Der Weg zum Haustier: Wie Huhn, Hund und Co. zum Menschen kamen
- Veröffentlicht: 30.06.2022
- 19:00 Uhr
- Alena Brandt
Hühner sind die wohl weltweit zahlenmäßig am stärksten vertretenen Haustiere. Dabei sind sie noch gar nicht so lange domestiziert - zeigen neue Studien. Der Hund ist schon tausende Jahre länger zahm gezüchtet. Im Clip: Warum Hühner auch ohne Hahn Eier legen.
Früher wurde das Huhn in Europa verehrt und galt als Statussymbol
🐔 Das Huhn gehört heute zu den zahlreichsten domestizierten Tieren weltweit. Aber die gemeinsame Geschichte von Huhn und Mensch ist viel kürzer als bisher angenommen.
⏰ Ei, ei,ei! Hühner sind laut neuer Studie nicht schon seit 10.000 Jahren Haustiere von Menschen, sondern vermutlich erst seit 1.500 Jahren.
🦴 Das Forschungs-Team untersuchte Knochen-Überreste von Hühnern in 89 Ländern. Mit Radiokohlenstoff-Datierung bestimmte es das Alter der Knochen direkt. Diese waren deutlich jünger als gedacht.
🌾 In Thailand gab es zwischen 1650 und 1250 vor Christus die ersten Haus-Hühner, die sich aus dem wilden Dschungel-Huhn entwickelten. Der Anbau von Reis und Hirse lockte die Hühner nah an Siedlungen.
🛳️ Das Haus-Huhn verbreitete sich dann vermutlich auf dem Seeweg weiter nach Asien, Afrika, Europa und Ozeanien. In Europa kam es zuerst im Mittelmeerraum vor - circa 800 vor Christus.
🐓 Anfangs ging es um Ehre - und nicht ums Ei! Haus-Hühner galten in Europa früher als Statussymbol. Sie waren Exoten und wurden verehrt. Angesehene Männer bekamen einen Hahn mit ins Grab, Frauen eine Henne.
🥚 Die ersten Geflügel-Farmen bauten in Europa vermutlich die Römer:innen. Somit verbreitete sich auch das Ei als Nahrungsmittel.
Da lachten noch die Hühner!
"Der Verzehr von Hühnern ist so weit verbreitet, dass die Menschen glauben, wir hätten sie nie nicht gegessen. Unsere Erkenntnisse zeigen, dass unsere Beziehung zu Hühnern in der Vergangenheit viel komplexer war und dass Hühner jahrhundertelang gefeiert und verehrt wurden", sagt Prof. Naomi Sykes von der Universität Exeter.
Menschen-Freunde: Und, wann wurdest du domestiziert?
🐕 Menschen und Hunde sind schon lange beste Freunde. Der Hund gilt als älteste domestizierte Art. Vor mindestens 15.000 Jahren hielten Menschen bereits gezähmte Wölfe als Haustier, aus denen sich später der Hund entwickelte.
🐎 Das heutige Haus-Pferd wurde vor rund 4.200 Jahren in der Eurasischen Steppe domestiziert und gelangte von dort nach Asien und Europa.
🐈 Und seit wann gibt es Stubentiger? Katzen und Menschen lebten schon vor circa 10.000 Jahren zusammen. Das zeigt sich auch in den Genen: Haus-Katzen haben andere Anlagen für Lernen, Gedächtnis und Belohnung als ihre wilden Verwandten.
🥚 Gans schön lange da: Die Haus-Gans gab es vermutlich schon vor dem Haus-Huhn. Knochen-Funde in China zeigen, dass bereits vor 7.000 Jahren domestizierte Gänse existierten.
Ein Gemälde zeigt die Ur-Form der Wassermelone
🍉 Wassermelonen erfrischen uns besonders gut im Sommer. Aber wusstest du, dass sie früher ganz anders aussahen?
🖼️ Ursprünglich hatten Melonen weniger rotes Fruchtfleisch - wie ein Gemälde des italienischen Malers Giovanni Stanchi aus dem 17. Jahrhundert zeigt.
👀 Der Mensch hat die Ur-Melone über viele Generationen hinweg durch Zucht verändert. Deshalb sieht sie heute anders aus als früher.
Wassermelone früher und heute
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Was heißt eigentlich Domestizierung?
Der Begriff Domestizierung oder Domestikation kommt von "domus". Das bedeutet "Haus" übersetzt aus dem Lateinischen.
Ein domestiziertes Tier wurde vom Menschen über viele Generationen hinweg zu einem Haustier gezähmt, gezüchtet und selektiert. Damit einher geht eine genetische Veränderung.
Domestizierte Tiere haben im Gegensatz zur Wild-Art oft eine andere Farbe, Größe, Anatomie und veränderte Verhaltensweisen. Die Veränderung findet über einen langen Zeitraum statt.
Neben Tieren spricht man auch bei Pflanzen von Domestikation, wenn eine Wild-Pflanze zur Kultur-Pflanze wird.