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In Stufen aus dem Lockdown? Wieso das nicht so einfach wird

  • Veröffentlicht: 08.02.2021
  • 12:20 Uhr
  • Galileo
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© picture alliance/Rupert Oberhäuser

Die Kontaktbeschränkungen im harten Lockdown zeigen Wirkung: Die 7-Tage-Inzidenz sinkt. Am Mittwoch treffen sich Bund und Länder wieder, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Im Fokus: Forderungen nach Stufenplänen zum Ausstieg aus dem Lockdown. Wie die aussehen sollen - und wer da noch nicht so recht dran glauben will.

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Das Wichtigste zum Thema Wege aus dem Lockdown

  • Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz sinkt laut RKI zum Glück weiter. Am 8. Februar liegt der Wert für ganz Deutschland bei 76. Regional ist die Lage aber teils sehr unterschiedlich: In Thüringen (138) etwa ist die Zahl mehr als doppelt so hoch wie in Hamburg (64).

  • Kennwerte wie die 7-Tage-Inzidenz spielen eine wichtige Rolle bei der Frage, wann in Deutschland wieder Lockerungen zu den Corona-Regeln in Kraft treten können.

  • Noch gilt bis zum 14. Februar der harte Corona-Lockdown. Das Ziel der Kontaktbeschränkungen: ein Inzidenzwert von unter 50, damit die Gesundheitsämter Infektionsketten wieder nachvollziehen können.

  • Am 10. Februar beraten Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungs-Chefs der Bundesländer über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie. Zwar scheint sich die Corona-Lage zu beruhigen. Die Verbreitung von Virus-Mutationen bereitet Experten jedoch Sorgen.

  • Vor allem von Schließungen stark betroffene Bereiche fordern trotzdem baldige Lockerungen der Beschränkungen: Gastronomen, Friseure und Co. wollen wieder arbeiten, immer mehr Eltern sind durch gleichzeitiges Home-Office und Home-Schooling überlastet.

  • Wie geht es weiter? Mehrere Ministerpräsidenten haben Ideen für Stufen-Pläne aus dem Lockdown präsentiert. Gesundheitsminister Spahn und der bayerische Ministerpräsident Söder haben die Hoffnungen auf Lockdown-Lockerungen aber bereits gedämpft. Über eine Perspektive wollen die Politiker am Mittwoch bei den Bund-Länder-Beratungen diskutieren.

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6-Monats-Plan aus dem Lockdown? Wieso es ihn nicht geben kann

Im Kampf gegen Corona stehen sich 2 wichtige Aspekte gegenüber: Bei überstürzten Lockerungen droht ein Rückschlag im Kampf gegen die Pandemie. Gleichzeitig braucht die Bevölkerung aber eine Perspektive für den Weg zurück zur Normalität. Wie geht's also weiter?

Die Landesregierungen von Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben vergangene Woche Ideen für Stufen-Pläne aus dem Lockdown präsentiert (mehr dazu weiter unten). Auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz will in der Bund-Länder-Runde über Öffnungs-Konzepte sprechen. Priorität hätten für ihn Schulen und Kitas.

Man müsse aber "vorsichtig bleiben" und auf die Mutation des Virus achten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dämpft die Hoffnungen auf einen langfristigen Stufenplan nun aber.

"Alle wünschen sich einen 6-Monats-Plan, aber den kann es halt in dieser Dynamik, in dieser Pandemie nicht geben",

sagte der CDU-Politiker am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Anne Will". Es gehe nur "Zug um Zug" - und dabei stünden noch einige harte und schwere Wochen bevor. Es werde weiterhin notwendig sein, die konkreten Maßnahmen immer wieder anzupassen. Bevor Lockerungen konkret würden, sollte man abwarten, "bis wir deutlich unter 50 bei 100.000 sind". Bayerns Ministerpräsident Markus Söder sieht das ähnlich*:

"Das Auf-Sicht-Fahren nervt. Aber das Auf-Sicht-Fahren ist das einzige, was wirklich hilft. Denn der Herausforderer, vor dem wir stehen, - Corona - hält sich null an Termine, die wir setzen."

Eine Perspektive zur Lockerung des Lockdowns soll es aber sicher geben - und genau darüber - wie lange und in welchem Umfang - werden Bund und Länder bei ihren Beratungen am Mittwoch sprechen.

Wie können Schulen wieder öffnen?

Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung können Schulen auch in Zeiten der Corona-Pandemie unter bestimmten Bedingungen geöffnet werden - wenn die in einem neuen Leitfaden enthaltenen Regeln streng eingehalten werden. Dieser wurde nun von 36 Fachgesellschaften erarbeitet und vom Bildungsministerium gefördert. Dafür wurden 40 Studien ausgewertet. Heute soll er von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) vorgestellt werden.

Konkret geht es um diese Maßnahmen:

  • Alle (Schüler und Lehrer) sollen eine OP-Maske tragen.
  • Kontakte sollen auf eine festgelegte Gruppe beschränkt sein - ohne Interaktion mit weiteren Gruppen.
  • Bei hohem Infektions-Geschehen soll der Unterricht gestaffelt beginnen.
  • Zudem gibt es Empfehlungen zum Lüften von Räumen und einen klaren Umgang mit erkälteten Schülern und Verdachts-Fällen.

Wann Schulen wieder öffnen können, werden Bund und Länder wohl am Mittwoch diskutieren.

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Schleswig-Holsteins 4-Stufen-Plan aus dem Lockdown

Die 7-Tage-Inzidenz, der R-Wert und die Anzahl der verfügbaren Intensivbetten sind wichtige Kenngrößen zur Einschätzung des Infektionslage in der Corona-Pandemie.

Auf der Grundlage von solchen Werten hat die Landesregierung von Schleswig-Holstein einen Plan vorgestellt, wie Deutschland den Weg aus dem Lockdown in 4 Stufen schaffen könnte.

Bei dem Plan handelt es sich zunächst um Vorschläge für den anstehenden Corona-Gipfel. Schleswig-Holstein wolle keinen Sonderweg gehen, versicherte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
Bei dem Plan handelt es sich zunächst um Vorschläge für den anstehenden Corona-Gipfel. Schleswig-Holstein wolle keinen Sonderweg gehen, versicherte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).© picture alliance/dpa/Axel Heimken

4️⃣ Inzidenzwert über 100

Solange oder sobald die 7-Tage-Inzidenz einen Wert von 100 übersteigt, sieht der Plan einen harten Lockdown vor. Gegenüber dem derzeitigen Stand ändert sich also nichts.

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3️⃣ Inzidenzwert zwischen 100 und 50

Sobald die 100-Schwelle 7 Tage lang nicht überschritten wird, sollen Kitas und die Schuljahrgänge 1 bis 6 in einem eingeschränkten Präsenz-Betrieb starten. Sogenannte elementare körpernahe Dienstleistungen wie Friseurbesuche wären wieder erlaubt.

Persönliche Treffen sollen zwischen höchstens 5 Personen aus 2 Haushalten möglich sein, wobei für U-14-Jährige Ausnahmen gelten. In Krankenhäusern und Pflegeheimen dürfen bei weiter bestehender Testpflicht 2 Besucher getrennt kommen.

Bleibt der Inzidenzwert 3 Wochen lang stabil, dürfen auch Zoos und Wildparks wieder öffnen. Außerdem würden Außensportanlagen für Individualsport in Betrieb gehen.

2️⃣ Inzidenzwert zwischen 50 und 35

Pendelt sich die 7-Tage-Inzidenz eine Woche lang zwischen 50 und 35 ein, kehren Kitas und die Schulklassen 1 bis 6 sowie Abschlussklassen zum Präsenz-Unterricht zurück, während die übrigen Jahrgänge in den Wechsel-Unterricht gehen.

Im Einzelhandel dürften Geschäfte unter Auflagen wie einer Maskenpflicht und einer Zugangsbeschränkung (10 Quadratmeter je Person) öffnen. Bei einer hälftigen Auslastung der Sitzplätze und einem entsprechenden Hygiene-Konzept dürften auch Restaurants aufmachen.

Sobald der Inzidenzwert 3 Wochen lang konstant ist, dürften Touristen bei negativen Schnelltests wieder in Hotels oder Ferienwohnungen. Außerdem wären Theater und Kinos für Veranstaltungen mit begrenzten Schulgruppen sowie Fitness-Studios unter Auflagen geöffnet.

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1️⃣ Inzidenzwert unter 35

7 Tange lang eine Inzidenz von weniger als 35 - und es dürften sich wieder bis zu 10 Personen aus mehreren Haushalten treffen. An den Schulen wäre Regelbetrieb angesagt, an den Hochschulen Präsenz-Lehre für einzelne Alterskohorten.

Unter Beachtung der Abstandsregel und eines Hygiene-Konzepts gäbe es in der Gastronomie keine Gäste-Begrenzung mehr. Auch Bars und Kneipen dürften öffnen, solange alle Gäste einen festen Sitzplatz haben und ihre Kontaktdaten angeben.

Sportarten wie Fußball wären nach 21 Tagen mit einem Inzidenzwert von unter 35 mit festen Gruppen erlaubt. Ebenso wären Theater und Kinos für Vorstellungen mit begrenzter Personenanzahl für alle offen. In Pflegeheimen und Krankenhäusern gäbe es bei einem sicheren Hygiene-Konzept erweiterte Besuchsmöglichkeiten.

Niedersachsens 6-Stufen-Plan

Ähnliche Ideen für einen Weg aus dem Lockdown hat auch die Landesregierung von Niedersachsen. Statt 4 unterscheidet ihr Konzept aber sogar 6 Stufen. Außerdem berücksichtigt es den R-Wert deutlicher.

Zusätzlich zu der Kategorie mit einer Ü-100-Inzidenz sieht Niedersachsens Plan eine noch höhere Stufe vor, wenn die 7-Tage-Inzidenz den Wert von 200 überschreitet oder aber eine infizierte Person im Durchschnitt 1,2 weitere Menschen ansteckt. Dann könnten noch strengere Regeln gelten: Auch Treffen mit nur 1 Person aus einem anderen Haushalt wären sogar in privaten Räumen verboten.

Zudem unterteilt das Konzept das niedrige bis hohe Infektions-Geschehen genauer. Heißt: Gering ist es erst ab einer 7-Tage-Inzidenz von unter 10, erhöht bei einem Wert zwischen 10 und 25 und hoch bei einem Wert zwischen 25 und 50. Dadurch soll auf hochansteckende Mutationen schneller reagiert werden können.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erwartet in der ersten Jahreshälfte 2021 keine Überwindung der Pandemie. Deshalb soll der 6-Stufen-Plan sowohl den Fall abdecken, dass sich die Infektionslage beruhigt, als auch eine schnelle Reaktion ermöglichen, wenn die Situation wieder schlechter wird.
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erwartet in der ersten Jahreshälfte 2021 keine Überwindung der Pandemie. Deshalb soll der 6-Stufen-Plan sowohl den Fall abdecken, dass sich die Infektionslage beruhigt, als auch eine schnelle Reaktion ermöglichen, wenn die Situation wieder schlechter wird.© picture alliance/Fotostand/Matthey

Wie ist die Situation bei unseren europäischen Nachbarn?

🇦🇹 Nach einem harten Lockdown versucht Österreich ab heute (8. Februar) erste Lockerungen: Geschäfte dürfen unter Auflagen wie einer FFP2-Maskenpflicht wieder öffnen, auch Museen und Zoos machen wieder auf. Tagsüber dürfen sich 4 Erwachsene zweier Haushalte treffen, nachts gilt weiterhin eine Ausgangsbeschränkung. Für den Friseur-Besuch ist künftig auch ein negativer Corona-Test nötig. Bis Ende Februar sollen Gratis-Tests in Apotheken im ganzen Land verfügbar sein. Wann Hotels und die Gastronomie wieder aufsperren dürfen, ist noch unklar.

🇵🇹 Europas Corona-Sorgenkind ist derzeit Portugal. Dort lag die 7-Tage-Inzidenz zuletzt bei einem Wert von über 800, auch weil sich dort die hochansteckende Virus-Mutation aus Großbritannien rasch verbreitet. Zur Eindämmung des Virus hat sich das Land inzwischen abgeschottet. Deutschland hat die Bundeswehr zur Unterstützung entsandt.

🇮🇹 Die 20 Regionen Italiens sind je nach Infektions-Geschehen in 4 Risiko-Zonen unterteilt: rot, orange, gelb und weiß. In diesen gelten abgestufte Maßnahmen. In einigen Gebieten ist gegenüber anderen daher wieder einiges möglich: Restaurants und Bars dürfen Menschen am Tisch bewirten, auch Museen sind teils geöffnet.

🇫🇷 In Frankreich gilt wie vielerorts eine nächtliche Ausgangssperre. Der Reiseverkehr mit Nicht-EU-Ländern wurde gestoppt. Bei der Einreise aus EU-Ländern wird wie bei vielen anderen Ländern ein negativer PCR-Test benötigt. Bars, Cafés und Restaurants sowie Freizeiteinrichtungen und Sehenswürdigkeiten sind geschlossen.

🇪🇸 In Spanien sind einzelne Hotspot-Regionen komplett abgeriegelt und dürfen nur mit triftigem Grund verlassen werden. Die harten Maßnahmen zeigen erste Wirkung. Zuletzt sank die 7-Tage-Inzidenz von über 400 auf einen Wert von etwas über 300.

🇨🇭 Lange hatte die Schweiz einen harten Lockdown hinausgezögert. Inzwischen sind aber auch dort Restaurants, Kinos, Museen und Sportclubs geschlossen. Nur Geschäfte des täglichen Bedarfs, Apotheken, Friseure und Blumenläden haben geöffnet. Private Treffen sind nur noch mit bis zu 5 Personen gestattet.

🇳🇱 In den Niederlanden hat die Regierung den Lockdown bis zum 2. März verlängert. Geschäfte und Freizeiteinrichtungen sind dicht. Teils gibt's aber zumindest kleine Lockerungen: Ab dem 8. Februar machen Schulen und Kitas wieder auf, Shopping geht ab 10. Februar über ein Bestell- und Abholsystem am jeweiligen Store.

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