Schlecht in Mathe? Dann liegt's an den Genen!
- Veröffentlicht: 21.11.2020
- 12:00 Uhr
- Sven Hasselberg
Wissenschaftler haben ein Mathe-Gen entdeckt. Wer es trägt, schneidet in Zahlen-Tests viel besser ab. Wir erklären dir die neue Studie.
Das Wichtigste zum Thema Mathe-Gen
Mathematische Begabung ist immer eine Mischung aus genetischer Voraussetzung und durch die Umwelt stimulierte Lern- oder Erziehungsvorgänge.
Deutsche Forscher haben nun 178 Kinder untersucht und festgestellt, dass bis zu 20 Prozent des Mathe-Talents auf dem Gen ROBO1 beruhen könnten. Heißt: Bei einem Rechenproblem aktiviert das Gehirn bestimmte verknüpfte Areale.
Träger des Gens bauen als Kinder mehr graue Gehirnmasse in den wichtigen Arealen auf. Als Schüler meistern sie später besser ihre Mathe-Tests. Welche Areale des Gehirns für was zuständig sind, zeigt dir die Grafik unten.
Was passiert wo im Gehirn?
Schlecht in Mathe? Dann liegt's an den Genen!
Das ROBO1-Gen macht dich zum Mathe-Genie
Gene sind die Erbanlagen, die auf bestimmten Abschnitten der menschlichen DNA liegen. Sie ist ein Biomolekül im Zellkern. Gene werden an die Nachkommen weitergegeben.
Bei ihrer Studie zum Mathe-Gen beobachteten die Forscher des Max-Planck-Instituts Leipzig 10 Gene, die eventuell für eine Begabung in Frage kämen. Bei 178 Kinder zwischen 3 und 6 Jahren wurde untersucht, ob sie bestimmte Bestandteile eines dieser Gene tragen.
Gleichzeitig untersuchten die Wissenschaftler, wie viel graue Hirn-Substanz diese Kinder in bestimmten Bereichen des Gehirns aufweisen. Die graue Substanz liegt außen, an der Hirnrinde. Frühere Forschungen ergaben Zusammenhänge zwischen der Masse dieser grauen Substanz und der Intelligenz auf bestimmten Gebieten. Als die Kinder dann zwischen 7 und 9 Jahren waren, wurden ihre Ergebnisse in Mathe-Tests geprüft.
Das ROBO1-Gen war das einzige der 10 untersuchten Gene, bei dem ein Zusammenhang zwischen dem Volumen der grauen Hirnmasse und einem besseren Abschneiden in den Prüfungen nachgewiesen wurde.
Während mathematisches Talent oft auch der linken Hirnhälfte zugordnet wird, besaßen diese Kinder mehr graue Hirnmasse im rechten Scheitellappen und angrenzenden Arealen. Dort ist das Erkennen von Zahlengrößen angelegt. Die Forscher schätzen, dass bis zu 20 Prozent des Mathe-Talents auf das ROBO1-Gen zurückzuführen sind.
6 Facts über Mathematik
📊 Pisa-Studie: In der aktuellen Pisa-Studie wurden 2018 weltweit Leistungen von Schülern verglichen. Deutschland belegt im Bereich Mathematik-Kompetenz mit 500 Punkten Rang 11. Der internationale Durchschnitt betrug 489 Punkte. Sieger war Japan mit 527 Punkten.
🧮 Mathematik-Olympiade: Der internationale Schüler-Wettbewerb findet seit 1959 statt. Oft nehmen über 100 Länder teil. Die Aufgaben stammen aus Gebieten wie Algebra, Geometrie und Zahlentheorie. Die Deutsche Lisa Schauermann liegt auf der ewigen Bestenliste mit 4 x Gold und 1 x Silber auf Platz 3. Sie nahm zwischen 2007 und 2011 fünfmal teil.
🧠 Dyskalkulie: So wie Legastheniker Schwierigkeiten beim Schreiben und Lesen haben, gibt es auch Menschen mit einer Mathematik-Schwäche. Sie heißt Dyskalkulie. Bei dieser „Rechenstörung“ fällt es Betroffenen schwer, schon die Grundrechenarten Addition, Subtraktion, Multiplikation und Division zu erlernen.
🥇 Fields-Medaille: Gestiftet wurde dieser "Nobelpreis der Mathematik" vom kanadischen Mathematiker John Charles Fields. Seit 1936 wird die Medaille alle 4 Jahre an mindestens zwei junge Mathematiker unter 40 Jahren verliehen. 2018 erhielt sie unter anderem der Deutsche Peter Scholze.
📘 Adam Riese: Rechnen wir etwas, gibt es das geflügelte Wort: "Nach Adam Riese macht das…" Das sagen wir, weil der fränkische Rechenmeister das erste deutsche, weit bekannte Mathebuch veröffentlichte. Bis ins 17. Jahrhundert soll es 120 Mal aufgelegt worden sein. Sein Nachname wird zunehmend auch nur Ries geschrieben.
🔢 Taschenrechner: Bye-bye Rechenschieber und Tischrechenmaschinen - 1967 erfand Jack Kilby in Texas den Taschenrechner. Der Prototyp wog allerdings noch 1,5 Kilo. Kilby erhielt 2000 den Physik-Nobelpreis für seinen Beitrag zur Entwicklung von integrierten Schaltkreisen.