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Klarnamenpflicht im Netz: Was dafür und was dagegen spricht

  • Veröffentlicht: 09.12.2020
  • 15:45 Uhr
  • Galileo

Immer wieder fordern Politiker eine Klarnamenpflicht im Internet. Heißt: Jeder muss unter seinem echten Namen in sozialen Netzwerken und Foren auftreten. Aber: Bringt das wirklich was gegen Hasskommentare und Beleidigungen?

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Worum es bei der Klarnamenpflicht geht

  • Immer wieder fordern Politiker eine Klarnamenpflicht im Internet - zuletzt Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble.

  • Jeder muss dann mit seinem realen Namen im Internet auftreten. Die Befürworter erhoffen sich durch den Wegfall von Pseudonymen mehr Transparenz und einen Rückgang von Hass-Kommentaren und Bedrohungen.

  • Ein Gerichtsurteil des Oberlandesgericht München bestätigt jetzt: Facebook kann Accounts von Nutzern sperren, die ihren richtigen Namen nicht angegeben haben.

  • Oft werden Politiker Opfer von Hass im Netz: Grünen-Politiker Cem Özdemir bekam im November eine Nachricht von Neonazis, dass er auf deren Todesliste stehe. Auch der SPD-Abgeordnete Karamba Diaby wird im Internet immer wieder rassistisch beleidigt und bedroht.

  • 2019 war Walter Lübcke, der Regierungspräsident von Kassel, erschossen worden. Vor allem aus dem rechtsextremen Milieu hatte es zuvor wegen seiner flüchtlingsfreundlichen Haltung zahlreiche Drohungen gegen ihn gegeben.

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Galileo vom 2020-01-23

Keine Hetze im Netz dank Klarnamenpflicht?

Hetze und Hasskommentare im Netz nehmen immer weiter zu, denn jeder kann im Internet unter anonymer Identität Kommentare veröffentlichen. Die Klarnamenpflicht soll das nun ändern. Aber ist das auch die Lösung des Problems?

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Das spricht für eine Klarnamenpflicht

⚖ Wer im Internet andere Menschen beschimpft oder bedroht, ist durch eine Klarnamenpflicht leicht identifizierbar. Behörden könnten dann besser gegen die Verbreiter von Hass-Kommentaren, Beleidigungen und Bedrohungen im Internet vorgehen.

🤦‍♀️ Befürworter der Klarnamenpflicht argumentieren: Wer andere Menschen online beleidigt oder bedroht, möchte nicht, dass Verwandte, Freunde oder Nachbarn das lesen können - und würde sich zurückhalten, wenn der echter Name bei jedem Posting steht.

🕵️ Wer andere Menschen ausspionieren will, muss dies mit seinem echten Namen machen - damit könnte ein Schutz vor anonymer Schnüffelei entstehen.

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Das spricht gegen eine Klarnamenpflicht

📲 Eine Klarnamenpflicht bedeutet: Vor allem die sozialen Netzwerke sammeln noch mehr personenbezogene Daten. Beispielweise durch einen Hack könnten Informationen an die Öffentlichkeit kommen, die viele Menschen lieber geheim halten würden - wie die Frage nach Geschlechtskrankheiten aus einem Forum.

👨‍💻 Anonymität ist nicht nur ein Schutz für Trolle, sie kann auch Whistleblower und Dissidenten Sicherheit geben. Oder Menschen, die sich unerkannt beispielsweise über gesundheitliche Probleme oder sexuelle Wünsche austauschen möchten.

🔎 Eine Klarnamenpflicht führt auch dazu, dass weit mehr Informationen über jeden einzelnen über Suchmaschinen gefunden werden können. In 20 Jahren kann das dazu führen, dass dann heutige Kommentare zu finden und zuzuordnen sind.

Das bringen Klarnamen in der Praxis - und das ist eine Alternative zur Klarnamenpflicht

🇨🇭 Forscher der Universität Zürich haben 2016 über eine halbe Million Online-Kommentare untersucht. Das Ergebnis: Die Mehrheit der Hass-Kommentare wurden von Usern geschrieben, die auch ihren vollen Namen im Internet offenbarten.

🇰🇷 Ein Beispiel aus dem Ausland: In Südkorea wurde 2007 eine Identifizierungspflicht für Nutzer großer Internetplattformen eingeführt. Die Zahl der Hass-Kommentare sank im Jahresvergleich um 0,9 Prozent. Das oberste Gericht des Landes erklärte die Identifizierungspflicht später für verfassungswidrig.

💡 Nur der Anbieter des sozialen Netzwerks oder Forums kennt die wahre Identität des Users. Damit bleibt die Anonymität im Netz gewahrt, aber der Netzwerkbetreiber kann bei einem Verstoß gegen Gesetze eingreifen. Möglich wäre so eine "Klarnamenpflicht light" mit Hilfe des Postident-Verfahrens oder eine Mehr-Faktor-Authentifizierung.

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