Unter der Arktis liegt ein Billionen-Dollar-Schatz - und darum gibt es jetzt Streit
- Veröffentlicht: 14.04.2020
- 15:30 Uhr
- Sven Hasselberg
Öl, Gas und andere Bodenschätze verwandeln die Arktis in eine der größten Schatztruhen der Welt. Doch wer darf sie öffnen? Darum streiten sich die USA, Russland und weitere Länder.
Das Wichtigste zum Thema Arktis
Die Arktis ist als Gebiet nicht klar begrenzt. Früher war es die Region nördlich des Polarkreises. Heute zählen oft auch die Baumgrenze oder temperaturabhängige Grenzen dazu.
Im Gegensatz zur Antarktis liegt unter dem arktischen Eis im Norden kein zugefrorener Kontinent, sondern das Nordpolarmeer samt Pol. Es wird auch arktischer Ozean genannt.
Im Meeresboden sollen 30 Prozent der weltweiten Erdgas- und 13 Prozent der Erdölreserven schlummern. Das wären an die 90 Milliarden Barrel Öl. Gemessen am Verbrauch von 2018 würde das in Deutschland für über 100 Jahre reichen.
Außerdem gehören Teile der Kontinente Asien, Nordamerika und Europa zur Arktis. Dort lagern auch Rohstoffe wie Gold. Bisher hat es sich für die Länder nicht gelohnt, sie zu bergen. Warum sich das - trotz großer Bedenken von Umweltschützern - ändern wird, liest du weiter unten.
Durch den nicht definierten Grenzverlauf im Wasser streiten sich die USA, Russland, Dänemark, Norwegen und Kanada um den Besitz der Ozeanteile und die dort vermuteten Bodenschätze.
Das Sektoren-Prinzip: Jeder will ein Stück vom Kuchen
Der arktische Ozean misst rund 14 Millionen Quadratkilometer. Zum Vergleich: Russland ist rund 17 Millionen Quadratkilometer groß.
Das Sektoren-Prinzip besagt: Jedem angrenzenden Staat steht ein Teil des arktischen Meeres zu. Vom westlichsten und östlichsten Punkt seiner Küste werden Linien zum Pol gezogen. Das Gebiet innerhalb dieses Dreiecks fällt unter seine Kontrolle.
Problem dabei: Unter dem Meeresspiegel, weit ab von der Küste, geht der Festlandsockel weiter. Nehmen Experten diese Unterwasserlandesgrenze als Maßstab, ergibt sich eine andere Aufteilung. Je nachdem, wo in Zukunft die begehrten Öl- und Gaslagerstätten entdeckt werden, könnte das zu Konflikten zwischen den Ländern führen.
Auch diese Bodenschätze schlummern im hohen Norden
⛓ Eisen: Gerade in den nördlichen Teilen der skandinavischen Länder, der USA und Kanadas wurden große Vorkommen an Eisenerz, Kupfer, Blei oder Zink entdeckt.
🏆 Gold: Der US-Bundesstaat Alaska und Kanada haben reiche Vorkommen. Aber auch Russland und die skandinavischen Länder fahnden in ihren nördlichen Regionen nach dem Edelmetall.
📱 Seltene Erden: Grönland, das zu Dänemark gehört, und Russland sind in ihren Nordregionen auf große Vorräte gestoßen. Diese Metalle bringen unter anderem Displays von Smartphones zum Laufen.
💎 Diamanten: Sie schlummern vor allem im Boden von Sibirien und Kanada. In dessen Nordwesten fördert die Diavik-Mine jährlich 1,6 Tonnen der Edelsteine. So viel wiegt ungefähr ein SUV.
☢ Uran: 2013 hob das grönländische Parlament das Förderverbot von 1988 auf. Uran fällt häufig als "Nebenprodukt" bei der Förderung der Seltenen Erden und anderer Bodenschätze an.
Warum sich die Förderung in der Arktis bald lohnen dürfte
Lange Transport-Wege, neue Förder-Anlagen, hohe Kosten für Personal und Ausrüstung und Vorkommen tief unter dem Meeresgrund: Öl und Gas in der Arktis zu fördern, ist ungefähr doppelt so teuer wie zum Beispiel in Texas.
Aber: Minen und Fördergebiete anderswo sind oft schon ausgebeutet, liefern weniger oder liegen in Krisenregionen. Und schon wird aus der teuren Förderung ein spannendes Geschäftsmodell. Russland zum Beispiel fördert schon in seinem Hoheitsgebiet neben Öl vor allem Gas.
Umweltschützer befürchten Schlimmes
Infolge des Klimawandels steigt der Temperaturdurchschnitt in der Arktis schon jetzt doppelt so schnell wie sonst auf der Welt. Weil das Eis schmilzt, können Fischfang-Flotten und Container-Riesen immer weiter vordringen.
Was gut fürs Geschäft ist, belastet aber die Umwelt: Schiffsverkehr und Öl- oder Gas-Förderung verschmutzen Meere und Luft zusätzlich. Außerdem könnten Lecks in den Pipelines oder verunglückte Tanker zu Ölkatastrophen führen.