Ghostwriting: Wenn Prominente für sich schreiben lassen
- Veröffentlicht: 21.07.2022
- 15:40 Uhr
- Galileo
Politiker:innen wie der ehemalige US-Präsident Barack Obama beauftragen Autor:innen für ihre Reden. Prominente nutzen Ghostwriting beispielsweise für Biografien. Wie das anonyme Schreiben für andere funktioniert, erfährst du auf dieser Seite.
Das Wichtigste zum Thema Ghostwriting
Texte, die im Auftrag von (berühmten) Personen durch weitgehend anonyme Autor:innen verfasst werden, werden als Ghostwriting bezeichnet.
Die eigentlichen Schreiber:innen bleiben unerkannt. Daher rührt der Ausdruck "Ghost", also "Geist", in "Ghostwriting".
Grundsätzlich ist Ghostwriting kein neues Phänomen. Die Ursprünge gehen bis ins antike Griechenland zurück. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts gibt es immer mehr professionelle Ghostwriter:innen.
Was versteht man unter Ghostwriting?
Verfasst du einen Text, bist du die Autorin oder der Autor. Beim Ghostwriting schreibst du hingegen für eine andere Person, die dann, ohne dass dein Name genannt wird, als Autorin oder Autor aufgeführt wird.
Ghostwriting meint demnach Texte, die als Auftrags-Arbeit von einer Person für eine andere veröffentlicht werden. Als Autorin oder Autor gilt in gegenseitigem Einvernehmen die Auftraggeberin oder der Auftraggeber - die eigentlichen Schreiberinnen und Schreiber werden nicht genannt.
Das Ausmaß variiert mitunter stark: Je nach Auftrag unterstützen Ghostwriterinnen und Ghostwriter lediglich bei Formulierungen oder übernehmen das Texten komplett.
Beispiele für Ghostwriting
🤝 Ghostwriter:innen erhalten ihre Aufträge in der Regel entweder von einzelnen Personen selbst oder über Verlage oder Agenturen.
🤷 Ghostwriter:innen werden beauftragt, wenn die Auftraggeber:innen nicht die benötigte Zeit oder Motivation zum Texten haben. Womöglich fehlt ihnen auch das erforderliche Talent, ihre Geschichte zu verschriftlichen.
🗣 Bekannte Beispiele für Ghostwriting sind etwa Reden von Politiker:innen und zahlreiche Bücher von Prominenten, etwa Biografien oder Sachbücher.
🎼 Im weiteren Sinne könnte auch das Lieder-Schreiben von Songwriter:innen zu Ghostwriting gezählt werden. Allerdings texten sie nicht nur, sondern komponieren meist auch. Zudem sind einige Songwriter:innen öffentlich nicht so geheim wie Ghostwriter:innen.
🤓 Im Studium und in der Wissenschaft ist Ghostwriting problematisch. Autor:innen von Hausarbeiten, Bachelorarbeiten und Co. müssen schriftlich die Eigenständigkeit versichern. Wer vollständig fremde Texte als eigene ausgibt, verstößt daher gegen geltende Richtlinien.
Was Ghostwriting nicht ist: Plagiat, Co-Autorschaft und Korrektur-Lesen
In der Regel entstehen Texte nicht in vollständiger Einzelarbeit. Zum Beispiel können - bewusst oder unbewusst - Anregungen aus Gesprächen einfließen. Zudem überprüft nicht selten eine andere Person einen Text vor seiner Abgabe auf inhaltliche und formale Stimmigkeit.
Solche eher oberflächlichen Eingriffe in Texte gelten üblicherweise nicht als Ghostwriting.
Auch werden Beiträge nicht zum Ghostwriting gezählt, wenn eine Person gemeinsam mit anderen schreibt und alle als Autor:innen genannt werden. Dann sind die Beteiligten schließlich kein "unsichtbarer Geist". Stattdessen wird das als Mehr- oder Co-Autorschaft bezeichnet.
Dementsprechend unterscheidet sich Ghostwriting auch vom Plagiat: In dem Fall schreibt eine Person bei einer anderen ab beziehungsweise nutzt deren Text(teile) - ohne eine Kennzeichnung und Genehmigung der Autorin oder des Autors.
Fachliche Einordnung von Ghostwriting
Knapp, J. + Hulbert, A. (2017): Ghostwriting and the Ethics of Authenticity
Berühmte Fälle von Ghostwriting
Ghostwriting: Wenn Prominente für sich schreiben lassen
FAQ zum Thema Ghostwriting
Ghostwriting meint Texte, die von einer Person als Auftrag für eine andere verfasst werden. Als Autorin oder Autor gilt in beidseitigem Einverständnis die Auftraggeberin oder der Auftraggeber. Die wirklichen Schreiber:innen bleiben (weitgehend) ungenannt.
Ghostwriting ist eine professionelle Dienstleistung in gegenseitigem Einvernehmen. Dementsprechend ist Ghostwriting prinzipiell erlaubt. In bestimmten Kontexten, etwa im Studium, unterliegt Ghostwriting jedoch strengen Einschränkungen und ist im Endeffekt wenig zielführend.
Bei einem Plagiat übernimmt eine Person Text(teile) fremder Autor:innen in das eigene Schriftstück ohne sie zu kennzeichnen und genehmigen zu lassen. Ein Plagiat unterscheidet sich demnach von einvernehmlichem, beauftragtem Ghostwriting.