Wann darf Schokolade Schokolade heißen?
- Veröffentlicht: 26.10.2021
- 20:45 Uhr
- Claudia Frickel
Die Tafel sieht aus wie Schokolade und schmeckt auch so - trotzdem darf sie nicht so heißen. Denn es gibt strenge Vorschriften, wie Lebensmittel bezeichnet werden dürfen - auch für Limonade, Milch oder Käse.
Das Wichtigste zum Thema Bezeichnungen von Lebensmitteln
Die Hersteller von Lebensmitteln dürfen ihre Produkte nicht einfach bezeichnen, wie sie wollen. Nicht alles, was wie Milch, Erdbeereis oder Honig aussieht, darf auch so genannt werden. Es gibt strenge Vorschriften.
Produkte können fantasievolle Namen haben, zum Beispiel "Hula Hula" oder "Bio-Zisch". Die Bezeichnung dagegen ist sachlich, so wie Schokolade oder Limonade.
Die Bezeichnung beschreibt das Nahrungsmittel: Um welche Art handelt es sich, welche charakteristischen Merkmale hat es? Manche Begriffe sind geschützt.
Relevant sind meist Inhaltsstoffe: Es müssen Zutaten in bestimmten Mengen enthalten sein. Manchmal spielt aber auch die Region eine Rolle, in der ein Lebensmittel produziert wird.
Nicht jede viereckige Tafel im Süßigkeiten-Regal ist eine Schokolade. Eine von Ritter Sport hat dafür zu wenig Zucker. Nun trägt sie die kuriose Beschreibung Kakaofruchttafel.
Wie echte Schokolade zusammengesetzt sein muss
Bei diesen Produkten ist die Bezeichnung genau definiert
🍫 Schokolade ist ein "Erzeugnis aus Kakaoerzeugnissen und Zuckerarten". Wichtig ist aber auch die Zusammensetzung.
🥛 Milch ist laut Definition ein "durch ein- oder mehrmaliges Melken gewonnenen Erzeugnis der normalen Eutersekretion".
🧀 Wenn Milch ein geschützter Begriff ist, gilt das auch für daraus hergestellte Produkte. Käse, Sahne oder Butter müssen ebenfalls auf "Eutersekretion" basieren.
🍊 Fruchtsaft: Ein Saft darf nur so heißen, wenn er zu 100 Prozent aus Fruchtfleisch oder -saft besteht. Nektar dagegen hat 25 bis 50 Prozent Früchtanteil, ein Fruchtsaftgetränk weniger.
🥤 Bei Limonade kommt es auf die Zutaten an: Mindestens 7 Prozent Zucker müssen zum Beispiel drin sein.
🧈 Eine Margarine muss einen Fettgehalt zwischen 80 und 90 Prozent haben.
🍲 Schwäbische Spätzle müssen in Schwaben hergestellt oder verarbeitet werden. Außerdem müssen Spätzle bestimmte Zutaten enthalten.
🥖 Ein "Roggenbrötchen" kann nur so heißen, wenn es aus mindestens 50 Prozent Roggenmehl besteht.
🍧 Nur wenn im Erdbeereis mindestens 20 Prozent Erdbeeren sind, darf es so bezeichnet werden.
🍪 Kokosmakronen müssen aus Kokosraspeln gefertigt sein. Mehl oder Stärke dürfen höchstens 3 Prozent der Masse ausmachen.
🐝 Honig ist immer ein von Bienen produziertes Nahrungsmittel.
Wer bestimmt, wie etwas genannt werden darf?
Nur genau definierte Lebensmittel dürfen auf eine bestimmte Weise bezeichnet werden: Das ist in Verordnungen der EU, der Länder und im Deutschen Lebensmittelbuch festgehalten.
Für manche Begriffe gelten einheitliche Vorgaben. Milch und Honig sind beispielsweise überall in der EU geschützte Begriffe.
Dazu kommen Verordnungen der einzelnen Länder. Laut deutscher Kakaoverordnung besteht etwa eine Schokolade "aus Kakao-Erzeugnissen und Zuckerarten". Es gibt auch eine Käseverordnung.
Und was ist, wenn kein Ausdruck vorgeschrieben ist? Dann gilt eine allgemein übliche Bezeichnung, die "Verkehrsbezeichnung" - so wie "Früchtemüsli". Manchmal wird das Lebensmittel auch genauer beschrieben, etwa "Salami mit Kräuter-Rand".
Viele der Verkehrsbezeichnungen stehen im Deutschen Lebensmittelbuch. Eine Kommission hat darin mehr als 2.000 Lebensmittel in sogenannten Leitsätzen beschrieben - mit Inhaltsstoffen, Konsistenz oder "Mundgefühl".
Was darf wie heißen - und was nicht?
❌ Mandel-, Soja- oder Haferdrinks dürfen nicht Milch heißen - weil keine Milch drin ist.
❌ Cashew-Käse oder veganer Käse dürfen Hersteller nicht sagen - es ist ja keine Milch beteiligt.
✔ Bei Lebensmitteln mit Milch als Bezeichnung gibt es 3 Ausnahmen: Kokosmilch, Fischmilch und Liebfrauenmilch dürfen so heißen.
✔ Veggie-Schnitzel oder vegane Burger sind als Bezeichnungen erlaubt, weil klar ist, dass kein Fleisch drin ist.
✔ Katzenzungen, Kinderschokolade, Blutorangen: Diese Bezeichnungen sind erlaubt, obwohl zu den Zutaten keine Katzen, Zungen, Kinder oder Blut gehören.