Gretas Geheimnis: Wie dieser Teenie die Welt auf den Kopf stellt
- Veröffentlicht: 14.11.2019
- 14:39 Uhr
- Gerda Naumann
Es begann mit einem Schulstreik und wurde zu einem globalen Phänomen. Warum Greta Thunberg die Welt bewegt und so sehr polarisiert.
Das Wichtigste zum Thema Greta Thunberg
2019 erhielt Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg den Alternativen Nobelpreis für ihren Einsatz zum Klimaschutz.
2018 initiierte die am 3. Januar 2003 in Stockholm geborene Schwedin erstmals einen Schulstreiks für das Klima.
Seitdem hat ihr Einsatz für eine konsequente Klimapolitik mit der Bewegung "Fridays for Future" globale Beachtung und Unterstützung gefunden.
Das amerikanische Magazin "Time" nahm sie in die Liste der 25 einflussreichsten Teenager des Jahres 2018 und der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten des Jahres 2019 auf.
Greta on Tour: Ihre Aussagen rütteln alle wach
Gretas Geheimnis: Wie dieser Teenie die Welt auf den Kopf stellt
Laut einer Studie des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung gibt es 7 Faktoren, die für den medialen Erfolg der Bewegung Fridays for Future ausschlaggebend sind:
1️⃣ Ein guter Zeitpunkt: Klimapolitik ist Spitzenthema der internationalen Politik.
2️⃣ Gretas Selbstpräsentation: Zahlreiche Auftritte weltweit, klare und prägnante Reden, selbstbewusstes Auftreten.
3️⃣ Demonstrative Jugendlichkeit: Medien greifen das unschuldige Bild von David gegen Goliath gerne auf.
4️⃣ Kopplung Ziel und Aktion: Die Schulstreiks bieten nach wie vor enormes Diskussionspotential.
5️⃣ Kritik als Zündstoff: Öffentlich geäußerte Kritik führte zu mehr Unterstützung durch autonom organisierte Gruppen und etablierte Umweltverbände.
6️⃣ Keine organisatorische Anlehnung an andere Gruppierungen und Vereine: Erhalt der freundlich-friedfertigen Ausrichtung. FFF als Marke im Zentrum der öffentlichen Diskussion.
7️⃣ Bescheidene Kernforderung: Einhaltung der gesetzlich verankerten Klimaziele des Pariser Abkommens.
"Fridays for Future" weltweit - die Fakten
Die wichtigsten Kernziele:
- Abbau-Stopp fossiler Brennstoffe
- Subventions-Stopp für fossile Energieerzeugung
- Mehr Investitionen in erneuerbare Energien
- Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs im Rahmen
Diese Länder sind dabei:
Ausgangspunkt war Schweden. Im Weiteren schlossen sich an:
- Australien
- England
- Italien
- Deutschland
- Niederlande
- Belgien
- Kanada
- Frankreich
- Schweiz
- Österreich
- Irland
- Schottland
- USA
Im März 2019 dehnte sich die globale Beteiligung weiter aus. Mehrere 100 Demonstranten gingen in Japan, Mexiko, Chile, Philippinen, Vanuatu und Indien auf die Straße.
Global Climate Strikes For Future am 15. März 2019
Im März 2019 rief die FFF-Bewegung erstmals zum globalen Klima-Schülerstreik auf:
- Insgesamt circa 1.700 Kundgebungen in mehr als 100 Staaten
- Mehr als 1 Million Demonstranten
- In Deutschland beteiligten sich mehr als 300.000 Schüler in über 230 Städten
- Allein in Berlin waren es circa 25.000 Menschen
Global Climate Strikes For Future am 24. Mai 2019
Beim 2. weltweite Streik für das Klima sprachen die Veranstalter von 1.350 Protestaktionen weltweit:
- Insgesamt 1,8 Millionen Teilnehmer weltweit
- 320.000 Menschen in mehr als 200 Städten gingen in Deutschland auf die Straße
- Allen voran Hamburg mit zwischen 17.000 und 25.000 Teilnehmern
Global Climate Strikes For Future am 20. September 2019
Der 3. weltweite Streik fand anlässlich des Weltkindertages und des UN Climate Action Summits statt:
- Dieses Mal waren alle Bevölkerungsgruppen beteiligt, also z.B. in Deutschland auch die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB).
- Es kam zu 2.000 Demonstrationen auf der ganzen Welt mit mehr als 4 Millionen Teilnehmern.
- In New York wurden 1,1 Millionen Schüler offiziell vom Unterricht freigestellt - 700 US-Gesundheitsdienstleister und -Mediziner stellten dafür Entschuldigungsschreiben bereit, in denen die Klimakrise als Gesundheitskrisenfall beschrieben wurde.
Earth Strike und Week4Climate:
An dem 21. September 2019 folgten in Deutschland und der Schweiz die Aktionswoche Week4Climate.
Unterstützergruppen der FFF-Bewegung:
Neben der Schülerinitiative, gibt es mittlerweile mehrere andere Formierungen, die die Schüler in ihrem Anliegen bestärken:
- Artists for Future
- Change for Future
- Entrepreneurs for Future
- Parents for Future
- Scientists for Future
"Fridays for Future" in Deutschland
Die Studie des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung, unterstützt durch die Heinrich-Böll-Stiftung und die Otto Brenner Stiftung, gibt erste detaillierte Einblicke in die FFF-Bewegung in Deutschland.
Wer protestiert?
Vor allem junge, gut gebildete Menschen, meist politisch im linken Spektrum angesiedelt - besonders stark vertreten: junge Frauen. Viele protestieren zum 1. Mal in ihrem Leben.
Wie wurden sie aufmerksam?
Digitale Medien spielen bei der Informationsbeschaffung eine wesentliche Rolle. Noch häufiger sind Freunde und Freundinnen jedoch Anstoß zum Mitmachen.
Das Interesse am Klimawandel wurde für die Hälfte der Protestierenden durch Greta Thunberg ausgelöst.
Was wollen sie?
Die Protestler wollen die Politik unter Druck setzen, die klimapolitischen Versprechen einzuhalten. Außerdem möchten sie die Gesellschaft wachrütteln, ihre Lebensweise und ihr Konsumverhalten zu ändern.
Wie schätzen sie ihre Bewegung selbst ein?
Sie sind handlungsbereit, politisiert und zuversichtlich, dass ihr Protest sein Ziel nicht verfehlen wird.
Insgesamt heißt das?
"Die Fridays-for-Future-Bewegung politisiert die Klimafrage in Deutschland mittlerweile gesellschaftsübergreifend. Die Bewegung mobilisiert junge Menschen und nimmt die Politik in die Verantwortung, tatkräftig zu handeln: Sie fordern unmissverständlich, dass die Politik der Klimakrise eine entschiedene, ökologische, aber sozial ausgewogene Transformation entgegenstellt", sagt Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung.
Kritische Stimmen sagen:
🤔 FFF sei ein reines Ego-Projekt von Greta Thunberg.
🤔 Greta Thunberg lasse sich von der Klima-Lobby und den Medien manipulieren und missbrauchen.
🤔 Die Schüler sollten lieber zur Schule gehen und etwas lernen. Die Schulzeit "ist gerade für junge Leute wichtig, damit sie sich zu Spitzenwissenschaftlern, Ingenieuren und Anwälten entwickeln können, die wir brauchen, um dieses Problem anzugehen", erklärte Englands ehemalige Premierministerin Theresa May.
🤔 Die Streiks sollten lieber am Wochenende oder nach den Unterrichtszeiten Stattfinden.
🤔 Der zivile Ungehorsam dürfe nicht "zu einer Dauerveranstaltung" werden, kritisierte Winfried Kretschmann, Grüne, Ministerpräsident Baden-Württemberg.
🤔 Jugendliche seien nicht in der Lage "alle globalen Zusammenhänge, das technisch Sinnvolle und das ökonomisch Machbare" zu sehen. ** Es sei "eine Sache für Profis"**, sagte Christian Lindner, FDP-Vorsitzender.
Selbst aktiv werden
Willst du selbst Teil der FFF-Bewegung werden? Auf der offiziellen Homepage https://fridaysforfuture.de/ findest du alle Streiktermine und kannst Kontakt zu den regionalen Gruppen aufnehmen.