Kältesteppe
Tundra: Wie das Leben in der eiskalten Steppe funktioniert
- Aktualisiert: 14.11.2023
- 08:49 Uhr
- Claudia Frickel
Lange Winter, baumlose Steppen über Permafrostböden: In der Tundra haben es Pflanzen, Tiere und Menschen nicht leicht. Wie sie dennoch in der lebensfeindlichen Umgebung überleben, erfährst du hier.
Tundra: Das Wichtigste zur Kältesteppe
Die Tundra ist eine Vegetationszone, in der keine Bäume wachsen, sondern nur Moose, Gräser, Flechten und Zwergsträucher.
Charakteristisch für die offene Landschaft ist der Permafrost, also dauerhaft gefrorene Böden. Nur die obere Schicht kann im Sommer tauen, dann bildet sich eine sumpfige Steppe.
Die Kältesteppe ist besonders auf der nördlichen Halbkugel vertreten und umfasst den größten Teil des Festlands in der Arktis. Insgesamt nimmt sie drei bis vier Prozent der Erdoberfläche ein.
Trotz der extremen Bedingungen leben in der Tundra indigene Völker, Säugetiere wie Rentiere und Eisbären sowie Vögel.
Lerne die Arktis kennen: in 100 Sekunden
100 Sekunden: Arktis
Was ist die Tundra und welches Klima herrscht dort?
Auf der Erde gibt es acht Vegetationszonen. Das sind Regionen, in denen das Klima jeweils ähnlich ist und bestimmte Pflanzen wachsen. Die Tundra gehört zu einer dieser Zonen. Ihr Name stammt aus dem Russischen und bedeutet baumloses Hochland.
Tundren liegen in polaren und subpolaren Zonen zwischen Kältewüsten und borealem Nadelwald. Das Klima dort ist extrem: Die eisigen Winter dauern lang, die kühlen Sommer sind mit ein bis zwei Monaten sehr kurz. In manchen Gebieten liegt acht bis elf Monate lang Schnee.
Im kältesten Monat sinken die Durchschnittstemperaturen unter minus 17 bis minus 40 Grad Celsius. In polaren Tundren scheint außerdem im Winter keine Sonne, dann herrscht dort Polarnacht. Im Sommer kann sie dafür den ganzen Tag am Himmel stehen, das ist der Polartag mit der Mitternachtssonne.
Im wärmsten Monat kann es in der Kältesteppe zwischen minus sechs und plus sechs Grad haben.
Permafrostböden: Was passiert, wenn sie tauen?
- 🧊 Permafrostboden oder Permafrost ist ein Untergrund, der ständig gefroren ist. Er wird auch Dauerfrostboden genannt. Das heißt, die Temperatur des Bodens liegt fast immer unter 0 Grad Celsius.
- 🌍 Permafrost herrscht überall da vor, wo es eisig kalt ist - also in der Arktis, der Antarktis und deren Tundren. Die gefrorene Schicht kann wenige Meter bis 1,5 Kilometer dick sein, darüber kann sich auch Erdboden befinden.
- 🦣 Das Eis ist uralt: Es stammt meist aus der letzten Eiszeit vor 10.000 bis 20.000 Jahren. Darin sind seit dieser Zeit unzählige Tiere und Pflanzen eingefroren, so wie Mammuts oder Würmer. Aber auch gefährliche Erreger finden sich dort - etwa jene, die die Pest.
- 🌡Permafrost-Gebiete nehmen ein Viertel der Erdoberfläche der Nordhalbkugel ein. Wegen der zunehmenden Erderwärmung taut der Frostboden vielerorts langsam und unaufhaltsam. Das hat drastische Konsequenzen für das Klima.
- 🚨Im Permafrost ist doppelt so viel CO₂ eingeschlossen, wie es in der gesamten Atmosphäre gibt. Taut das Eis, werden Treibhausgase wie CO₂, Methan und Lachgas freigesetzt. Das beschleunigt Klimawandel und Erderwärmung deutlich. Zudem wird der matschige Boden instabil, weshalb Küsten und Häuser wegbrechen. Dazu kommt die Gefahr von Erdrutschen.
Permafrost in der Tundra im Video erklärt
Externer Inhalt
Welche Tundren gibt es auf der Erde? Die geografische Unterscheidung
- Arktische Tundra: Sie umfasst alle Kältesteppen der Nordhalbkugel, also in Alaska, Kanada, Skandinavien und Sibirien in Russland.
- Antarktische Tundra: Zu dieser Region gehören die Tundren auf der Südhalbkugel. Das ist vorwiegend die Antarktis. Dazu kommen einige Inseln wie die Falklandinseln sowie die Südspitze Südamerikas mit Feuerland.
- Alpine Tundra: Hierzu gezählt werden alle Tundren in Hochgebirgen, die sich nicht in Arktis oder Antarktis befinden. Sie können etwa in Himalaja, Anden oder Alpen liegen.
Die Tierwelt der Tundra: Wer in der Kälte überlebt
- 🤔 Die extremen Bedingungen der Tundra stellen Tiere vor massive Herausforderungen. Dennoch haben sich einige Arten an die Kälte angepasst. Sie haben meist ein dickes Fell oder Federn.
- 🐻❄️ In der polaren Tundra der Nordhalbkugel leben unter anderem folgende Säugetiere: Eisbär, Polarfuchs, Polarwolf und Schneehase. Außerdem tummeln sich in Tundren wenigstens zeitweise Vielfraß, Moschusochsen, Rentiere, Braunbären, Lemminge, Yaks und Schneeleoparden. Sie leben sonst in der Taiga.
- 🦆 Auch Vögel können in der Tundra überleben. Zu ihnen gehören Möwen, Kraniche, Gänse, Falken, Schneehuhn und Schnee-Eule.
- 🐧 In den Tundren der Südhalbkugel leben deutlich weniger Arten - und vor allem Vögel. Das sind zum Beispiel Pinguine und Sturmvögel.
- 🐀 Nur in Teilen Feuerlands kommen Säugetiere vor, so wie der Falklandfuchs und Kammratten. Auf manchen subantarktischen Inseln wohnen Kaninchen, Katzen, Ratten und Rentiere, die dort eingeschleppt wurden.
Tundras Pflanzenwelt: Moose, Flechten, Gräser
- 🌨 In einer Kältesteppe können nur wenige Pflanzen-Arten überleben, weil es so eisig ist. In den meisten Regionen bilden zehn Arten fast die gesamte Vegetation. Je näher sich ein Gebiet an den Polen befindet, desto weniger Pflanzen gibt es.
- 🌿 In den Tundren wachsen hauptsächlich Moose und Flechten sowie Gräser, Kräuter und teilweise Zwergsträucher. Auf der Südhalbkugel ist die Artenvielfalt viel kleiner.
- 🌲 Auf den riesigen, offenen Flächen der Tundren stehen keine oder nur wenige Bäume. Wegen des Permafrostbodens können sie keine Wurzeln schlagen und kein Wasser aus dem Boden aufnehmen.
Indigene Völker in der Tundra: So leben die Menschen in der Kälte
Kalte Tundren in den polaren und subpolaren Regionen gehören zu den am dünnsten besiedelten Landschaften der Erde - kein Wunder, weil sie so lebensfeindlich sind und etwa Landwirtschaft nicht möglich ist.
Dennoch leben dort seit Jahrhunderten verschiedene indigene Völker in enger Beziehung zu ihrer Umwelt und zur Natur. Sie haben eine einzigartige Kultur und Lebensweise entwickelt.
Zu ihnen zählen die Sami in Nordeuropa und die Nenzen in Russland. Sie züchten Rentiere und ziehen als Nomad:innen umher.
Die Inuit leben in der arktischen Tundra. Das Meer spielt für sie eine zentrale Rolle: Sie jagen Meeressäuger wie Wale und sind Fischer:innen.
So gefährdet ist die Tundra
Weil durch die Erderwärmung der Permafrost taut, werden Tundra und die Bewohner eines Tages fast vollständig verschwunden sein. Stattdessen werden dort Wälder entstehen.
Die Luftverschmutzung sorgt schon jetzt dafür, dass der empfindliche Lebensraum bedroht ist. Gewässer versauern und Flechten sind geschädigt. Tieren fehlt damit eine wichtige Nahrungsquelle.
Unter der Oberfläche der Tundren befinden sich viele Bodenschätze, etwa Erdöl und Erdgas. Diese Ressourcen werden in Alaska und Sibirien bereits gefördert, was die Ökosysteme massiv gefährdet. Wenn das Eis taut, wird die Ausbeutung wahrscheinlich zunehmen.
Die Antarktis ist bislang geschützt: In dem gesamten Gebiet darf zumindest bis 2048 keine Rohstoffförderung stattfinden.
Tundra und Taiga: Was ist der Unterschied?
- Tundra und Taiga werden oft in einem Zusammenhang genannt. Aber was unterscheidet die beiden Landschaften?
- Während in der Tundra keine Bäume wachsen, besteht die Taiga aus Waldgebieten. Genauer gesagt handelt es sich um die nördlichsten Waldgebiete der Erde. Die Taiga kommt nur auf der Nordhalbkugel vor.
- Die Landschaftsform wird auch als borealer Nadelwald bezeichnet und ist ebenfalls eine der acht Vegetationszonen der Erde. Sie ist karg und die Bäume stehen sehr dicht. Dazwischen finden sich Moore, Sümpfe und Flüsse.
- Ein Übergangsgebiet zwischen Tundra und Taiga ist die Waldtundra. Dort sind ebenfalls Bäume zu finden, aber viel weniger als in der Taiga. Je weiter nach Norden es geht, desto kleiner werden die Nadelbäume.