Nordmänner
Wikinger: Wer waren die skandinavischen Krieger?
- Aktualisiert: 18.07.2024
- 05:00 Uhr
- Galileo
Piraten und Räuber, Händler und Erforscher: Die Wikinger bauten im Frühmittelalter in kurzer Zeit ihr Einflussgebiet nicht nur in Europa aus. Was steckte hinter dem Erfolg der Wikinger und wie lebten die Krieger eigentlich?
Die Geschichte der Wikinger kurz erklärt
Im Frühmittelalter etwa zwischen 800 bis 1050 n. Chr. erforschten skandinavische Seefahrer die Welt.
Sie überfielen oder besiedelten viele Regionen, vor allem in Europa und trieben Handel.
Die Wikinger reisten mit ihren Schiffen im 8. Jahrhundert bis nach Russland, Nordafrika, Amerika und den Mittelmeerraum.
Die Wikinger waren allerdings kein einheitliches Volk. Zu Wikingern werden verschiedene Völker aus Norwegen, Dänemark und Schweden gezählt.
Was war typisch für Wikinger?
Während der Wikingerzeit breitete sich die altnordische Sprache aus. Von Dänemark, Norwegen und Schweden aus wurde Altnordisch mit den Wikingern auch nach Schottland, England und Island getragen.
In ihrer Heimat lebten Wikinger oft in bescheidenen Verhältnissen als Bauern, die sich den rauen klimatischen und geographischen Bedingungen Skandinaviens anpassen mussten.
Wikinger waren blond und bärtig - so das Klischee. Forscher:innen zufolge hatten viele Wikinger braune Haare. Das könnte auf genetische Einflüsse aus außerhalb von Skandinavien hindeuten.
Wikinger bauten neben ihrer kriegerischen Stärke aber auch auf Handel. Sie betrieben Handelsnetze und ertauschten sich unter anderem Edelmetalle oder Pflanzen, die in Skandinavien nicht vorkamen.
Vor allem Schmuck und Waffen stellten sie her. Wikinger-Schwerter galten besonders für Männer als Auszeichnung und waren oft der wertvollste Besitz, den ein Mann haben konnte.
Aber auch die Weberei zählte den Fähigkeiten, die Wikinger intensiv betrieben. Mithilfe seltener Pflanzen konnten sie bunte Gewänder herstellen – teilweise wurde die Wolle in aufwendigen Prozessen eingefärbt.
Ein Markenzeichen und zentral für ihre Fähigkeit, sich bis nach Amerika und Nordafrika auszubreiten, sind die Schiffe der Wikinger. Die Boote der Wikinger waren in der damaligen Zeit wohl die besten verfügbaren Schiffe. Berühmtheit erlangten die Langschiffe, in denen sie mithilfe von Segel und Ruder schnell und wendig manövrieren konnten. Außerdem waren sie sehr fest und gleichzeitig leicht – für Kriegsschiffe ein großer Vorteil. Dabei spielte die Art des Gewässers keine große Rolle: Selbst auf dem offenen Meer kamen die Langschiffe problemlos zurecht.
In den bis zu 30 Meter langen Booten konnten über 50 Wikinger Platz finden. Dabei erreichten die Wikingerschiffe mit gutem Wind eine Geschwindigkeit von bis zu 20 Knoten. Das entspricht etwa einer Geschwindigkeit von 37 km/h.
Wer war der berüchtigtste Wikinger aller Zeiten?
Als erster König von Norwegen mit einem größeren Einfluss gilt Harald Schönhaar. So regierte er einen großen Teil von Norwegen. Er soll sich jahrelang dem Haareschneiden verweigert haben – bis er der alleinige König von Norwegen werde.
Erik Bloodaxe ist einer der berüchtigtsten Wikinger – wie schon der Name verrät vor allem aufgrund seiner Brutalität. Er soll seine Geschwister getötet haben, um sich so die Nachfolge seines Vaters Harald Schönhaar zu sichern.
Harald Blauzahn ließ sich als einer der ersten Wikingerkönige christlich taufen – als heidnischer Herrscher von Dänemark zur damaligen Zeit sehr ungewöhnlich. Allerdings legte er so den Grundstein für ein Dänemark, dass in seiner Herrscherzeit zum führenden Land in Skandinavien aufsteigt.
Knut der Große schaffte es als Wikinger, den Königsthron in England zu besteigen – und bei den Engländern trotzdem beliebt zu sein. Im Alter von 21 Jahren schlug er die englischen Truppen an der Südküste Englands. Sein Ansehen beruhte auf seiner Großzügigkeit sowie der Sicherheit, die er nach England brachte: Vor Angriffen anderer Wikinger waren sie während seiner Herrschaft geschützt.
Nicht nur Männer verbreiteten als Wikinger Angst und Schrecken – auch Frauen fuhren als Kriegerinnen auf den Seereisen der Wikinger mit und griffen andere Gebiete an.
Archäolog:innen hatten erst vor einigen Jahren entdeckt, dass der "Krieger von Birka", beigesetzt in einem prunkvollen Grab in Schweden, eine Frau war. Sie soll mit einer Flotte von Wikingerschiffen unter anderem Irland angegriffen haben.
Grafik: Hier lebten einst die Wikinger
Wikinger in Deutschland
Die wichtigste Wikinger-Siedlung in Deutschland wuchs an der Schlei, einem Meeresarmt der Ostsee in Schleswig-Holstein. Ab dem Jahr 770 wurden die Haithabu, die Stadt der Wikinger, aufgebaut.
Zu ihrer Blüte war die Siedlung mit etwa 1.000 Einwohnern das größte Handelszentrum Nordeuropas. Zerstört wurde die Stadt 1066 bei einem Angriff feindlicher Wikinger. Heute ist die Wikinger-Siedlung Teil des UNESCO-Welterbes.
Im Jahr 845 überfielen Wikinger Hamburg – sie waren über die Elbe gekommen. Die Wikinger sollen Hamburg nach dem Raub niedergebrannt haben. In der Geschichts-Schreibung gilt dies aber nicht als gesichert. Klar ist dagegen, dass sie Hamburg nur einmal überfielen. Expert:innen vermuten, dass sie nicht genug Beute machten.
Das Ende der Wikinger-Ära
Im 11. Jahrhundert ging die Zeit der Wikinger zu Ende. So waren Gebiete, die sie früher überfielen, inzwischen besser gesichert. Die Angriffe der Wikinger waren immer seltener erfolgreich. Ihre Gegner hatten ihnen zudem viel Wissen beim Schiffsbau abgeschaut - so überlegen wie in den 300 Jahren zuvor waren die schnellen Boote der Wikinger nicht mehr. Außerdem breitete sich der christliche Glauben durch Missionierung in Skandinavien aus – und befriedete die Wikinger.
Als 1066 der damalige König von Norwegen, Harald Hardrade England erobern wollte, wurde er von den Briten vernichtend geschlagen. Die Schlacht von der Stamford Bridge gilt als eines der letzten großen Ereignisse in der Zeit der Wikinger.