Second Hand Fashion: Wie du mit Schnäppchen Umwelt und Konto schonst
- Veröffentlicht: 05.06.2021
- 18:45 Uhr
- Bianca Leppert
Kleiderkreisel, Flohmarkt oder Ebay-Kleinanzeigen: Statt auf Fast Fashion setzen immer mehr Menschen auf gebrauchte Kleidung. Wo du sie findest und wie du sie verkaufst.
Das Wichtigste zum Thema Second Hand Mode
Die Corona-Krise hat den Trend zu Second-Hand-Mode gepusht. Im Lockdown blieb viel Zeit zum Ausmisten. Das US-Portal Thredup hatte laut einer eigenen Studie im Mai 2020 die meisten neuen Besucher:innen.
Eine Untersuchung des Re-Commerce-Anbieters Momox ergab: Etwas mehr als die Hälfte der Deutschen hat schon Second-Hand-Kleidung gekauft. Die Beweggründe: Umweltschutz und niedrige Preise.
Am liebsten wird Second-Hand-Mode online gekauft. Nur noch 36 Prozent gehen auf einen Flohmarkt.
Vintage hat Zukunft: Online-Händler wie Zalando oder About You haben eigene Bereiche für gebrauchte Waren.
Laut der Untersuchung von Thredup wird im Jahr 2029 der Re-Sale-Markt den klassischen Fast Fashion-Markt überholt haben.
Second Hand hat viele Namen
👗 Pre-Loved-Fashion
👗 Pre-Owned
👗 Second Hand
👗 Vintage
👗 Second Love
Von der Kleiderstange in den Müll: Unser Fashion-Konsum
Jeder Erwachsene besitzt im Durchschnitt 95 Kleidungsstücke (ohne Socken und Unterwäsche). Jedes 5. Teil wird fast nie getragen!
60 neue Stücke kommen pro Jahr dazu. Wir nutzen sie aber nur noch halb so lange wie vor 15 Jahren. Minimalismus geht anders.
2019 gaben die Deutschen rund 64,4 Milliarden Euro für Bekleidung aus. Das sind umgerechnet rund 775 Euro pro Jahr pro Kopf.
Das passiert mit unserer Kleidung
Fast Fashion: eine große Belastung für die Umwelt
Wusstest du, dass die Treibhausgas-Emissionen der Modebranche höher sind als bei allen internationalen Flügen und der Seeschifffahrt zusammen? Ein eindrucksvolles Beispiel: Die Produktion von 10 Jeans hinterlässt fast so viel CO2 wie ein Flug von Berlin nach München.
Die Vorteile von Second-Hand-Teilen
💰 Dein Kontostand dankt es dir. Gebrauchtes ist günstiger als Neuware.
💧 Second Hand ist nachhaltiger. Es schont Ressourcen wie Erdöl, Wasser und mindert den CO2-Ausstoß im Vergleich zu Fast Fashion.
👕 Die CO2 -Emissionen sinken laut Greenpeace-Report um 24 Prozent, wenn die Lebensdauer eines Kleidungsstücks von einem auf 2 Jahre steigt.
😯 Verkaufst du selbst, bringt das mehr Ordnung in den Schrank und mehr Geld in dein Portemonnaie.
🚮 Erhält ein Kleidungsstück ein 2. Leben, entsteht weniger Müll.
🛍️ Ist ein Lieblings-Teil kaputt, findest du das gleiche Modell mit Glück in einer Second-Hand-Börse wieder.
Hier kannst du Second Hand Mode kaufen und verkaufen
Flohmärkte und Second-Hand-Läden
Wer seine Schnäppchen vor dem Kauf anfassen will, ist mit dem klassischen Flohmarkt (Termine in der Tageszeitung oder Online) oder im Second-Hand-Shop gut beraten.
Online-Portale
Kleidung selbst inserieren und Preise individuell gestalten: Dafür gibt es Apps wie Vinted (ehemals Kleiderkreisel), Ebay Kleinanzeigen oder Mädchenflohmarkt. Letzterer bieten auch einen gebührenpflichtigen Concierge-Service an. Du schickst Schmuck, Taschen etc. ein, das Fotografien und Inserieren übernimmt Mädchenflohmarkt.
Online-Händler
Zalando: In der App Zircle können Nutzer Ware direkt an Zalando verkaufen. Sie erhalten einen Gutschein, das Online-Unternehmen vermarktet die Kleidung weiter. Zusätzliche Möglichkeit: Direkt an die Community verkaufen.
Momox Fashion: Über die App schätzen lassen und in ein Paket packen. Momox zahlt anschließend den geschätzten Betrag. Das Käuferportal von Momox heißt wiederum Ubup.
About You "Second Love": Im Shop kannst du gebrauchte Artikel kaufen, aktuell aber noch keine eigenen zum Verkauf einschicken.
Als Käufer:in hat man bei allen 3 Anbietern Rückgaberecht und kostenlosen Versand inklusive.
Tipps für einen erfolgreichen Online-Verkauf
👖 Prüfe die Sachen auf Löcher, Risse und andere Mängel, damit die Käuferin oder der Käufer hinterher nichts zu beanstanden hat. So spürst du auch einen möglichen Mottenbefall in deinem Kleiderschrank auf.
🧼 Wasche die Kleidung vor dem Verkauf - auch aus hygienischen Gründen.
📸 Achte auf gut belichtete und scharfe Fotos vor einem neutralen Hintergrund. Eine genaue Beschreibung mit Stichwörtern sowie Größe, Zustand und möglichen Mängeln ist ebenfalls wichtig.
So wirst du Altkleider los
Keine Lust, alte Klamotten zu verkaufen? Okay, aber wirf sie nicht in den Mülleimer! Beschädigte Jacken, Shirts und Co. gehören auf den Wertstoffhof. Vielleicht kannst du sie auch flicken?
Sind die Teile noch in Ordnung, spendest du sie am besten an soziale Einrichtungen in deiner Umgebung. Zum Beispiel Caritas, Oxfam oder die Kirche. Der Vorteil: So werden sie nicht zur Aufbereitung um die ganze Welt verschickt.
Achte bei der Abgabe am Altkleider-Container auf eine deutsche Adresse und eine Festnetznummer. So vermeidest du unseriöse Anbieter. Vertrauenswürdige Merkmale sind das DZI Spendensiegel, das Logo FAIRWERTUNG oder das BVSE Qualitätssiegel Textilsammlung.
Ein Jahr auf neue Produkte verzichten? Das sagt Doris Schoger vom Blog www.reboundstuff.de dazu
💬 Second-Hand-Mode lässt sich recht einfach finden, wenn auch nicht so problemlos wie Neuware. Es gibt ein paar Konzepte, die Second Hand als Kilo-Ware verkaufen - vor allem aus Kleider-Spenden, wo man oft Vintage-Teile findet. Bei Online-Portalen wie Upub, Zalando oder About You tummeln sich viele deutsche Marken, man spart aber nicht so viel. Plus: die Kommissionsware in kleineren Läden. Mir gefallen die letzten beiden Varianten am besten. Die erste ist ein bisschen wie eine Schatzsuche.
💬 Mein liebster Kauf in dem Jahr, in dem ich auf neue Sachen verzichtet habe: Ein Lederblazer, den ich bei Kleiderkreisel gefunden habe. Der Trend geht allgemein dahin, kein neues Leder mehr zu kaufen, damit es nicht eigens produziert werden muss.
💬 Meine Gründe, auf Neuwaren zu verzichten: Durch die Entwicklungsarbeit meiner Schwester und meinen Berufsweg in der Fast Fashion habe ich viel über die teils umweltbelastenden und schwierigen Arbeitsbedingungen bei der Produktion gelernt.
💬 Zudem ist es ein Experiment: So wie wenn man Milchprodukte weglässt und dadurch mehr Alternativen kennt, die auch gut schmecken. Außerdem will ich anderen Leuten mit meinem Blog davon erzählen, dass Billigprodukte die Ressourcen und die Zeit oft nicht wert sind. Deswegen lieber gebraucht oder nachhaltig kaufen, da haben wir als Gesellschaft mehr davon.
💬 Second Hand ist ein Trend für die Zukunft - selbst wenn es hier auch negative Aspekte gibt. Es ist nicht nachhaltig, wenn Waren zum Beispiel zur Sortierung nach Pakistan geschickt werden.
💬 Das Positive: Gebrauchte Waren sind sozial viel akzeptierter als noch vor einigen Jahren - und wenn wir in Europa mehr aus zweiter Hand kaufen, schwappt das vielleicht in andere Regionen der Welt über. Dann ist Neuware nicht gleich ein Symbol von Wohlstand und nicht automatisch begehrenswert.