Quiet Quitting: Ist die Gen Z zum Arbeiten zu faul oder einfach clever?
- Veröffentlicht: 29.06.2023
- 08:45 Uhr
- Bianca Leppert
Quiet Quitting bedeutet, dass man nur so viel arbeitet, wie verlangt wird. Überstunden und Extra-Arbeit? Keine Chance, vielmehr Dienst nach Vorschrift. Was hinter dem Trend steckt und warum gerade die Generation Z damit verbunden wird, erfährst du hier.
Bedeutung: Was steckt hinter Quiet Quitting?
Überstunden, ständige Erreichbarkeit, ständiges Engagement? Das sind Fremdwörter beim Phänomen Quiet Quitting. Die Generation Z, die oft damit in Verbindung gebracht wird, legt Wert darauf, achtsam mit sich zu sein und gesunde Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit zu ziehen.
Oft wird der Begriff mit innerer Kündigung übersetzt. Das ist allerdings irreführend. Das Konzept kommt eher dem klassischen Dienst nach Vorschrift nah. Es wird nur das erledigt, was auch bezahlt und vereinbart ist.
In einer Studie des Cloud-Dienste-Anbieter Ring Central mit 1001 Befragten zwischen 21 und 65 Jahren kam heraus, dass beinahe die Hälfte der 21- bis 34-Jährigen sich als Quiet Quitter bezeichnet.
Viral ging der Begriff Quiet Quitting im Juli 2022 in einem TikTok-Video des New Yorkers Zaid Kahn (@zaidlepplin). Darin beschrieb er das Phänomen, dass Arbeit nicht das ganze Leben ist und sie nicht deinen Wert als Mensch definieren sollte.
Quiet Quitting: Die negative Betrachtung
Bei manchen kommt das Konzept des Quiet Quitting extrem negativ an. Die Generation Z wird als faul bezeichnet. Die Jüngeren hätten keine Lust mehr zu arbeiten und wären schlichtweg unmotiviert. Zudem bemitleide man sich ja nur selbst, wenn man einfach aufgebe und nichts an den ungünstigen Arbeitsumständen ändere.
Quiet Quitting: Darum geht es wirklich
Quiet Quitter haben grundsätzlich Vergnügen an ihrer Arbeit. Sie setzen nur gesunde Grenzen und lassen nicht mehr alles mit sich machen. Selbstfürsorge hat für sie einen hohen Stellenwert. Es geht nicht darum, sich nicht mehr mit seiner Arbeit zu identifizieren, sondern Prioritäten zu setzen und Grenzen zu ziehen. Überarbeitung ist keine Trophäe mehr, mit der man sich schmückt. Selbst bezahlte Überstunden lehnen sie ab.
Quiet Quitting: Ursachen
⌛ Der Arbeitgeber verlangt immer mehr, es wird aber keine Anerkennung oder Gegenleistung gezeigt. Es wird als selbstverständlich empfunden, mehr zu leisten, als vereinbart ist.
🤗 Zu viel Nähe wie etwa ungefragtes Duzen, Pseudo-Freundschaften oder die Erwartung, ständig an Freizeitaktivitäten mit Kolleg:innen und Vorgesetzten teilzunehmen.
🧒 Neue Prioritätensetzung, weil sich die privaten Umstände verändert haben oder weil eine Krankheit andere Lebensweisen hervorbringt.
🏠 Leistung wird heute nicht mehr so belohnt wie früher. Selbst wer sich aufopfert, schafft es im Zweifel nicht, sich den Traum vom Haus zu erfüllen, da das nicht mehr zu erreichen ist. Einen Burn-Out zu riskieren, lohnt sich also nicht.
😷 Während der Corona-Pandemie haben viele ihre Arbeit hinterfragt. Dazu kommen neue Arbeitsbedingungen, die teilweise aufgrund von Personalmangel oder mangelndem sozialen Austausch erschöpfend sind. Die mentale Gesundheit hat für viele daher einen höheren Stellenwert bekommen.
💼 Der Arbeitsplatz passt schon von Anfang an nicht zu den Kompetenzen und Bedürfnissen der Arbeitnehmer:innen.
Quiet Quitting: Das können Arbeitgeber tun
Damit du erst gar nicht zum Quiet Quitter wirst, kann dein Arbeitgeber entsprechend vorbeugen. Wie das geht? Nicht mit oberflächlichen Maßnahmen wie dem Obstkorb oder Rabatt im Fitnessstudio. Wichtiger ist es, dass Grenzen respektiert werden.
Etwa indem keine Überstunden gefordert werden. Heißt: Klar definierte Arbeitszeiten und klare Zuordnung von Aufgabengebieten. Zudem sollte Freizeit wirklich Freizeit sein. Deshalb sind Anrufe und Mails nach Feierabend, am Wochenende oder im Urlaub tabu. Ebenfalls ein wichtiger Punkt: transparente Kommunikation. Das Unternehmen sollte sich für die Sorgen und Anliegen der Mitarbeiter:innen interessieren, sie ernst nehmen und etwas daran ändern wollen. Das Stichwort: Wertschätzung.
Tatsächlich sollten Unternehmen sich darum bemühen, all diese Punkte ernst zu nehmen. Denn die Generation Z hat auf dem Arbeitsmarkt mehr Wahlmöglichkeiten. Will ein Unternehmen eine Stelle besetzen, muss es sich mehr um die Bewerber:innen bemühen als noch in der Vergangenheit.
Quiet Quitting: So setzt du Grenzen
Statt eine Aufgabe kurz vor Feierabend aus Angst vor Ärger anzunehmen, freundlich und bestimmt darauf hinweisen, dass man das gerne am nächsten Tag als Erstes erledigt.
Der oder die Vorgesetzte will eine schnelle Entscheidung zu einem Thema von dir? Lass dich nicht überrollen, sondern verschaffe dir Zeit, indem du sagst: Ich melde mich gerne in zwei Stunden/morgen dazu bei Ihnen.
Du sollst ein zusätzliches Projekt übernehmen, bist aber eigentlich ausgelastet. Dann kannst du antworten, dass du gerne Unterstützung leistest. Aber frage auch danach, welche Aufgabe dir dein Gegenüber im Gegenzug abnehmen kann.
Wenn du in deiner Freizeit an einem Job-Event teilnehmen sollst, kannst du einen Kompromiss machen: Du sagst zu, allerdings nur innerhalb eines bestimmten Zeitumfangs.
Häufige Fragen zu Quiet Quitting
Quiet Quitting ist zwar derzeit überall viel diskutiert, doch wirklich neu ist das Phänomen nicht. Das Konzept Dienst nach Vorschrift gibt es schon lange. Und auch die Idee, für sich selbst einzustehen und Grenzen zu ziehen, ist schon immer wichtig. Lediglich die Bezeichnung Quiet Quitting ist nun neu aufgekommen.
Sicherlich beschäftigt das Thema die Generation Z intensiver. Betroffen von einer Überstundenkultur sind aber die meisten Menschen. Die Generation Z nimmt ihre Bedürfnisse nur wichtiger und sieht es nicht mehr als selbstverständlich an, sich für den Job aufzuopfern und ein Burn-Out zu riskieren.
Quiet Quitting wird oft mit stiller Kündigung übersetzt. Darum geht es aber nicht. Bei Quiet Quitting stehen die mentale Gesundheit und ein achtsamer Umgang mit sich selbst im Berufsleben an erster Stelle. Um das zu erreichen, ziehen Quiet Quitter gesunde Grenzen. Das ist nicht schlecht, sondern eine positive Eigenschaft.
Als Generation Z werden Menschen bezeichnet, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind. Die Generation Z ist damit die Nachfolgegeneration der Millenials. Aufgrund des Fachkräftemangels hat die Generation Z mehr Wahlmöglichkeiten am Arbeitsmarkt, was für Arbeitgeber:innen bedeutet, dass sie mehr um sie werben müssen.