Kapieren geht über Studieren: 5 Fragen zum Studium in Corona-Zeiten
- Veröffentlicht: 20.11.2020
- 08:00 Uhr
- Franziska Schosser
Bildschirm statt Hörsaal: Das Corona-Virus legt erneut die Unis lahm. Wie Studieren jetzt funktioniert - und was du über Bafög, Job und neue Lernwelten wissen musst.
Das Wichtigste zum Thema Studieren trotz Corona
Derzeit sind rund 2,9 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben - so viele wie noch nie zuvor.
Viele Studis haben bereits digitale Vorlesungen und Tutorien online besucht. Wegen des steigenden Infektions-Geschehens fahren Hochschulen ihre digitalen Angebote nun erneut hoch. Die Anzahl von Studierenden auf dem Campus und im Hörsaal soll so begrenzt werden oder das Studieren wieder vollständig nach Hause verlegt werden.
Die Corona-Pandemie stellt Studierende und Lehrende jedoch noch immer vor große Herausforderungen: Nach wie vor können nicht alle Vorlesungen über Skype-Konferenzen abgedeckt werden.
Hinzu kommen finanzielle Unsicherheiten bei Studierenden, die jetzt ihren Nebenjob verloren haben oder sich um ihren Studienkredit Sorgen machen.
Auch die Isolation macht Studierenden zu schaffen, die sich sonst ausgetauscht und zum Lernen verabredet haben. 90 Prozent von ihnen vermissen laut einer Studie der Universität Hildesheim ihre Kommilitonen.
Besonders wichtig: Durch die aktuellen Umstände soll kein Studierender Nachteile fürchten, so das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Wie das klappen soll - und die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
#1: Darf ich in die Uni gehen, wenn ich möchte?
Viele Universitätsgebäude sind wieder geschlossen worden oder es werden nur begrenzt Studierende zu Vorlesungen gelassen, natürlich mit Sicherheitsabstand. Das gilt auch für die Mensa, Bibliotheken, Labore und Werkstätten, sofern diese überhaupt noch geöffnet sind.
Wer gerade studiert, verbringt also in erster Linie Zeit vor dem Laptop und nicht mit Kommilitonen in der Bibliothek oder dem Seminar. Denn die Hochschulen versuchen im Lehrbetrieb - so gut es geht - auf digitale Lösungen umzusteigen. Nur weil du die Uni nicht betreten darfst, hast du aber nicht automatisch frei.
#2: Bekomme ich weiter Bafög?
Ja - und auch dann, wenn an deiner Hochschule gerade kein Lehrbetrieb stattfindet.
Sofern Online-Lehrveranstaltungen angeboten werden, solltest du aber daran teilnehmen. Nur so erfüllst du die Förderungs-Voraussetzungen. Das gilt auch für Schülerinnen und Schüler in beruflichen Ausbildungen.
Auch für die Regelstudienzeit gibt es eine neue Regelung: Wenn wegen Corona Prüfungen ausfallen und die Regelstudienzeit deshalb überschritten wird, bekommst du laut BMBF "in den allermeisten Fällen" weiterhin Bafög.
Goodie für Corona-Helfer
Wer sich jetzt in systemrelevanten Berufen engagiert, also zum Beispiel im Supermarkt oder im Krankenhaus jobbt, bekommt Bafög weiterhin in voller Höhe. Der Hinzuverdienst wird nicht für das Bafög angerechnet.
📞 Solltest du finanziell nicht mehr über die Runden kommen, kontaktiere am besten zuerst dein Studierendenwerk. Hier bekommst du Infos zu verschiedenen Finanzierungsformen, Bafög, Stipendien oder für dich passenden Sozialleistungen. Das lohnt sich oft mehr als ein (teurer) Studienkredit.
#3: Mein Studentenjob ist weggefallen - und jetzt?
In systemrelevanten Berufen wird gerade viel nach Aushilfen gesucht, ob das im Supermarkt, als Erntehelfer oder als Auslieferungsfahrer ist.
Wenn du studierst und nicht mehr bei deinen Eltern wohnst, hast du übrigens keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Am besten stellst du dann einen Bafög-Antrag oder einen Antrag auf Neuberechnung des Bafögs.
Wer das Studium bereits abgeschlossen hat, kann Arbeitslosengeld II beantragen.
#4: Kriege ich als studentische Aushilfe Kurzarbeitergeld?
Das bekommst du für deinen Studenten-Job nur dann, wenn deine Tätigkeit sozialversicherungspflichtig ist. Arbeitest du auf 450-Euro-Basis, gilt das leider nicht - du erhältst dann also kein Kurzarbeitergeld vom Arbeitsamt.
Mehr Infos zum Kurzarbeitergeld findest du bei der Arbeitsagentur oder auf unserer Themenseite.
#5: "Nicht-Semester", "Kann-Semster" oder "Solidar-Semester" - was steht hinter den unterschiedlichen Forderungen?
Durch erschwerte Studienbedingungen, zum Beispiel Vorlesungs-Ausfall, forderten bundesweit Organisationen einen Nachteils-Ausgleich für Lehrende und Studierende.
Zahllose Studierendenvertretungen, aber auch Hochschulen und Politiker, starteten verschiedene Petitionen, damit das "Corona-Semester" als "Nicht-, Kann- oder Solidar-Semester" gewertet und nicht auf die Regelstudienzeit angerechnet wird.
Denn wird diese Zeit überschritten, kann das Bafög gestrichen werden.
Fast alle Bundesländer haben inzwischen dem Wunsch entsprochen und die Regelstudienzeit verlängert.
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Alle wichtigen Infos zur Ausbildungsförderung gibt's beim BMBF.
Eine Übersicht, wie verschiedene Hochschulen aktuell vorgehen, findest du bei der FZS.