Teleskope: So funktioniert mit ihnen der Blick ins All
- Veröffentlicht: 21.06.2023
- 13:00 Uhr
- Sven Hasselberg
Teleskope holen Sterne und ferne Galaxien ganz nah zu dir. Die Technologie, die es ihnen möglich macht, uns auch entfernte Sonnensysteme zu zeigen, ist ungemein aufwendig und spannend. Hier erfährst du, wie es genau funktioniert.
Das Wichtigste zum Thema Teleskope
Leonardo Da Vinci wollte schon 1512 mit gebogenen Spiegeln ins All schauen. Das erste Teleskop wurde aber erst 1608 in den Niederlanden erfunden und war eigentlich ein Fernrohr. Da Galileo Galilei es weiterentwickelt hat, ist es auch als "Galilei-Fernrohr" bekannt.
Fernrohre und Spiegelteleskope zählen zu den optischen Teleskopen. Sie fangen sichtbares Licht ein. In ihrem Inneren befinden sich Linsen oder Spiegel, die dieses Licht bündeln. Unsere Grafiken erklären dir das Innenleben.
Das aktuell größte Spiegelteleskop steht in den USA. Es kann das Licht einer Kerze in 2,5 Millionen Kilometern Entfernung auflösen. Das ist mehr als die sechsfache Strecke zwischen Erde und Mond.
2024 wird das ELT der Europäischen Sternwarte in Betrieb gehen und das größte Spiegelteleskop der Welt sein. Eines der Hauptziele des Teleskops ist es, Exoplaneten außerhalb unseres Sonnensystems zu erkunden, in denen es Leben geben könnte. Wir erklären dir die fünf größten optischen Teleskope weltweit und wo du Planetarien in Deutschland besuchen kannst.
Auch für Radio-, Röntgen-, Infrarot- oder Gammastrahlung gibt es besondere Teleskope, die diese erkennen und anhand von Bildern und Daten sichtbar machen. Welche Teleskope am besten Schwarze Löcher oder Supernova-Explosionen erforschen, erklärt die Fotostrecke.
So funktionieren optische Teleskope
Optische Teleskope fangen sichtbares Licht ein, das von einem Objekt ausgeht, und holen uns so das Objekt aus weiter Entfernung näher ans Auge. Wir sehen ein reelles Bild. Die Grafiken oben zeigt, wie das Licht durch ein klassisches Galilei-Fernrohr mit Linsen fällt. Die Grafik unten zeigt die Funktionsweise eines Spiegel-Teleskops mit Hohlspiegel.
Linse 1, das Objektiv, steht beim Linsen-Teleskop näher zum Objekt. Linse 2, das Okular, steht näher zum Auge. Als Objektiv dient eine Linse, die nach außen gewölbt und am Rand dünner als in der Mitte ist - sie ist "konvex". Das Okular ist nach innen gewölbt und am Rand dicker - "konkav". Das Objektiv bricht parallel einfallendes Licht und sammelt es so, dass es sich im Brennpunkt, auch Fokus genannt, bündelt. Es dient als Sammellinse. Das konkave Okular ordnet die Strahlen wieder parallel an. Es ist die Zerstreuungslinse.
Beim Spiegel-Teleskop ist der Hauptspiegel wie eine Schüssel geformt. Er reflektiert das Licht. Nach der Reflexion wird es von einem Sekundärspiegel aufgefangen, der es an ein Okular weiterleitet - oft auch durch eine Öffnung im Hohlspiegel. Je größer der Spiegel, desto mehr Licht sammelt er, und desto weiter entfernt kann das Objekt sein.
Da das Licht nicht durchbricht, ist die Unterseite frei, um dort Stützelemente für die enorme Größe anzubringen. Denn zuerst wurden solche Spiegeltechniken auch in Fernrohren untergebracht. Diese wurden vom Linsen-Teleskop zum Spiegel-Teleskop. Allerdings waren sie schnell zu klein. Die Forschenden setzen deshalb heutzutage im optischen Bereich auf große Spiegel-Teleskope. Die Emoji-Liste erklärt dir die Top 5 der größten optischen Teleskope weltweit.
Die fünf größten optischen Teleskope der Welt
🇨🇱 Das European Extremly Large Telescope (ELT) wird voraussichtlich 2024 in Betrieb genommen. Der größte der fünf Spiegel wird einen Durchmesser von 39 Metern haben. Der Standort auf dem Gipfel des Cerro Armazones in einer Höhe von 3.048 Metern bietet optimale Bedingungen. Das kühle und trockene Wetter in der chilenischen Wüste gewährleistet eine perfekte Sicht. Der Hauptspiegel des ELT wird fünfmal größer sein als bei den derzeit leistungsstärksten Teleskopen und kann 13 Mal mehr Licht einfangen. Dadurch sind viel schärfere und detailreichere Aufnahmen möglich.
🇺🇸 Large Binocular Telescope Interferometer: 3221 Meter hoch, steht es auf dem Mount Graham in Arizona. Es besitzt zwei Spiegel, die jeweils einen Durchmesser von 8,4 Metern haben. Gesammelt wirken diese wie ein einzelner Spiegel mit einem Durchmesser von 11,8 Metern. Dank spezieller Messtechniken kann es die Auflösung sogar noch weiter vergrößern. Mit ihm gelang die erste Beobachtung eines Lavasees auf dem Jupitermond Io.
🇪🇸 Gran Telescopio Canarias: Unter anderem half das Teleskop, die Entstehung der ersten Galaxien zu erforschen. Es steht auf der Kanareninsel La Palma in 2267 Metern Höhe. Das Teleskop besteht aus 36 Einzelspiegeln, die gemeinsam die Wirkung eines Spiegels mit 10,4 Metern Durchmesser entfalten. Es kann auch Infrarot-Strahlung messen.
🇺🇸 Keck 1 und 2: Die 2 Teleskope haben Spiegel mit jeweils einem Durchmesser von zehn Metern und stehen mit 20 Metern Abstand auf dem Mouna Kea auf Hawaii - auf einer Höhe von 4.200 Metern und können zusätzlich Infrarot-Strahlung untersuchen. Jedes dieser Teleskope wiegt 300 Tonnen, das entspricht zwei Blauwalen. Mit ihnen wurde unter anderem ein Schwarzes Loch in der Mitte der Milchstraße entdeckt.
🇿🇦 Southern African Large Telescope: An einem der dunkelsten Standorte weltweit steht das SALT 1760 Meter hoch auf der Karoo-Hochebene. Zwar besitzt der Hauptspiegel einen Durchmesser von gut elf Metern, steht aber still. Die Bewegung am Himmel kann mithilfe kleinerer Assistenzmessgeräte dennoch verfolgt werden. Allerdings hat das Teleskop so nur eine Messkraft, die einem Spiegel von neun bis zehn Metern Durchmesser entspricht. Mit seiner Hilfe wurde entdeckt, dass die Milchstraße größer ist als gedacht.
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Unterschiedliche Arten von Teleskopen
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Häufige Frage zu Teleskopen
Ein Linsenteleskop ist für den Beginn ausreichend. Sie besitzen eine gute Schärfe und einen guten Kontrast. Außerdem lassen sie sich gut transportieren. Manchmal haben sie jedoch kleine Farbabweichungen. Spiegelteleskope bieten oft ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Das Auflösungsvermögen ist hoch und die Vergrößerung ebenso. Gehe unbedingt in ein Fachgeschäft, da du dort gut beraten wirst, welches Modell sich für deine Zwecke eignet.
Überlege, ob du nur den Mond, Sterne und Planeten beobachten willst oder auch "Deep Sky", also Nebel und Galaxien sehen willst. Dann brauchst du ein Gerät mit höherer Auflösung. Außerdem solltest du vorher wissen, ob Beobachten reicht oder du eine integrierte Fotokamera möchtest.
Die Preisspanne liegt zwischen 50 und 300 Euro. Es kommt darauf an, wie scharf du welche Objekte am Himmel beobachten möchtest. Für den Mond reicht ein günstigeres Modell. Soll der Blick weiter zu den Planeten schweifen, wird es teurer. Die mittlere Preislage von 150 Euro reicht gut aus, um sich an das Hobby heranzutasten. Je nachdem, wie gut das Teleskop sein soll, ist man aber auch schnell mit 1.000 Euro dabei.
Der Himmel muss dunkel und klar sein. Da die Lichtverschmutzung selbst in Dörfern mittlerweile sehr groß ist, solltest du am besten aufs Land fahren. Informiere dich zuvor, ob eventuell ein zu heller Vollmond scheint oder aber das Wetter so trübe ist, dass der Blick in die Sterne ebenfalls ruiniert wird. Je höher du in den Bergen stehst, desto besser die Sicht.