Tödliche Tiere
Die giftigste Spinne der Welt: Warum es zwei davon gibt
- Veröffentlicht: 16.11.2023
- 05:00 Uhr
- Sven Hasselberg
Es gibt nicht nur eine giftigste Spinne der Welt, sondern zwei: die brasilianische Wanderspinne und die Sydney-Trichternetzspinne. Warum sie so gefährlich sind.
Das Wichtigste in Kürze
Es gibt gut 50.000 Spinnenarten, von denen die wenigsten für den Menschen wirklich giftig sind. Allerdings gibt es Exemplare, deren Biss ohne Gegengift auch für uns tödlich enden kann.
Laut dem Guinness Buch der Rekorde teilen sich zwei Arten den Rekord der giftigsten Spinne der Welt: die Sydney-Trichternetzspinne und die Brasilianische Wanderspinne.
Auch die Wissenschaft ist sich uneinig. Beide gelten als sehr gefährlich. Es kommt jedoch immer darauf an, ob man die Menge des Giftes beurteilt, die für das Opfer tödlich ist oder wie viele Menschen daran sterben oder aber wie oft es zu Bissunfällen generell kommt.
Die Europäische Schwarze Witwe kommt in Deutschland nicht regulär vor. Auch ihr Biss ist nur selten tödlich für geschwächte Menschen oder Allergiker.
Brasilianische Wanderspinne und Sydney-Trichternetzspinne: Was ist der Unterschied?
Mit einem Ranking bei Tieren ist das immer so eine Sache. Wie kürt man nun die giftigste Spinne der Welt? Ist es die, an deren Biss in der Vergangenheit die meisten Menschen starben oder die deren Gift am schnellsten wirkt? Oder ist es die, die pro Kilo Körpergewicht ihres Opfers am wenigsten Gift braucht, um dieses zu töten?
So ganz einig sind sich da weder Forschende noch verschiedene Veröffentlichungen. Das Guinness-Buch erklärt das so: Das Gift der Brasilianische Wanderspinne ist wohl gefährlicher, da schon 7,5 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht für ein Opfer tödlich enden können. Diese Zahlen beziehen sich auf Tests mit Mäusen. Bei der Sydney-Trichternetzspinne können 30 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht zum Tode führen – hier wurden Studien mit Affen herangezogen.
Beruhigend ist, dass es jedoch mittlerweile gute Gegengifte gibt und somit seit 1981 kein Todesfall eines Menschen mehr durch diese australische Giftspinne bekannt wurde.
Brasilianische Wanderspinne: Die Bananenspinne ist die tödlichste Spinne
🌎 Verbreitung: Wie der Name schon sagt, kommt sie hauptsächlich in Brasilien vor. Es gibt sie aber auch in Paraguay, Uruguay und Argentinien, wohin sie wohl eingeschleppt wurde. Das Tier lebt in den Regenwäldern und vor allem auch in Bananenplantagen.
🕷 Aussehen: Der Körper wird bis zu fünf Zentimeter lang, die Spannweite der Beine sogar bis zu 18 Zentimetern. Der Körperbau wird als eher kompakt und muskulös bezeichnet. Die Spinne ist von braun-grauer Farbe.
🛑 Verhalten: Die Brasilianische Wanderspinne ist äußert aggressiv. Sie zieht sich nicht zurück, sondern droht einem Feind eher, indem sie sich fast senkrecht auf die Hinterbeine stellt. So signalisiert sie ein deutliches: Stopp. Sie isst Insekten, aber auch Vögel und kleine Nagetiere. Ist sie auf Angriff, kann sie ihr Opfer aus einer Entfernung von 50 Zentimetern bis zu 1,5 Metern anspringen.
☠ Gift: Ihr Gift wurde noch immer nicht ganz entschlüsselt. Es weist wohl bis zu 150 Verbindungen auf und nur 54 davon sind dokumentiert. Auch hier gibt es wirksames Gegengift, allerdings wird pro Jahr noch stets von bis zu drei Todesfällen ausgegangen, die auf einen Spinnenbiss zurückzuführen sind.
🍌 Weltreisen: Unter anderem gehört sie mit einigen ihrer Verwandten zu den "Bananenspinnen". Diesen Namen erhielt sie, weil es vorkam, dass einige Exemplare unbemerkt in Bananenkisten exportiert wurden. Durch Kontrollen und Insektizide ist dieses Risiko mittlerweile aber äußert gering. Außerdem stammen gar nicht so viele Bananen, die in deutschen Supermärkten landen, aus ihrem Verbreitungsgebiet.
Sydney-Trichternetzspinne: Die ebenfalls giftigste Spinne der Welt
Sydney-Trichternetzspinne: Aufgrund ihres Vorkommens in der besiedelten australischen Metropolregion Sydney kommt es immer wieder zu Bissen. Allerdings gehen diese nicht mehr tödlich aus, da das Gegengift in Australien weitverbreitet ist.
🌏 Verbreitung: Wie der Name sagt, kommt sie besonders im Großraum Sydney und dem umliegenden australischen Bundesstaat New South Wales vor. Sie liebt es feucht. Gerne ist sie auch in Gärten und bewaldetem Gebiet unterwegs.
🕷 Aussehen: Die Spinnen sind dunkelbraun bis schwarz. Die Männchen werden größer als die Weibchen. Der Körper eines Männchens ist zwischen 3,5 und vier Zentimetern groß.
🛑 Verhalten: Stopp! Auch die Sydney-Trichternetzspinne ist sehr aggressiv, auch sie richtet sich drohend auf, wenn sie gereizt oder überrascht wird. Besonders in der Paarungszeit sind die Männchen, auf ihrer Suche nach den Weibchen, leicht zu reizen und greifen Menschen eher an.
☠ Gift: Das Gift der Männchen ist viel stärker als das der Weibchen und somit sind auch nur die Bisse der männlichen Tiere eventuell tödlich. Ein Biss der Weibchen injiziert nicht so viel Gift und auch das Gift ist nicht so hochdosiert. Auch Jungtiere gelten nicht als so gefährlich wie die erwachsenen Männchen. Dank des gut entwickelten Gegengifts ist seit 1981 niemand mehr am Gift der Spinne gestorben.
Von der giftigsten Spinne der Welt gebissen? Das sind die Symptome
🫀 🫁 Symptome nach dem Biss der Brasilianischen Wanderspinne: Der schmerzhafte Biss bewirkt je nach Dosis des Gifts und Verfassung des Opfers erst einmal Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche. Der Blutdruck kann steigen, das Herz rasen. Bei den tödlichen Fällen liegt dies meist an Durchblutungsstörungen, Lungenödemen oder einem tödlich endenden Schock-Zustand. Bei Männern wurde nach einem Biss auch eine schmerzhafte Dauer-Erektion beobachtet.
🫀 🫁 Symptome nach dem Biss der Sydney-Trichternetzspinne: Auch hier tritt nach dem Biss erst einmal Übelkeit auf. Ein Kribbeln im Mund und ein Zucken der Zunge sollen auftreten, ebenso wie der Gesichtsmuskeln. Es kommt zu generellen Muskelkrämpfen. Hinzu kommen Schwindel und ein Gefühl der Taubheit. Auch Bewusstseinsstörungen und schließlich Atemnot können der Fall sein. Ein Koma und ein Herzstillstand könnten dann zum Tode führen.
Wie gefährlich sind Spinnen für Menschen?
Grundsätzlich sind von den rund 50.000 Arten der Spinnen nur sehr wenige giftig. Andere sind zwar giftig, jedoch für den Menschen nicht gefährlich. Ihr Gift ist dann beispielsweise mit dem Gift einer Biene oder Wespe zu vergleichen.
Auch in Europa gibt es giftige Spinnen. Allerdings ist deren Biss meist eher mit einem Wespenstich zu vergleichen. Dazu gehört der Ammen-Dornfinger, der immer wieder auch als giftigste Spinne Deutschlands bezeichnet wird.
Damit Gift auch wirken kann, muss es der Spinne durch ihr Beißwerkzeug auch gelingen, es zu injizieren. Viele Spinnenarten können die Haut aber nicht durchbohren – geschweige denn Kleidung oder Schuhe.
Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass das Risiko, einer giftigen Spinne zu begegnen, die einem Menschen ernsthaft schaden oder ihn sogar töten kann, sehr gering ist. Denn dort, wo es diese Spinnen gibt, sind viele Ärzt:innen und Kliniken darauf eingestellt und halten Gegengifte bereit. .