Welthunger: Warum es wieder mehr Hunger auf der Welt gibt
- Veröffentlicht: 16.10.2023
- 15:52 Uhr
- Galileo
Das Ziel von "Zero Hunger" bis 2030 den Hunger weltweit zu beenden, rückt durch neue Konflikte, steigende Lebensmittelpreise und den Folgen der Corona Pandemie wieder in größere Ferne. In 43 Ländern der Welt ist laut Welthunger-Index die Situation ernst oder sehr ernst. Im Clip: Drei Helfende in Krisengebieten.
Das Wichtigste zum Thema Welthunger
Von 1990 bis 2015 ging die Zahl der Hungernden Menschen um 216 Millionen zurück. Seit 2015 steigt sie wieder stark an.
Aktuell hungert oder lebt jeder zehnte Mensch auf der Welt am Rande einer Hungersnot. Um das zu ändern, gibt es Organisationen wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN) und die Deutsche Welthungerhilfe.
Ihr Ziel bis zum Jahr 2030: Zero Hunger. Auf dem Weg dorthin stockt es aber, unter anderem durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie, Konflikte und stark gestiegene Lebensmittelpreise.
Alleine das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) ist täglich mit etwa 6.500 Lastwagen, 20 Schiffen und 140 Flugzeugen im Kampf gegen den Welthunger aktiv. Jedes Jahr verteilt die Organisation etwa 15 Milliarden Nahrungsmittelrationen.
18 Länder mit den Schweregraden mäßig, ernst oder sehr ernst hatten im Welthunger-Index 2023 höhere Werte als im Jahr 2015. 43 Länder der Erde haben eine sehr ernste oder ernste Hungersituation. Nach derzeitigem Stand werden 58 Länder bis 2030 nicht einmal ein niedriges Hungerniveau erreichen.
Eine Hungersnot wird ausgerufen, wenn in einem Gebiet Nahrungsmittel bei mindestens 20 Prozent der Haushalte extrem knapp sind und mindestens 30 Prozent der Kinder an einer akuten Mangelernährung leiden. Ein weiterer Faktor ist die durch Hunger bedingte Sterblichkeit: Täglich sterben mehr als zwei Menschen pro 100.000 Einwohner:innen an Hunger oder damit in Verbindung zu bringenden Faktoren wie Mangelernährung und Krankheit.
Welthunger-Index 2023: die aktuelle Lage
Von den rund 7,9 Milliarden Menschen auf der Erde hungern über 735 Millionen Menschen und mehrere Millionen Menschen leben am Rande einer Hungersnot. Fast jeder zehnte Mensch hat demnach nicht genug zum Essen.
Das Ziel, bis zum Jahr 2030 den Welthunger zu besiegen, ist weit entfernt. Laut der Welthungerhilfe nimmt die Zahl der Hungernden und Armen seit einigen Jahren sogar wieder zu. Gründe dafür sind unter anderem die Folgen der Corona-Pandemie, vor allem aber der Klimawandel und (kriegerische) Konflikte.
Besonders dramatisch ist die Situation in Ländern wie dem Jemen, der Zentralafrikanischen Republik und Madagaskar. Dort ist das Hungerproblem laut Welthunger-Index (WHI) 2023 "gravierend" beziehungsweise "sehr ernst".
Der WHI basiert auf vier Indikatoren: Unterernährung der Bevölkerung, akute Unterernährung bei Kindern (Auszehrung), Wachstumsverzögerung als eine Folge von chronischer Unterernährung und Kindersterblichkeit.
Mithilfe dieser Gradmesser ordnet die Welthungerhilfe die Länder in eine Skala ein: von 0 (kein Hungerproblem) bis 100 (größtmögliche Hungerkrise). Je niedriger der WHI-Wert ist, desto besser steht es also um die Ernährung in dem entsprechenden Land.
Welthunger: Maßnahmen um die Situation zu verbessern
Hungersnöte treten vor allem in Regionen auf, in denen der Zugang für humanitäre Hilfe eingeschränkt ist. Konflikte wie im Jemen oder Südsudan treiben durch Vertreibungen den akuten Hunger in alarmierende Höhe. Der wichtigste Baustein zur Bekämpfung des Welthungers ist daher laut Welternährungshilfe der politische Wille. Der Umfang der erforderlichen Investitionen sei bekannt und beziffert. Es handle sich demnach nicht um ein Erkenntnisproblem. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist auch der Export von Lebensmitteln. Die Verknappung treibt weltweit die Preise nach oben. Verschärft wurde die Situation noch zusätzlich durch den Krieg in der Ukraine. Langfristig sollte angestrebt werden, dass mehr regional produziert wird. Das reduziere die Abhängigkeit von einzelnen Großimporteuren.
Welthunger: Investitionen in die ländliche Infrastruktur und langfristige Planung
Allein in Afrika gehen etwa 50 Prozent der Ernte verloren, weil es nicht ausreichend Lagerkapazitäten, Weiterverarbeitungsmöglichkeiten und Straßen zum Transport gibt. Der Grund: Es gibt aus Europa billige, subventionierte Agrargüter, für die all das nicht in dem Ausmaß notwendig ist. Das System muss nachhaltig umgestellt werden. Dadurch würden sich Ernteverluste reduzieren und die Hungersituation verbessern lassen. Aber auch die Investition in Bildung, Ernährung und soziale Schutzsysteme sind wichtige Elemente für eine widerstandsfähige Lebensgrundlage.
Welthunger: Spenden gegen Hunger
🤝 Spenden sind für Organisationen wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen wichtig, um ihre Hilfen zu finanzieren. Ohne das Geld können sie bedrohte Regionen nicht mit Lebensmitteln und anderen Gütern versorgen.
🇩🇪 2022 sammelte das UN-Welternährungsprogramm Spenden in Höhe von rund 14,1 Milliarden US-Dollar. Von den knapp 60 Geldgeber-Staaten spendet Deutschland mit am meisten. 2022 spendete Deutschland 1,7 Milliarden Euro - das ist fast das Sechsfache des Betrags von 2015.
💰 Einer Studie des "International Institute for Sustainable Development" zufolge bräuchte es bis 2030 jedes Jahr mindestens weitere 14 Milliarden Euro an Spenden, um den Welthunger einzudämmen.
🤔 Viele Ursachen für den Welthunger lassen sich allerdings ohnehin nicht direkt mit Geld- oder Lebensmittelspenden beheben. Bedrohte Regionen benötigen vielmehr nachhaltige strukturelle Veränderungen.
🥵 Zum Beispiel müssen Friedensprozesse stärker gefördert werden, damit es weniger bewaffnete Konflikte gibt, die die Menschen vertreiben. Außerdem braucht es dringend Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel, durch den Extremwetter wie Dürren oder Überflutungen zunehmen und landwirtschaftliche Flächen sowie Lebensräume zerstört werden.
Willst du noch mehr zum Thema Welthunger erfahren?
🌽 Webseite des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen
🌽 Webseite der Deutschen Welthungerhilfe
Die wichtigsten Fragen zum Thema Welthunger
Der Ausdruck Welthunger beschreibt die Umstände, unter denen Menschen weltweit über einen ausgedehnten Zeitraum hinweg an Unter- oder Mangelernährung aufgrund von Nahrungsknappheit leiden. Im Wesentlichen lassen sich drei Arten von Hunger unterscheiden: akuter, chronischer und versteckter Hunger.
Laut dem Welthunger-Index 2023 hungern weltweit etwa 735 Millionen Menschen.
Die Ursachen für Hunger sind unter anderem Armut, der Klimawandel, mangelnde Infrastruktur, (kriegerische) Konflikte, hohe Lebensmittelpreise und die Folgen von Pandemien wie Corona.
Am stärksten betroffen sind die Zentralafrikanische Republik, Madagaskar, Jemen und der Kongo.