zur Kasse gebeten wurde auch eine Gruppe chinesischer Geschäftsleute, als ihre Kolonne gemieteter Luxuswagen 2017 mit 200 km/h geblitzt wurde - auf einem Streckenabschnitt, auf dem nur 120 km/h erlaubt sind. Dass deutsche Autobahnen nicht durchgängig frei von Tempolimits sind, scheint sich nicht überall herumgesprochen zu haben.
Raserei häufig Todesursache bei Verkehrsunfällen
Raserei kann nicht nur teuer sein, sondern auch tödlich enden. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2020 fast 1.000 Menschen in Deutschland bei Verkehrsunfällen getötet, bei denen die Hauptursache eine zu hohe Geschwindigkeit war. Das entspricht mehr als einem Drittel aller deutschen Verkehrstoten in jenem Jahr.
Die Polizei warnt davor, dass bei einer zu hohen Geschwindigkeit die Fahrer:innen zu wenig Kontrolle haben, um rechtzeitig reagieren zu können. So erklärt Robert Bischlager von der Polizei Kempten, ab einer gewissen Geschwindigkeit sei es "nahezu unmöglich, rechtzeitig zu reagieren bei einem Fahrstreifenwechsel, da kann ich den Unfall einfach nicht mehr vermeiden".
Doch Raser-Tourismus von Bürger:innen aus den Nachbarländern ist in Deutschland nahezu vollkommen legal. Noch zumindest. Denn ein Tempolimit wird hierzulande nicht nur heiß diskutiert, sondern ist laut einigen Verkehrsexpert:innen nur eine Frage der Zeit.