PFAS: Warum die ewigen Chemikalien verboten werden sollen
- Veröffentlicht: 25.09.2023
- 16:45 Uhr
- Galileo
PFAS befinden sich in Kosmetika, Outdoor-Kleidung und vielen weiteren Produkten. Weshalb die sogenannten ewigen Chemikalien bei der Weltchemikalien-Konferenz 2023 eine wichtige Rolle spielen und warum ihnen ein Verbot bevorsteht, erfährst du hier.
Das Wichtigste zum Thema PFAS
PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind eine Gruppe von industriell produzierten Chemikalien.
Weil sie sehr robust und kaum vergänglich sind, setzt die Industrie PFAS seit vielen Jahren bei der Herstellung von unzähligen Alltagsprodukten ein.
Ihre Zählebigkeit bewirkt jedoch zugleich, dass sich PFAS kaum abbauen und in der Natur verbreiten. Deshalb sind sie als "ewige Chemikalien" verrufen.
Wissenschaftliche Hinweise deuten darauf hin, dass die gesamte Gruppe der PFAS gefährlich sein könnte. Daher haben mehrere Fachbehörden ein generelles Verbot von PFAS beantragt.
Laut einer veröffentlichten Recherche von NDR, WDR und SZ lassen sich an über 1.500 Orten in Deutschland die Chemikalien nachweisen.
Weltchemikalien-Konferenz 2023 in Bonn: Darum geht's
Vom 25. bis zum 29. September 2023 findet die fünfte Weltchemikalien-Konferenz, ICCM5 genannt, statt. Diese hat das vorrangige Ziel, politische Rahmenbedingungen für den Umgang mit Chemikalien zu schaffen. Gerade in der heutigen Gesellschaft sind Chemikalien unverzichtbar geworden. Die rapide Zunahme ihrer Herstellung und Verwendung stellt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere in Bezug auf nicht abbaubare PFAS. In diesem Zusammenhang erwägt die Europäische Kommission aktiv ein Verbot von PFAS, welches noch nicht durchgesetzt wurde.
Laut dem Umweltbundesamt wird von der ICCM5 eine Erfolgsmessung und klare Definition von Zielen im Umgang mit Chemikalien erwartet. Neben mehr Verbindlichkeit unter den Teilnehmerstaaten sollen vor allem Entwicklungsländer beim Umgang mit Chemikalien und Abfällen unterstützt werden, um mehr Sicherheit und Nachhaltigkeit zu schaffen.
Verbot von PFAS geplant
Zuständige Fachbehörden in Deutschland, Dänemark, Norwegen, den Niederlanden und Schweden haben bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA (European Chemicals Agency) ein Verbot von PFAS beantragt.
Hat der Antrag Erfolg, entscheiden die Kommission der Europäischen Union (EU) sowie die Mitgliedsstaaten anschließend über Beschränkungen der tückischen Chemikalien. Für die Industrie sind ausreichend Zeit zur Umstellung eingeplant. Auch begründete Ausnahmen, wo sich PFAS nicht ersetzen lassen, sind angedacht.
In der Vergangenheit gab es bereits Verbote für einzelne Stoffe - in der Folge wich die Industrie jedoch meist auf ähnlich schädliche Chemikalien aus. Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass die gesamte Gruppe der PFAS problematisch sein könnte. Fachleute halten einen generellen Verzicht auf PFAS daher für überfällig.
PFAS: Definition
🔬 PFAS ist die Abkürzung für Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen - früher bekannt als "Per- und polyfluorierte Tenside (PFT)". Dabei handelt es sich um eine Gruppe von industriell hergestellten Chemikalien.
🧪 Bei diesen Verbindungen aus Kohlenstoffketten mit verschiedenen Längen, die als solche in der Natur nicht vorkommen, sind Wasserstoff-Atome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluor-Atome ersetzt.
🧯 Die Chemikalien sind außerordentlich stabil und langlebig, weshalb die Industrie sie - inzwischen seit Jahrzehnten - in einer Vielzahl von Produkten einsetzt.
⚠ Die Robustheit ist jedoch Fluch und Segen zugleich: Weil sie sich in der Umwelt kaum abbauen und weit ausbreiten, sind PFAS als "ewige Chemikalien" berüchtigt. Selbst in den entlegensten Regionen wie in unbesiedelten Gebieten der Polar-Regionen sind sie nachweisbar.
PFAS: In all diesen Produkten stecken die Chemikalien
Wo PFAS eingesetzt werden
💦 Viele PFAS sind wasser- sowie fettabweisend und können hohen Temperaturen, starker UV-Strahlung sowie großem Druck standhalten.
🤷 Diese Eigenschaften machen sie für den Einsatz in vielen Produkten des alltäglichen Gebrauchs interessant - was Verbraucher:innen meist nicht bewusst ist.
💄 Dazu zählen unter anderem Kosmetika, Outdoor-Kleidung, beschichtete Pfannen, Pizza-Kartons, Teppiche, Boden- und Autopflegemittel sowie Feuerlöschmittel.
📱 Auch von Mikro-Chips, die zur Herstellung von Smartphones, Computern, Spielekonsolen und Co. wichtig sind, bilden PFAS einen Bestandteil. Selbst in der Medizin stecken sie beispielsweise in Implantaten, Kathetern und Schläuchen.
PFAS stecken in Böden, dem Grundwasser und der Luft
Warum PFAS problematisch sind
Zwar warnen Fachleute vor unbegründeter Panik. Doch es gibt Hinweise unter anderem darauf, dass PFAS bei Menschen potenziell das Immunsystem beeinträchtigen sowie das Krebsrisiko erhöhen.
Die Aufnahme von PFAS ist sowohl auf direktem als auch auf indirektem Wege möglich.
Nehmen wir beispielsweise kontaminiertes Trinkwasser zu uns, umfasst das auch Rückstände von PFAS. Ebenso können die Chemikalien über die Atemluft direkt in den menschlichen Organismus gelangen, etwa bei der Verwendung von Imprägnier-Sprays in Innenräumen, die PFAS enthalten.
Zum anderen können sich PFAS in Nahrungsketten anreichern: Verzehren wir Nahrungsmittel wie Fleisch oder Milch von Nutztieren, die Futter von Böden und aus Gewässern bekommen haben, wo sich PFAS angesammelt hat, nehmen auch wir indirekt diese Chemikalien auf.
PFAS-Fabriken und Hotspots in Deutschland
Geplantes Verbot von PFAS ist umstritten
Vor allem die Industrie fürchtet bereits die Auswirkungen eines pauschalen Verbots von PFAS - noch bevor die Europäische Chemikalienagentur über den aktuellen Antrag entschieden hat.
Zu den größten Sorgen zählen ein Mangel an Zeit und Alternativen: Ohne PFAS seien zahlreiche Produktionsbereiche aufgeschmissen.
Demgegenüber befürworten viele Wissenschaftler:innen das vorsorgliche Verbot zum Schutz vor möglichen gesundheitlichen Gefahren. Die Produktion etlicher Produkte lasse sich umstellen, zum Beispiel von Teflon- zu Keramik-Pfannen.
Branchen, in denen tatsächlich kein Ersatz von PFAS möglich ist, werden zudem ohnehin Ausnahmeregelungen in Aussicht gestellt.
Häufig gestellte Fragen zum Thema PFAS
Der Ausdruck PFAS ist die Abkürzung für Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von industriell hergestellten Chemikalien, die so in der Natur nicht vorkommen. Bei ihnen wurden Wasserstoff-Atome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluor-Atome ersetzt. Die Chemikalien sind außerordentlich stabil und langlebig.
Zahlreiche PFAS sind wasser- sowie fettabweisend und halten hohen Temperaturen, starker UV-Strahlung sowie großem Druck stand. Wegen solcher Eigenschaften setzt die Industrie PFAS seit Jahrzehnten in einer Vielzahl von Produkten des alltäglichen Gebrauchs ein. Dazu zählen unter anderem Kosmetika, Outdoor-Kleidung, beschichtete Pfannen, Boden- und Autopflegemittel, Feuerlöschmittel, Mikro-Chips sowie medizinische Utensilien wie Implantate.
Wegen ihrer Robustheit bauen sich PFAS in der Umwelt kaum ab und verbreiten sich weiträumig. Deshalb sind sie auch als "ewige Chemikalien" berüchtigt. Es gibt Hinweise unter anderem darauf, dass PFAS bei Menschen potenziell das Immunsystem beeinträchtigen sowie das Krebsrisiko erhöhen. Dennoch warnen Fachleute vor unbegründeter Panik.
In der Vergangenheit gab es bereits Verbote für einzelne PFAS. Vor Kurzem haben Fachbehörden aus mehreren Ländern, darunter Deutschland, ein generelles Verbot von PFAS bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA (European Chemicals Agency) beantragt. Ist der Antrag erfolgreich, beschließen die Kommission der Europäischen Union (EU) sowie die Mitgliedsstaaten über Beschränkungen der tückischen Chemikalien. Geplant sind sowohl ausreichend Zeit zur Umstellung als auch begründete Ausnahmen, wo sich PFAS nicht ersetzen lassen.
Willst du noch mehr zum Thema PFAS erfahren?
Umweltbundesamt: Perfluorierte Alkylsubstanzen - PFAS
Bundesumweltministerium: Per- und polyfluorierte Chemikalien (PFAS)