Vereinte Nationen: Dafür steht das größte Staatenbündnis der Welt
- Veröffentlicht: 14.03.2022
- 15:45 Uhr
- Galileo
Die Vereinten Nationen (UN) bilden die größte internationale Organisation der Welt. Gerade in Kriegszeiten wie aktuell in der Ukraine spielen sie eine besondere Rolle. Wir erklären dir ihre Funktionen, Aufgaben und Ziele.
Das Wichtigste zum Thema Vereinte Nationen
Die Vereinten Nationen oder auch United Nations (UN) sind ein internationales Bündnis, dem mit 193 Staaten fast alle Länder der Welt - darunter auch Deutschland - angehören.
Die UN wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs (1939 bis 1945) am 24. Oktober 1945 geformt. Ihre 51 Gründerstaaten verfolgten schon damals das Ziel, durch ihren Zusammenhalt künftige Kriege zu verhindern.
Deutschland gehörte nicht zu den Begründern der UN - das kam durch seine Rolle im Krieg und seine Spaltung in Besatzungszonen nicht infrage. Erst 1973 traten die Deutsche Demokratische Republik (DDR) und die Bundesrepublik Deutschland (BRD) dem Bündnis bei.
Ihr Hauptquartier haben die Vereinten Nationen in New York, USA. Weitere Amtssitze befinden sich in Genf (Schweiz), Wien (Österreich) und Nairobi (Kenia). Dort werden insgesamt sechs Amtssprachen gesprochen: Arabisch, Chinesisch, Englisch, Französisch, Russisch und Spanisch. Hauptsprachen sind aber Englisch und Französisch.
Die Vereinten Nationen tragen das Völkerrecht
Die UN ist eine Weltorganisation und Träger völkerrechtlicher Normen und Pflichten. Das bedeutet, dass ihr Verhalten direkt von allen international geltenden Gesetzen bestimmt wird.
Durch ihren Beitritt zu den Vereinten Nationen verpflichten sich die Staaten, den globalen Frieden durch internationale Zusammenarbeit und gegenseitigen Schutz zu bewahren.
Die UN-Charta: Glaubens- und Rechtsgrundlage der Vereinten Nationen
Die gesetzliche Basis der UN ist die Charta der Vereinten Nationen. Als völkerrechtlicher Vertrag gibt sie die Gesetzmäßigkeiten innerhalb des Staaten-Bündnisses vor und definiert dessen Rechte, Ziele, Organe und Aufgaben.
Die Charta gilt seit 1945 und verlangt von allen UN-Ländern, sich streng an das Völkerrecht zu halten. Der wichtigste Grundsatz hierbei ist das allgemeine Gewaltverbot. Es verbietet allen Mitgliedsstaaten, militärische Gewalt anzudrohen, sie anzuwenden oder den Frieden zu brechen.
Aus diesen sechs Organen besteht die UN
Das Kapitel III der UN-Charta legt fest, wie sich die Vereinten Nationen organisieren müssen, um Entscheidungen treffen und ihre Aufgaben erfüllen zu können. Dafür gibt es sechs Hauptorgane, von denen aktuell aber nur fünf aktiv sind.
Die UN-Generalversammlung
Die Generalversammlung der Vereinten Nationen (UNGA) wird auch UN-Vollversammlung genannt, weil dort alle Mitgliedsländer zusammenkommen. Sie findet einmal jährlich im September in New York statt. Unter anderem werden dabei die Finanzen der Organisation geregelt, neue Beschlüsse empfohlen und gegebenenfalls über die Aufnahme weiterer Staaten entschieden.
Die UNGA ist auch das diplomatische Zentrum der UN: Dort finden Debatten zu weltpolitischen Angelegenheiten statt. Jeder Mitgliedstaat darf bis zu fünf Personen in die Sitzung schicken. Wenn Wahlen zu Beschlüssen abgehalten werden, bekommt jedes Land - unabhängig von seiner Größe, Bevölkerung oder Finanzen - aber immer nur eine Stimme.
Allerdings sind die Beschlüsse der Generalversammlung meist nicht völkerrechtlich bindend, sondern haben eher symbolische Bedeutung. Sie dienen vor allem dazu, die politischen Ansichten der Mitgliedstaaten darzustellen und ihnen einen Überblick über die Meinungen der anderen zu verschaffen. Die Meinungs- und Pressefreiheit ist eines der wichtigsten Grundprinzipien, auf denen die Demokratie fußt.
Aufgrund der großen Mitgliederzahl der UN existieren innerhalb der Generalversammlung außerdem sechs Ausschüsse, die sich auf unterschiedliche Themenbereiche spezialisieren. So beschäftigt sich zum Beispiel der Hauptausschuss 1 mit Abrüstung und internationaler Sicherheit. Der Hauptausschuss 3 hingegen ist für soziale, humanitäre und kulturelle Fragen zuständig und der Hauptausschuss 4 etwa beschäftigt sich mit politischen Angelegenheiten.
In Krisensituationen kann die UNGA eine Dringlichkeitssitzung einberufen, um zu beraten, wie der internationale Frieden bewahrt werden kann. Seit 1945 ist es bislang zu elf solcher Gipfel gekommen - zuletzt vom 28. Februar bis 2. März 2022 anlässlich des Überfalls von Russland auf die Ukraine. Es sollte darüber abgestimmt werden, wie Russlands Verhalten zu bewerten ist. Mit historischer Mehrheit sprachen sich 141 UN-Staaten für eine Verurteilung Russlands aus. 35 Länder, darunter China, enthielten sich und nur fünf - Russland, Syrien, Nordkorea, Belarus und Eritrea - stimmten dagegen.
Der UN-Sicherheitsrat
Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, oftmals auch als Weltsicherheitsrat genannt, setzt sich aus fünf permanenten (P5) und zehn temporären gewählten Mitgliedern zusammen.
Dieses Organ besitzt die größte Macht innerhalb der UN: Es kann, anders als andere UN-Gremien, bindende Entscheidungen für alle Mitgliedsstaaten treffen, wenn der Frieden bedroht ist oder bereits gebrochen wurde. Dazu gehören zum Beispiel friedenserzwingende Maßnahmen wie militärische Einsätze oder auch Sanktionen. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Sicherheitsrat seine Entscheidungen an den Gesetzen der UN-Charta ausrichtet.
Die P5 - Frankreich, Russland, die USA, China und Großbritannien - sind sogenannte Veto-Mächte. In Abstimmungen besitzen sie im Gegensatz zu den übrigen Staaten die Möglichkeit, Einspruch gegen solche Beschlüsse einzulegen und diese damit zu blockieren.
Der internationale Gerichtshof
Der Internationale Gerichtshof (IGH) mit Sitz im niederländischen Den Haag ist das oberste juristische Organ der Vereinten Nationen.
Er dient dazu, völkerrechtliche Streitigkeiten in einem gerichtlichen Verfahren beizulegen. Das Gericht kann nicht von Personen, sondern nur von Staaten in Konflikten hinzugezogen werden. Dafür müssen diese den IGH aber offiziell anerkannt haben. Aktuell gilt das für 74 Länder, darunter auch Deutschland.
Die 15 Richter des IGH müssen alle unterschiedlicher Nationalitäten besitzen und die fünf Weltreligionen - Christen- und Judentum, Islam, Buddhismus und Hinduismus - vertreten. Sie werden gemeinsam von der UN-Generalversammlung und dem UN-Sicherheitsrat für eine mindestens neunjährige Amtszeit gewählt.
Bei ihren Urteilen dürfen die Richter nicht ihr Land vertreten, sondern müssen unabhängig und auf Basis des Völkerrechts urteilen.
Das UN-Sekretariat
Das UN-Sekretariat ist die Verwaltungseinheit der Vereinten Nationen. Es organisiert Konferenzen, verfasst Studien und Berichte und stellt den Haushaltsplan auf. Dafür beschäftigt das UN-Sekreteriat mehr als 40.000 Mitarbeiter:innen aus allen 193 Mitgliedstaaten.
Geleitet wird es vom einem/einer UN-Generalsekretär:in, welche:r die Vereinten Nationen auch in der Öffentlichkeit repräsentiert. Er/Sie wird vom UN-Sicherheitsrat vorgeschlagen und von der UN-Generalversammlung gewählt. Zurzeit hat der Portugiese António Guterres das Amt inne.
Der Wirtschafts- und Sozialrat
Der Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (ECOSOC) koordiniert vor allem die Tätigkeiten von Sonderorganisationen wie zum Beispiel der UNESCO oder UNICEF. Außerdem verwaltet er die Berichte von UN-Fonds und -Programmen. Der Rat besteht aus 54 Mitgliedstaaten, wovon Entwicklungsländer den größten Anteil bilden.
Mit der UN-Generalversammlung zusammen soll das Gremium die allgemeinen Lebensstandards in der Welt verbessern, Lösungen für globale wirtschaftliche, soziale und gesundheitliche Probleme finden sowie Kultur, Erziehung und die Menschenrechte fördern. Dafür tagt der Rat jährlich vier Wochen lang im Juli abwechselnd in New York und in Genf.
6. Der UN-Treuhandrat (inaktiv)
Der Treuhandrat bestand, um Territorien unter Kolonialherrschaft auf dem Weg in die Selbstverwaltung zu unterstützen. 1994 wurde mit dem Pazifik-Inselstaat Palau auch die letzte verbleibende Kolonie der Welt unabhängig, womit der Treuhandrat seine Aufgabe erfüllt hat. Deshalb tagt er derzeit nicht.
Die Sonder-Organisationen der UN
Die UN arbeitet zudem eng mit selbstständigen internationalen Organisationen zusammen, die von den Mitgliedsstaaten rechtlich anerkannt und dadurch mit der UN verbunden sind. Diese Bündnisse werden durch den Wirtschafts- und Sozialrat koordiniert.
Es gibt 17 Sonderorganisationen:
🇺🇳 Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO)
🇺🇳 Internationale Arbeitsorganisation (ILO)
🇺🇳 Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (IBRD)
🇺🇳 Internationale Entwicklungsorganisation (IDA)
🇺🇳 Internationale Fernmeldeunion (ITU)
🇺🇳 Internationale Finanz-Corporation (IFC)
🇺🇳 Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO)
🇺🇳 Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO)
🇺🇳 Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD)
🇺🇳 Internationaler Währungsfonds (IMF)
🇺🇳 Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF)
🇺🇳 Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)
🇺🇳 Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO)
🇺🇳 Weltgesundheitsorganisation (WHO)
🇺🇳 Weltorganisation für geistiges Eigentum (WPO)
🇺🇳 Weltorganisation für Tourismus (UNWTO)
🇺🇳 Weltorganisation für Meteorologie (WMO)
🇺🇳 Weltpostverein (UPU)
Für diese Aufgaben und Ziele stehen die Vereinten Nationen
Für diese Aufgaben und Ziele stehen die Vereinten Nationen
Militär für den Weltfrieden - die UN-Blauhelme
Das Hauptziel der Vereinten Nationen ist es, den globalen Frieden zu bewahren, ohne militärische Gewalt einzusetzen. Dennoch kann auch die UN selbst Soldaten in ihre Mitgliedsländer schicken. Statt Partei zu ergreifen und am Krieg teilzunehmen, haben sie die Aufgabe, den Frieden zu sichern oder wiederherzustellen, wenn dieser - beispielsweise durch einen Bürgerkrieg - bedroht ist.
Diese UN-Friedenseinheiten werden wegen ihrer blauen Kopfbedeckungen auch Blauhelm-Truppen oder Blauhelme genannt. Sie sind zu ihrem eigenen Schutz zwar bewaffnet, beteiligen sich aber nie an einem Konflikt.
Stattdessen besteht ihre Mission darin, die Sicherheit und humanitäre Hilfe für die zivile Bevölkerung zu gewährleisten. Weiters zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln und Abkommen wie einen Waffenstillstand zu überwachen. Sollte es notwendig sind, begleiten sie Staaten auf ihrem Weg in die Demokratie.
Ob die UN solche Truppen entsenden kann, entscheidet UN-Sicherheitsrat. Zudem muss das betroffene Land und/oder die Konflikt-Parteien mit der Stationierung von UN-Soldaten einverstanden sein.
Seit 1948 hat es insgesamt 71 Friedenseinsätze gegeben, wovon zwölf noch immer laufen - größtenteils in Afrika und im Nahen Osten.
Aktuelle Entwicklungen zum Konflikt zwischen Kosovo und Serbien und welche Aufgaben die NATO-Mission KFOR hat, erfahren Sie hier.
UN-Entwicklungsziele: Vorarbeit für eine bessere Zukunft
Im Jahr 2000 gaben die Vereinten Nationen die sogenannte "Millenniums-Erklärung" ab, in der sie acht große Entwicklungsziele für alle UN-Mitgliedsstaaten definierten:
- Bekämpfung von extremer Armut und Hunger
- Mindestens eine Grundschulbildung für alle Menschen
- Gleichstellung der Geschlechter beziehungsweise die Stärkung von Frauen
- Senkung der Kinder-Sterblichkeit
- Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung für junge Mütter
- Bekämpfung von HIV, AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
- Nachhaltige Entwicklung
- Entwicklung eines offenen, regelgestützten, berechenbaren und nicht diskriminierenden Handels- und Finanzsystems
Agenda 30
2015 wurden diese Millenniums-Entwicklungsziele um neun weitere Ziele für nachhaltige Entwicklung ("Sustainable Development Goals", kurz SDG) für das Jahr 2030 ergänzt.
Zu dieser Agenda 30 gehören unter anderem der Kampf gegen Armut und die Diskriminierung von Frauen, Bildung für alle, der Schutz der Umwelt (Infos über den aktuellen Stand der Forschung zum Klimawandel liefert der Weltklimarat) sowie Engagement für Frieden und Gerechtigkeit. An diesen Zielen sollen alle Staaten sowie deren Wirtschaft, Wissenschaft und Bürger:innen gleichermaßen arbeiten.
Auch Deutschland arbeitet für die Ziele der UN
🗺 Weltweit haben Staaten Strategien entwickelt, um diese Ziele zu erreichen. Deutschland arbeitet ebenfalls auf drei Ebenen daran: zusammen mit Partnerländern, auf internationaler Ebene und innerhalb der Bundesrepublik.
🇩🇪 Neben den globalen Zielen wird in Deutschland besonders an einer nachhaltigen Entwicklung gearbeitet.
☢ So gab die Bundesregierung Ende 2021 besonders zwei Erfolge bekannt: Zum einen sei der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch seit 2015 von 31,5 auf 42,1 Prozent gestiegen.
👩💼 Außerdem habe sich die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten deutscher Unternehmen von 21,3 Prozent im Jahr 2015 auf 32,2 Prozent erhöht.