Lichtverschmutzung: Die unterschätzte Gefahr - und was dagegen hilft
- Veröffentlicht: 19.01.2023
- 21:00 Uhr
- Galileo
In Großstädten sind die Nächte teils taghell. Diese dauerhafte Lichtverschmutzung ist ungesund. Laut einer neuen Studie hat der Lichtsmog in den letzten Jahren sogar noch stärker zugenommen als bisher angenommen. Im Clip: So schädlich ist blaues Licht von Smartphones und Co.
Das Wichtigste zum Thema Lichtverschmutzung
Der Begriff meint die künstliche Beleuchtung vor allem in Großstädten. Die Nächte sind dadurch viel heller, als sie es natürlich wären. Das ist auf Dauer für Menschen, Tiere und Pflanzen ungesund.
In ihrem Weltatlas der Lichtverschmutzung zeigen Forschende: Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung lebten bereits 2016 unter einem lichtverschmutzten Nachthimmel.
Und die Verschmutzung nimmt zu. Das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ und die Ruhr-Universität Bochum haben zusammen mit der Stiftung US National Science Foundation ein Bürger-Wissenschaftsprojekt durchgeführt. 51.351 Menschen beobachteten zwischen 2011 bis 2022 den Nachthimmel. Das Ergebnis: Weltweit wird der Himmel pro Jahr im Durchschnitt um 9,6 Prozent heller. Konkret bedeutet das: Sind bei der Geburt eines Kind an einem Ort noch 250 Sterne sichtbar, kann man dort an seinem 18. Geburtstag nur noch 100 Sterne sehen.
Gegen Lichtsmog hilft vor allem zielgerichtetere Außenbeleuchtung: Abgeschirmte Lampen mit warmweißen LEDs in Bodenrichtung vermeiden nutzloses Streulicht.
Für mehr naturdunkle Nächte und weniger menschengemachtes Licht engagieren sich Organisationen wie die International Dark-Sky Association (IDA).
Was ist Lichtverschmutzung?
Damit meinen Expert:innen, dass künstliche Lichtquellen die nächtliche Dunkelheit dauerhaft verhindern.
Vor allem in Ballungsräumen bilden sich nachts sogenannte "Lichtglocken", weil Straßenbeleuchtungen, Werbeschilder oder Gebäude-Spots nach oben strahlen. Schätzungen zufolge leuchten unsere Städte teils 4.000 Mal heller als das natürliche Nachtlicht.
Licht-Smog ist schlecht für Mensch und Tier
Die Dauerbeleuchtung bringt den an die verschiedenen Lichtphasen am Tag und in der Nacht angepassten Bio-Rhythmus durcheinander.
Vor allem das kaltweiße LED-Licht irritiert ganze Öko-Systeme und macht auch uns Menschen krank. Der hohe Blaulicht-Anteil wirkt wie Tageslicht und hemmt dadurch die Produktion des Schlafhormons Melatonin.
Die Folge: Wir schlafen zu wenig und unsere Zellen erholen sich nicht genug. Auf Dauer drohen so Übergewicht, Stoffwechsel-Erkrankungen und ein erhöhtes Krebsrisiko.
😵 Wenn die Orientierung verloren geht
Erste Forschungs-Ergebnisse zur Lichtverschmutzung lassen auch für das Tier- und Pflanzenreich ernste Folgen erkennen.
Zugvögel etwa schweifen von ihrer Flugroute ab. Nachtaktive Tiere wie Fledermäuse können Tag und Nacht kaum unterscheiden. Selbst Nahrungssuche und Fortpflanzung können im Chaos enden. Bei Pflanzen gerät die Photosynthese durcheinander.
Was können wir gegen Lichtverschmutzung tun?
Licht ist bereits ein Bestandteil des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (BImSchG). Auch hat eine Arbeitsgemeinschaft von Bund und Ländern Hinweise zur Messung, Beurteilung und Minderung von sogenannten Licht-Immissionen erarbeitet. Verbindliche Grenzwerte zur Licht-Immission gibt es aber noch nicht.
Eine wichtige Richtlinie für Beleuchtungen im öffentlichen Raum: Die Lichtquellen von Straßenlaternen, Werbeplakaten oder Hausstrahlern sollten nicht zum Himmel, sondern in Richtung Boden scheinen.
Kugel- oder Pilzleuchten etwa strahlen viel Licht nutzlos zur Seite und nach oben. Abgeschirmte Lampen mit energieeffizienten, warmweißen und nach unten ausgerichteten LEDs vermeiden störendes Streulicht. Außerdem sparen sie kostbare Energie - gut für die Umwelt. Optimalerweise sind auch öffentliche Beleuchtungen dimmbar.
Mit und ohne Licht-Smog: So groß ist der Unterschied
Lichtverschmutzung: Die unterschätzte Gefahr - und was dagegen hilft
Ausgezeichnete Dunkelheit
Organisationen wie die International Dark-Sky Association (IDA) oder das deutsche ehrenamtliche Projekt Paten der Nacht setzen sich gegen die weltweite Lichtverschmutzung und für mehr natürlich dunkle Nächte ein.
Die IDA etwa unterstützt Forschung, vermittelt Wissen weiter und gibt Empfehlungen für entsprechende Außenbeleuchtungen, wie du sie auch in den Grafiken oben gesehen hast.
🌃 International Dark Sky Places
Außerdem kürt die internationale Organisation seit 2001 in einem Verfahren mit regelmäßigen Überprüfungen besonders naturdunkle Orte als International Dark Sky Places (IDSP).
Anfang 2023 gab es weltweit über 205 von der IDA zertifizierte IDSPs, die du dir in einer interaktiven Karte anschauen kannst. In Deutschland etwa liegen in Fulda und in der Rhön ein IDSP-Park und eine IDSP-Gemeinde.
🌟 Noch "Niue" gehört? Die erste Dark Sky-Nation
Als erste ganze Nation bekam Niue im Jahr 2020 den Titel als Dark Sky Nation verliehen. Auf der gesamten Südpazifik-Insel gibt es nur wenig schädliches menschengemachtes Licht.
Rund 1.600 Menschen bewohnen das Eiland, davon etwa 600 Bewohner:innen in der Hauptstadt Alofi. Ein Großteil der Gesamtfläche ist für die Landwirtschaft nutzbar, der Rest besteht aus tropischen Wäldern. Neben Niueanisch sprechen die meisten Niueaner auch Englisch.
Die Korallen-Insel liegt etwa 2.400 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, mit dem es seit 1974 auch frei assoziiert ist. Bedeutet: Der Inselstaat genießt zwar Unabhängigkeit, ist aber nicht vollständig souverän.
Für deinen Trip nach Niue: Wichtige Ausdrücke in Niueanisch
👋 "Hallo" = Fakaalofa lahi atu
😃 "Danke" = Fakaaue
🤲 "Bitte" = Fakamolemole
🥯 "essen" = Kai
🥤 "trinken" = Inu
✊ "Viel Glück" = Kia monuina