Himalaja
Tourismus am Mount Everest: Darum ist er gefährlich für Mensch und Natur
- Aktualisiert: 28.07.2024
- 11:00 Uhr
- Galileo
Der Mount Everest ist mit 8.849 Metern nichts für normale Bergsteiger:innen. Trotzdem ist der touristische Andrang seit Jahren hoch. Wo die Gefahren liegen und welche Auswirkungen der Tourismus auf die Menschen und die Region hat.
Das Wichtigste in Kürze
Im Jahr 2023 haben laut der Himalayan Database 1.063 Menschen den Mount Everest bestiegen oder zumindest eine entsprechende Erlaubnis erhalten.
Der Bergsteig-Boom des Everests begann in den 90er-Jahren. Stand Juli 2022 gab es insgesamt 11.346 Gipfelbesteigungen durch 6.098 Personen.
Dabei ist die Besteigung des Mount Everests für ausländische Alpinist:innen kein Schnäppchen - die Kosten liegen im Durchschnitt bei rund 50.000 Euro. Die Genehmigung selbst kostet etwa 10.000 Euro.
Die vielen Führungen führen aber auch zur Vermüllung des Berges. Jährlich bleiben Unmengen an Plastikabfällen und Fäkalien auf dem Berg zurück.
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Inhalt
- Tourismus am Mount Everest: Pro und Contra
- Mount Everest: Tourismus als Gefahr
- Mount Everest: Nachhaltiger Tourismus
- Sherpa: Fakten über die Träger und Bergführer am Everest
- Himalaja: Darum wächst das Gebirge immer weiter
- Wie wird die Höhe eines Berges gemessen?
- Die häufigsten Fragen zum Thema Mount Everest
Tourismus am Mount Everest: Pro und Contra
Der Mount Everest, der höchste Berg der Erde und fasziniert seit jeher Menschen aus aller Welt. Seit den 90er Jahren hat der Tourismus am Everest jedoch stark zugenommen, was sowohl positive als auch negative Folgen hat.
Positive Auswirkungen
Der Tourismus bringt Geld in die Region. Die lokalen Gemeinden profitieren von der Schaffung von Arbeitsplätzen und dem Verkauf von Waren und Dienstleistungen an Bergsteiger:innen und Tourist:innen. Auch führt der Tourismus zum Ausbau der Infrastruktur in der Region. Dazu zählen etwa der Bau von Straßen, Brücken und Schulen. Nicht zuletzt kann der Tourismus dazu beitragen, die lokale Kultur und Traditionen zu erhalten, indem er Interesse und Wertschätzung für die Lebensweise der Sherpa und anderer Völker im Himalaya weckt.
Negative Auswirkungen
Der zunehmende Tourismus führt zu einer Verschmutzung der Umwelt durch Müll, Abwasser und Abgase. Die fragile Umgebung des Mount Everest ist zusätzlich durch den Bau von Hütten, Lodges und anderen touristischen Einrichtungen stark gefährdet. Auch die Sherpas spielen eine wichtige Rolle bei der Besteigung des Mount Everest. Sie arbeiten als Träger, Touristenführer und Köche. Es gibt jedoch Berichte über Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen. Die mangelnde Erfahrung und Vorbereitung vieler Bergsteiger:innen und mancher Sherpas erhöht das Risiko von Unfällen und Todesfällen. Seit 2014 müssen Bergsteiger:innen beim Abstieg bis zu acht Kilo Müll ins Basislager bringen. Zudem verlangt die Regierung pro Expedition ein Müllpfand von etwa 3.700 Euro (4.000 US-Dollar).
Mount Everest: Tourismus als Gefahr
Die Besteigung des Everest gilt als ultimative Herausforderung und traumhaftes Abenteuer - nicht nur für erfahrene Bergsteiger:innen. Aber besonders im hochalpinen Bereich bist du auf deine Selbsteinschätzung und deine Ausrüstung angewiesen. Bergsteigererfahrung ist definitiv von Vorteil und wird oft unterschätzt - auch wenn manche Etappen technisch gesehen keine großen Herausforderungen darstellen. Mangelnde Erfahrung der Bergesteiger:innen oder Sherpas führt allerdings immer wieder zu schweren Unfällen oder Todesfällen.
Die Besteigung des Mount Everest ist außerdem ein lukratives Geschäft. Etwa jeder Vierte Nepalese ist von Armut betroffen. Einige kommerzielle Expeditionen legen den Fokus mehr auf den Profit als auf die Sicherheit der Bergsteiger:innen. Das kann zu riskanten Entscheidungen führen. Darüber hinaus ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Bergsteiger:innen stark angestiegen. Das führt immer wieder zur Überfüllung auf dem Berg - besonders weil eine Besteigung oft nur innerhalb eines kurzen Zeitfensters überhaupt möglich ist. Dadurch steigt das Risiko von Unfällen und Gefahren für die Gesundheit durch Umwelteinflüsse wie Kälte, Wind, Schneefall und Lawinen sowie Erschöpfung und Überforderung.
Besonders die Höhenkrankheit stellt ein großes Risiko dar. Die extreme Höhe des Mount Everest führt zu einer Verminderung des Sauerstoffpartialdrucks in der Luft. Ein Überleben von mehr als 48 Stunden gilt in der "Todeszone" ab 8.000 Metern als sehr unwahrscheinlich. Die verschiedenen Symptome der Höhenkrankheit umfassen unter anderem:
- Kopfschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Schwindel
- Müdigkeit
- Kurzatmigkeit
- In schweren Fällen: Hirn- und Lungenödeme
Mount Everest: Nachhaltiger Tourismus
Nachhaltiger Tourismus am Mount Everest ist ein dringendes Anliegen, um die Umwelt und das kulturelle Erbe der Region zu schützen. Im Mai 2024 hat der Oberste Gerichtshof Nepals die Regierung angewiesen, die Anzahl der für den Everest und andere Gipfel ausgestellten Bergsteigergenehmigungen zu begrenzen. Die Ankündigung kam noch vor der Frühjahrs-Klettersaison. Nepal hat in diesem Jahr bisher Genehmigungen für 945 Bergsteiger:innen ausgestellt, davon 403 für den Everest.
Bereits seit 2014 gibt es strikte Regulierungen zur Müllbeseitigung auf dem Mount Everest. Auch steht immer wieder der Einsatz von Hubschraubern abseits von Rettungseinsätzen zur Debatte. Bisher gibt es von verschiedenen Anbietern die Option, sich gegen einen Aufpreis mit einem Hubschrauber in das Basis-Camp fliegen zu lassen und so einen tagelangen Aufstieg zu umgehen. Das Mount Everest Base Camp (EBC) liegt 5.364 Meter über dem Meeresspiegel.
Mount Everest: Interaktive Bergtour mit Google Maps
Durch den Online-Kartendienst Google Maps kannst du auch kostenlos, sicher und bequem von zu Hause den Mount Everest besteigen. Zur interaktiven Route auf den Mount Everest.
Sherpa: Fakten über die Träger und Bergführer am Everest
Die Sherpa sind ein tibeto-birmanisches Volk, das ursprünglich aus der Khumbu-Region im Osten Nepals stammt. Heute leben Sherpas in verschiedenen Teilen Nepals und Tibets sowie in einigen anderen Teilen des Himalaja-Gebirges. Im Westen sind die Sherpa vor allem als Träger und Bergführer bei Expeditionen zum Mount Everest und anderen hohen Himalaja-Bergen bekannt. Ihre außergewöhnliche Höhenanpassung, Kraft, Ausdauer und ihr tiefes Wissen über das Hochgebirge machen sie zu unverzichtbaren Begleitern für Bergsteiger:innen weltweit.
Himalaja: Darum wächst das Gebirge immer weiter
- Der Mount Everest und seine Nachbarberge im Himalaja liegen an einer Kollisionskante zweier Erdplatten: Der indischen und der eurasischen.
- Durch den Zusammenstoß der beiden ist das höchste Gebirge der Erde entstanden.
- Expert:innen schätzen, dass die indische Erdplatte pro Jahr weiter nach Norden wandert. 2015 zeigte sich das an einem verheerenden Erdbeben in der Region.
- Dadurch wird der Himalaja jedes Jahr einige Millimeter nach oben gedrückt.
- Ganz offiziell ist der Mount Everest jetzt 8.849 Meter hoch. Herausgefunden hat das eine gemeinsame Studie von Nepal und China.
- Zuvor lag die offizielle Höhe des Berges einen knappen Meter niedriger. Die vorherige Höhe des Mount Everest mit 8.848 Metern wurde 1955 festgelegt.
- Erstmals haben die beiden Nachbarstaaten die offizielle Höhe gemeinsam bestimmt - zuvor hatte es lange Zeit Streit um die Höhe gegeben. Die Neuvermessung war notwendig geworden, weil der Mount Everest jedes Jahr um einige Millimeter wächst.
Grafik: So viel ist der Mount Everest gewachsen
Wie wird die Höhe eines Berges gemessen?
🔭 Die Expert:innen aus Nepal und China verwendeten neben dem chinesischen GPS-System Beidou eine schon seit Jahrhunderten genutzte Methode: Die Trigonometrie.
📐 Die Spitze des Mount Everest wird also als Teil eines Dreiecks betrachtet. Bei diesem Dreieck ist die Entfernung zwischen den beiden anderen Punkten bekannt.
📈 Bestimmt man zudem den Blickwinkel zweier Punkte zum dritten Punkt, lässt sich mit drei bekannten Größen die gesuchte Höhe berechnen.
⛰ Da die Höhe eines Berges immer vom Meeresspiegel aus bestimmt wird, mussten sich die beiden Forscherteams erst auf ein Meer als Berechnungsgrundlage einigen.