4. Corona-Impfung: Für wen ist der zweite Booster noch sinnvoll?
- Veröffentlicht: 19.08.2022
- 19:00 Uhr
- Nicole Lemberg
Die STIKO hat sich für eine vierte Corona-Impfung ab 60 Jahren ausgesprochen. Wer sollte sich laut Experten-Meinung den zweiten Booster holen und wer kann auf die angepassten Omikron-Impfstoffe warten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Das Wichtigste zum Thema 4. Corona-Impfung
Nach einem Booster folgt der nächste: Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat sich in einer Empfehlung für eine Viert-Impfung gegen das Corona-Virus ab 60 Jahren ausgesprochen.
Auch Risikogruppen - dazu zählen Personen mit Immunschwäche und medizinisches Personal sollen den zweiten Corona-Booster erhalten.
Personen ohne Vorerkrankung und unter 60 Jahren sollen laut Expert:innen hingegen auf die angepassten Omikron-Impfstoffe warten. Diese sind voraussichtlich ab Ende September verfügbar.
Wie die zweite Auffrischungs-Impfung in Deutschland abläuft und mit was geimpft wird: Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die vierte Impfung.
❓ Wie kommt die STIKO zu ihrer vierten Impf-Empfehlung?
Israel hatte als erstes Land mit Viert-Impfungen Anfang Januar 2022 begonnen. Die STIKO stützte die Argumente für einen zweiten Booster auf den daraus gewonnenen Erkenntnissen. Demnach bestehe nach der vierten Impfung ein verdoppelter Schutz vor Infektionen im Vergleich zur dritten Impfung.
Vor schweren Krankheitsverläufen schützt die vierte Impfung laut den israelischen Daten ebenfalls besser. In der Gruppe der über 60-Jährigen sei der Schutz vor schwerer Erkrankung sogar drei bis fünf Mal so hoch.
Auch Studien aus Großbritannien und den USA belegen mittlerweile die Wirksamkeit des doppelten Boosters. Die STIKO zog deshalb im Februar 2022 nach und empfahl die Auffrischung zunächst allen Personen ab 70 Jahren. Jetzt hat die Kommission ihre Empfehlung auf alle Über-60-Jährigen herabgesetzt. (Stand: 19.08.2022)
❓ Welche Gruppen werden in Deutschland aktuell nochmal geboostert?
👴 Die STIKO empfiehlt die zweite Auffrischung allen ab 60 Jahren sowie Personen, die in Pflege-Einrichtungen leben.
😷 Personen, die durch Vorerkrankungen ein besonders hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben, sollen bereits ab fünf Jahren eine zweite Auffrischung erhalten.
🙅 Menschen mit Immunschwäche sollten laut STIKO nicht auf die angepassten Omikron-Impfstoffe warten.
👩⚕️ Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen und Pflegeheimen sind ebenfalls in der Empfehlung vorgesehen.
❓ Warum gibt es momentan keine vierte Impf-Empfehlung für alle?
Diese Frage sorgte in den vergangenen Wochen und Monaten für Diskussions-Stoff. Gesundheitsminister Karl Lauterbach forderte von der STIKO immer wieder eine klare Handlungs-Empfehlung für die jüngeren Altersgruppen.
Für die Über-60-Jährigen zeigt die Studienlage mittlerweile sehr deutlich den klaren Nutzwert einer vierten Corona-Impfung. Die Schutzwirkung der Corona-Impfung nimmt bereits nach wenigen Monaten ab, vor allem Risiko-Gruppen sollten deshalb den Impfschutz regelmäßig auffrischen.
Wie wirksam ein zweiter Booster mit den ursprünglichen mRNA-Impfstoffen hingegen für jüngere und gesunde Menschen ist, wurde nach Meinung der STIKO noch nicht ausreichend belegt. Kommissions-Chef Prof. Thomas Mertens erklärte in einem Interview: "Ich halte es für schlecht, medizinische Empfehlungen unter dem Motto 'Viel hilft viel' auszusprechen."
❓ Was heißt das für den Einsatz der spezifischen Omikron-Impfstoffe?
Sowohl die Impfstoff-Hersteller BioNTech und Pfizer als auch das Biotechnologie-Unternehmen Moderna entwickelten im Hinblick auf die größeren Struktur-Veränderungen der Omikron-Variante spezifische Impfstoffe.
Nach langer Studien-Phase stehen die angepassten Vakzine kurz vor der Zulassung von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA. Gesundheitsminister Karl Lauterbach rechnet mit dem Einsatz ab Ende September.
Vor diesem Hintergrund empfehlen Expert:innen aktuell jüngeren Menschen, eine vierte Impfung mit den ursprünglichen Impfstoffen nur im begründeten Einzelfall zu erwägen. Denn wer gesund und fit ist, ist auch mit der Dreifach-Impfung noch gut geschützt. Wer sich jetzt ein viertes Mal impfen lasse, müsse dementsprechend länger auf den Omikron-Booster warten.
❓ In welchem Abstand soll der 2. Corona-Booster verimpft werden?
📅 Die STIKO rät eine zweite Auffrischung nach sechs Monaten. Wer im den vergangenen halben Jahr geimpft wurde oder eine Corona-Infektion überwunden hat, sollte diesen Abstand einhalten.
🕛 Der Grund: Folgen die dritte und vierte Impfung zu schnell aufeinander, kann das Immunsystem nicht in voller Stärke reagieren.
😷 In Einzelfällen - beispielsweise bei Menschen mit nachweislich geschwächtem Immunsystem - kann der Abstand auch auf vier Monate reduziert werden.
🏥 Personal im medizinischen Bereich soll die vierte Impfung nach Empfehlung der STIKO frühestens nach sechs Monaten erhalten.
❓ Können zu viele Impfungen einem gesunden Immunsystem schaden?
Schädlich ist eine Viert-Impfung für keine Altersgruppe, erklärt der Immunologe Carsten Watzl. "Es ist nicht so, dass eine vierte oder eine fünfte Impfung einen Erschöpfungs-Zustand im Immunsystem auslösen würde." Wenn zwischen den Impfungen ein Abstand von mindestens drei Monaten eingehalten wird, würde das Immunsystem nicht überfordert.
❓ Welche Nebenwirkungen sind bei einer 4. Impfung zu erwarten?
🩺 Die STIKO geht bei der zweiten Auffrischung von ähnlichen leichten Nebenwirkungen wie bei den vorherigen Impfungen aus.
🤒 Dazu gehören Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, Fieber oder Schüttelfrost.
❓ Wie läuft die vierte Corona-Impfung bisher?
💉 Die Kampagne zur vierten Corona-Impfung lief im Frühjahr 2022 - im Gegensatz zur ersten Booster-Kampagne - sehr schleppend.
🩹 Geimpft wird weiterhin in mobilen und stationären Impf-Zentren und in Hausarzt-Praxen.
📊 Aktuell haben bisher 7 Millionen Menschen eine zweite Auffrischungs-Impfung erhalten. Das sind etwa 8,4 Prozent der Gesamt-Bevölkerung.