Gezwitscher in einer malaysischen Geisterstadt: Was geht in Rawang vor sich?
- Veröffentlicht: 24.04.2022
- 14:45 Uhr
- Heike Predikant
In einer verlassenen Siedlung in der Nähe von Kuala Lumpur sind mysteriöse Geräusche zu hören. Wir waren vor Ort, um das lautstarke Geheimnis zu lüften. Was dabei herauskam, erfährst du im Clip. Unser Extra: Sightseeing-Tipps für Malaysias Hauptstadt.
Das Wichtigste zum Thema Rawang
Rawang liegt im malaysischen Bundesstaat Selangor, rund 20 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Kuala Lumpur. Ein Ort, der zur Geisterstadt wurde.
Ende der 1990er-Jahre sollte in der Nähe ein Industriegebiet entstehen. Und man baute Wohnblocks für Hunderte von Mitarbeiter:innen.
Doch die Wirtschaftskrise beendete das Projekt. Zurück blieben leerstehende Gebäude.
Inzwischen sind dort allerdings neue Bewohner eingezogen: Salanganen. Dunkel gefiederte Vögel, die in Gestalt und Lebensweise den Schwalben ähneln.
Ein Einheimischer lockt sie mit Gezwitscher aus Lautsprechern an. Die verlassenen Räume sind mit Wassertränken und Luftbefeuchtern ausgestattet, damit die Segler darin nisten.
Das hat einen lukrativen Grund: Der Verkauf ihrer Nester bringt bis zu 5.000 Euro pro Kilo. Insbesondere in China gelten sie als Delikatesse und Heilmittel.
Tierischer Exkurs: Malaysische Salanganen und ihre begehrten Nester
Salanganen gehören zur Familie der Seglervögel. Sie kommen unter anderem in Südostasien vor. Die meisten Arten brüten in großen Kolonien in dunklen Höhlen. In Malaysia dienen etwa die Niah-Höhlen im Bundesstaat Sarawak den Tieren als Unterschlupf. 1931 schätzte man die Anzahl der hier nistenden Salanganen auf über zwei Millionen, eine Zählung aus dem Jahr 1999 ergab nur noch rund 300.000 Exemplare.
Dass die Bestände schrumpfen, liegt am Nest-Klau. Weißnest-Salanganen bauen ihre Brutplätze aus ihrem eiweißreichen Speichel auf, Schwarznest-Salanganen verwenden zusätzlich Federn. Sowohl die weißen als auch die schwarzen Nester sind in Asien als Delikatesse beliebt, man bereitet daraus Schwalbennest-Suppe zu. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) werden sie zu Heilmitteln verarbeitet, die unter anderem bei Lungenerkrankungen und chronischer Müdigkeit helfen sollen. Daher gibt es zahlreiche Unternehmen, die auf die Ernte der Nester spezialisiert sind.
Um die Vogelnester von den Höhlenwänden zu pflücken, müssen die Sammler-Teams mithilfe von Seilen und Strickleitern oft über 50 Meter hoch klettern. Ein riskantes Unterfangen, das die Preise für den "Kaviar des Ostens" in die Höhe treibt. Auf dem Markt in Hongkong beispielsweise kostet ein Kilo im Schnitt umgerechnet rund 2.750 Euro.
Zudem wird in Malaysia das sogenannte Nest-Farming betrieben. Dabei lockt man die Salanganen mit spezieller Musik in eigens dafür errichtete Holzhäuser. Die Nester, die die Vögel an den Wänden dieser Hütten anbringen, werden dann sobald wie möglich "eingesackt". Und auch diese Methode führt zu immer ungünstigeren Lebensbedingungen für die Segler.
Ab in die Hauptstadt Malaysias! Was Kuala Lumpur zu bieten hat
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➗ Das Land ist zweigeteilt: Westmalaysia (mit der Hauptstadt Kuala Lumpur) grenzt im Norden an Thailand, Ostmalaysia nimmt den nördlichen Teil der Insel Borneo ein - dazwischen liegt das Südchinesische Meer.
🚌 Westmalaysia lässt sich bequem und günstig mit dem Bus erkunden. Drehkreuz in der Hauptstadt ist der Terminal Bersepadu Selatan (TBS), von dort aus fahren Busse in alle Richtungen.
✈️ Wer Ostmalaysia besuchen möchte, kann von Kuala Lumpur aus zum Beispiel nach Kota Kinabalu (Norden), Sandakan (Osten) oder Kuching (Süden) fliegen. Abenteuerlich ist ein Trip mit der "Dschungelbahn", die zwischen Kota Kinabalu und Tenom verkehrt.
🌸 In den malaysischen Bundesstaaten Sarawak und Sabah auf der Insel Borneo blüht die größte Blume der Welt. Die Blüten der Riesen-Rafflesie erreichen einen Durchmesser von bis zu einem Meter und ein Gewicht von bis zu elf Kilo.
⚽🎾 Fußballtennis? Ja, es wird Sepak Takraw genannt und gilt als Malaysias Nationalsport. Dabei stehen sich zwei Mannschaften mit je drei Spieler:innen auf einem 13,4 Meter langen und 6,1 Meter breiten Feld gegenüber und versuchen, einen Ball mit den Füßen über das Netz auf den Boden der gegnerischen Hälfte zu kicken.