Universum
Leben auf dem Mars: War der rote Planet früher mal grün?
- Aktualisiert: 27.09.2024
- 12:02 Uhr
- Peter Michael Schneider
Vor etwa vier Milliarden Jahren schwappte womöglich ein Ozean aus flüssigem Wasser über den Mars - bis er ins Weltall verdunstete. War der rote Planet also wohnlich, bevor er sich in eine lebensfeindliche Eiswüste verwandelte?
Das Wichtigste in Kürze
Lebensfeindlicher als der Mars geht kaum: Seine Oberfläche ist eine eiskalte und luftleere Wüste voller tödlicher Strahlung. Das war aber nicht immer so.
Vor Milliarden Jahren plätscherten Seen und Bäche über den Mars, umgeben von schützender Atmosphäre. Gab es sogar außerirdisches Leben auf dem Roten Planeten?
Fließendes Wasser auf dem Mars: Wie der Planet früher aussah
⛵ Vor knapp vier Milliarden Jahren war der Mars womöglich ein Paradies für Wassersportler: Die Oberfläche war an vielen Orten überzogen von Seen und Flüssen.
☔ Woher das viele Wasser kam, ist noch nicht geklärt. Es gilt aber als ziemlich sicher, dass es einen aktiven Wasserkreislauf wie auf der Erde gab – inklusive schlechtem Wetter: dicken Wolken und Regen.
🦾 Die Indizien sind erdrückend: Forschungsroboter wie der Marsrover Curiosity fanden ausgetrocknete Flussbetten und Seegründe, und Karbonat- und Ton-Minerale, die nur im Wasser entstehen.
🌊 Auch aus dem Orbit lassen sich unzählige Flussläufe und ihre Verzweigungen erkennen. Sie müssen von riesigen Wassermassen durchspült worden sein, denn ihre Täler sind teilweise kilometerbreit und Hunderte Meter tief.
⛰️ Wie sah es damals wohl aus? Es gibt Indizien, dass der Mars an vielen Orten so aussah wie eine felsige Wasser-Landschaft auf der Erde, beispielsweise wie der Lake Powell auf dem Colorado River im Südwesten der USA. Begrünt war der Planet wohl nicht, denn Reste von Pflanzen fand bisher noch keine Mission.
Von wegen eisig: So warm war es früher auf dem Roten Planeten
- Die wissenschaftliche Beweislage, dass es auf dem Mars einst ein laues Lüftchen wehte wie heute am Gardasee, sind bisher noch sehr dünn.
- Doch flüssiges Wasser und die Geschwindigkeit, mit der das Wasser anliegende Gesteine erodiert hat(Mars-Geologen können so etwas tatsächlich ermitteln), deuten auf Temperaturen über Null Grad Celsius hin.
- Zudem gibt es auf dem Mars riesige Vulkane. NASA-Wissenschaftler:innen nehmen an, dass sie große Mengen Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan ausgestoßen haben, die den Mars ähnlich erwärmt haben wie die Erde heute.
Der große Gas-Raub: Wie der Mars das Wasser verlor
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Die Mars-Atmosphäre ist heute so dünn wie die Erd-Atmosphäre in 35 Kilometern Höhe. Aber sie muss früher viel dichter und wärmer gewesen sein, sonst hätte es kein flüssiges Wasser geben können. Wo sind also Lufthülle und Wasser hin?
Vor etwa vier Milliarden Jahren verlor der Mars sein Magnetfeld. Der Sonnenwind prasselt seitdem ungehindert auf seine Atmosphäre und reist unentwegt Gasmoleküle mit sich. Daten der NASA-Marssonde Maven zeigen, dass der Mars in jeder Sekunde noch heute 100 Gramm seiner dünnen Hülle verliert.
Zudem haben NASA-Wissenschaftler:innen ausgerechnet, dass Asteroideneinschläge einen Großteil seiner Atmosphäre und seines Wassers ins All gerissen haben könnten. Denn die Schwerkraft auf dem Mars beträgt nur 38 Prozent der irdischen (dort wiegst du statt 75 Kilogramm nur 29!). Sie reichte nicht aus, um die hoch geschleuderten Teilchen festzuhalten – sie flogen ins All davon.
Gab es Leben auf dem frühen Mars?
Zunächst: Noch keine Marsmission hat irgendeinen direkten Hinweis auf früheres Leben gefunden.
Heute ist Leben ohne Chance auf dem Mars, die durchschnittliche Temperatur beträgt minus 63 Grad Celsius. Zum Vergleich: Auf der Erde sind es plus 14 Grad.
Zwar hat die ESA-Marssonde Mars Express schon 2014 Methan in der Atmosphäre gefunden – eine häufige Hinterlassenschaft von Bakterien. Es könnte aber ebenso gut aus Vulkanen stammen.
Curiosity, der erste der zwei großen Marsrover der NASA, hat zudem organische Moleküle in Gesteinen gefunden. Aber auch sie müssen nicht zwingend die Reste von Leben sein.
Um besser nach Leben suchen zu können, planen ESA und NASA die Mars Sample Return-Mission, mit der sie Marsgestein zur Erde holen wollen. Derzeit ist die Mission aber gestoppt, weil die US-Regierung sie als zu teuer einschätzt - aktuell wird sie auf umgerechnet etwa elf Milliarden Euro geschätzt.