Home Office-Pflicht fällt weg - sollten jetzt alle wieder ins Büro?
- Veröffentlicht: 01.07.2021
- 11:45 Uhr
- Carina Neumann-Mahlkau
Zurück ins Büro? Seit November 2020 galt in Deutschland die Pflicht zum Home Office, wo immer es möglich ist. Ab 1. Juli entfällt diese Regelung für Unternehmen. Sollten nun alle zurück ins Büro? Die Galileo-User haben abgestimmt! Weiter unten findest du das Ergebnis! Im Clip: Was ist günstiger - Home Office oder Büro?
Das Wichtigste zum Thema Ende der Home Office-Pflicht
Oben Anzug und Krawatte, unten Jogging-Hose und Pantoffeln - seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 machten Witze und Memes übers Home Office die Runde.
Stay home: Im November 2020 führte die Regierung das Arbeiten von Zuhause im Rahmen der Bundesnotbremse verpflichtend ein: Alle Unternehmen, für die es betrieblich möglich war, mussten ihre Mitarbeiter:innen ins Home Office schicken. Fast jede:r Dritte arbeitete von Zuhause aus.
Nun, 8 Monate später, fällt die Verordnung. Ab 1. Juli 2021 sind Unternehmen nicht mehr verpflichtet, ihren Angestellten Home Office zu ermöglichen.
Und jetzt - zurück zum Büro-Alltag? Bist du dafür oder dagegen? Die Galileo-User haben abgestimmt.
Alles so wie vorher? So sieht die Rückkehr ins Büro aus
👨🏽💼 Schulter an Schulter im Meeting-Raum, Menschen-Mengen in der Kantine? So schnell kehrt das alte Büro-Gefühl nicht zurück.
🧼 Arbeitgeber:innen müssen für ein Hygiene-Konzept sorgen. Die AHA-Regeln müssen eingehalten werden - zum Beispiel durch Trennwände und Desinfektions-Stationen.
✋ Maske ab? Nein - Büros müssen weiterhin Masken zur Verfügung stellen, wenn ein Ansteckungsrisiko besteht.
🧪 Sind noch nicht alle Angestellten vollständig geimpft, müssen den Mitarbeiter:innen 2 kostenlose Corona-Tests pro Woche zur Verfügung gestellt werden.
🤔 Darf deine Chefin oder dein Chef nun verlangen, dass du wieder ins Büro kommst? Solange die AHA-Regeln eingehalten werden, ja. Ein Recht auf Home Office besteht (noch) nicht.
Zurück ins Büro? Das sagen die Befürworter:innen
🤷♂️ Peter Weiß, Arbeitsmarkt-Experte der Union, findet: Bei den niedrigen Infektionszahlen kann man Home Office nicht mehr begründen.
👍 Die Zahl der Geimpften und Genesenen steigt täglich - und mit Hygiene-Konzepten ist "Safer Work" mit geringem Ansteckungsrisiko möglich.
🤔 Außerdem kann Home Office die Arbeitnehmer:innen auch psychisch belasten: Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse fühlte sich mehr als die Hälfte der Beschäftigten mit mindestens einem Kind im Haushalt von der Situation "stark" oder "sehr stark" belastet.
😓 Auch Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), sagt: "Spätestens die Pandemie hat die schwerwiegenden Probleme im Home Office sichtbar gemacht: Überlange Arbeitszeiten und unbezahlte Mehrarbeit, permanente Verfügbarkeitserwartungen, eine wackelige Ausstattung oder digitale Überwachung."
🏢 Die Arbeitswelt öffnet sich ohnehin gegenüber Home Office und flexiblen Arbeitszeiten. Viele große Firmen planen bereits, ihren Angestellten auch nach der Pandemie auf Wunsch Home Office zu ermöglichen.
💻 So ist es keine Pflicht mehr, aber eine Möglichkeit - und immer mehr Mitarbeiter:innen können selbst entscheiden.
Es ist noch zu früh - das sagen die Kritiker:innen
🧐 Möglich macht das Ende der Home Office-Pflicht der niedrige Inzidenz-Wert. Kritiker:innen finden aber: Nur diesen Wert zu betrachten, ist zu wenig.
😕 Gérard Krause, Leiter der Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, findet den Inzidenzwert aufgrund aktuell ständig wechselnder Faktoren wie Impfungen und Co. sogar "richtiggehend untauglich" zur Einschätzung der Lage.
🏥 Außerdem sagt der Inzidenz-Wert nichts über die Schwere der Krankheit aus. Deshalb fordern einige Expert:innen jetzt diesen Wert zur Beurteilung: Die Anzahl der Patient:innen pro 100.000 Einwohner:innen, die innerhalb einer Woche auf der Intensiv-Station landen.
☝️ Und die Inzidenz ist zwar aktuell gering, doch die Delta-Variante ist auf dem Vormarsch. Ein Blick nach Großbritannien oder Portugal zeigt, wie stark die Zahlen auch bald schon in Deutschland steigen könnten.
💻 Bei steigendem Infektionsgeschen müssten ohnehin wieder alle ins Home Office. Wozu also der Aufwand, wenn das zukünftige Infektionsgeschehen noch unberechenbar ist?
Home Office soll zukünftig einen Gesetzesrahmen bekommen
Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) nannte das Pandemie-bedingte Home Office einen "ungeplanten Großversuch." Er findet: "Wir brauchen einen Rechtsrahmen für mobiles Arbeiten". Auch Reiner Hoffmann, Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, fordert eine Regulierung fürs Home Office - einen "gesunden Mix" aus Präsenz-Arbeit und der Möglichkeit zum Home Office.
SPD, Grüne und Linke setzen sich für einen Rechtsanspruch auf Homeoffice ein. Gegenwind kommt von der Union, der FDP und der AfD.
58 Prozent der Beschäftigten fänden eine 50/50-Lösung perfekt
Die eine Hälfte von Zuhause und die andere vom Büro aus erledigen - mehr als die Hälfte der Befragten einer DAK-Umfrage stellt sich so in Zukunft den perfekten Mix aus mobilem und Präsenz-Arbeiten vor.