Planet der Affen
Sind Menschen Tiere? So unterscheiden wir uns wirklich
- Veröffentlicht: 24.09.2024
- 05:00 Uhr
- Peter Michael Schneider
Was die Intelligenz betrifft, ist der Mensch den Affen haushoch überlegen. Dabei sind wir zumindest genetisch vielen Tieren ähnlicher, als es viele wahrhaben wollen. Können Tiere uns eines Tages einholen und schlauer werden als wir?
Das Wichtigste in Kürze
"Wir sind die Klügsten auf dem Planeten", denken viele Menschen und nehmen an, sie seien etwas ganz Außergewöhnliches. Aber vor allem: keine Tiere.
Als sich aus Charles Darwins Evolutionstheorie ergab, dass Affen und Menschen einen gemeinsamen Vorfahren haben, wollten das die Zeitgenossen Darwins nicht wahrhaben.
Viele wetterten wütend gegen den Forscher und sein Buch "Über die Entstehung der Arten".
Tatsächlich beträgt der Unterschied unseres Erbgutes nur gut ein Prozent. Auch sind die Unterschiede zu Affen und anderen Tieren sind viel kleiner als lange vermutet.
Menschen und Affen: der kleine Unterschied
Auch äußerlich sind die Unterschiede vom Menschen zum Menschenaffen nur klein. Menschen haben beispielsweise weiße Augen, Primaten schwarze. Zudem sind unsere Beine länger als unsere Arme und für einige vielleicht nicht ganz unwichtig: Menschen besitzen keinen Penis-Knochen.
Aber es reicht eine kleine Pigment-Störung, und schon sieht ein Gorillafinger und -nagel aus wie der eines Menschen.
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Was ist der Unterschied zwischen Mensch und Tier?
🤟 Die Unterschiede zwischen Menschen und den anderen Tieren lassen sich in angeborene und erlernte Merkmale einteilen. Viele Trenn-Kriterien wie beispielsweise Sprache sind aber unscharf. Denn auch Tiere "sprechen" ja miteinander.
🤯 Biologisch am auffälligsten ist das menschliche Gehirn mit seinem dichten Netzwerk von etwa 100 Milliarden Nervenzellen, das auch heute noch jeden Supercomputer übertrifft.
💭 Selbstreflexion: Menschen schauen in einen Spiegel und erkennen sich darin selbst. Das aber schaffen nur wenige Tiere - die meisten rennen von ihrem eigenen Bild weg oder greifen es sogar an.
🙊 Kommunikations-Genie: Ein Mensch kann als einziger Organismus auf der Erde seinem Gegenüber erklären, was er erlebt hat, was gerade passiert und was er vorhat. Dafür verwendet er eine abstrakte Sprache mit einer Grammatik (selbst wenn das viele gar nicht wahrnehmen).
📖 Aus Erfahrung wird man klug. Noch klüger ist, dieses Wissen mit Hilfe der Sprache - und Schrift - von Generationen zu Generation so weiterzugeben, dass es sich immer mehr anreichert.
🛠️ Auf diese Weise konnten Menschen vom Faustkeil zum Smartphone gelangen, das bisher vielleicht komplexeste und vielseitigste Werkzeug in der Geschichte der Menschheit.
👩⚖️ Der vielleicht kurioseste kulturelle Unterschied aus Sicht eines Tiers ist die Moral, denn sie widerspricht nicht selten dem Instinkt: Menschen teilen in Gut und Böse ein und richten danach (manchmal) ihr Handeln aus.
Darum ist der Mensch nur ein intelligentes Tier
- Biologisch ist die Sache klar: 98,7 Prozent des Erbguts von Affen und Menschen sind identisch, so Forschende des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Grund: Beide hatten einen gemeinsamen Vorfahren, der vor nur gut sieben Millionen Jahren lebte.
- Wie nah wir selbst einfachen Kreaturen sind, zeigt eine kuriose Tatsache: Selbst mit einer Schnecke teilst du dir fast Dreiviertel der Gene (und 60 Prozent mit der Banane).
- Doch auch unsere inneren und äußeren Merkmale machen klar: Menschen sind Säugetiere. Ihre Nachkommen wachsen in einer Gebärmutter heran und bekommen nach der Geburt Milch. Weitere verräterische Gemeinsamkeiten: Haare und Gehörknöchelchen.
- Auch wenn wir uns über Läuse-Sucherei und Beschnuppern von Schimpansen und Hunden lustig machen: Unser Sozialverhalten ist nicht viel anders.
- Wir leben in Gruppen, schmusen gerne und akzeptieren Alpha-Männchen und -weibchen als Oberhäupter. Und wenn keiner schaut, schnuppert der eine oder andere auch mal am anderen.
- My home is my castle: Die meisten Tiere leben Revieren, in klar abgegrenzt durch Urin und andere duftende Stoffe. Doch: Ein Jägerzaun bedeutet nichts anderes.
- Der Mensch im Tier: Viele Anzeichen von Intelligenz, auf die wir Menschen uns viel einbilden. Selbsterkenntnis, Mitgefühl, Werkzeuge, gibt es in vereinfachter Form auch bei Tieren. Affen erkennen ihr Spiegelbild, Elefanten trösten ihre Artgenossen, die einen Angehörigen verloren haben, und Krähen benutzen Steine als Werkzeuge.
Koko, der intelligenteste Affe auf Erden?
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Dass der Intelligenz-Graben zwischen Mensch und Affe nicht unendlich tief ist, zeigte die Affendame Koko der Welt. Der 2018 gestorbene Flachlandgorilla beherrschte eine angepasste Zeichensprache mit mehr als 1.000 Bedeutungen und konnte damit sogar über Erlebnisse aus seiner Vergangenheit sprechen. Außerdem konnte Koko sogar abstrakte Begriffe wie "Liebe" und "Tod" benutzen.
Im Stanford-Binet-Intelligenz-Test erzielte Koko laut seiner Betreuerin einen IQ von 85 bis 95 (IQ= Intelligenz-Quotient, ein Maß für Intelligenz). Pikant: Ein IQ in diesem Bereich gilt bei Menschen noch als unterdurchschnittliche Intelligenz, für einen Affen dürfte er aber als allerhöchste intellektuelle Weihe durchgehen.
Planet der Hunde? Wie Tiere eines Tages den Menschen einholen könnten
Angesichts der Bandbreite von Lebewesen, welche die Natur hervorgebracht, hat, ist auch ein Tier so intelligent wie ein Mensch nicht undenkbar - schließlich hat es das Tier Homo sapiens ja auch geschafft. Sollte eine solche Intelligenz ein Vorteil verschaffen, müsste es gemäß der Evolutionstheorie im Lauf der Zeit - grob gesagt - zwangsläufig intelligenter werden. Aber: Das kann Millionen Jahre dauern.
Alternative: Der Mensch beschleunigt die Entwicklung per künstlicher Selektion - also Zucht. Payton E. Pearson III. vom Air Force Institute of Technology im US-Bundesstaat Ohio hat in einer statistischen Überlegung vorgerechnet, dass es theoretisch möglich sein könnte, bereits relativ intelligente Tiere wie Border-Collie oder Deutscher Schäferhund - die bereits die Intelligenz von etwa drei Jahre alten Kindern besäßen - innerhalb von 100 Generationen eine menschenähnliche Intelligenz anzuzüchten. Allerdings würde auch das angesichts der Lebens-Spannen von Hunden etwa 600 Jahre dauern.