Ernährung
Food-Koma: Gibt es das und was passiert dabei im Körper?
- Aktualisiert: 24.12.2023
- 05:00 Uhr
- Galileo
Es schmeckt so gut: Gerade an den Feiertagen kannst du manchmal nicht aufhören zu essen? Warum das so ist und ob es ungesund ist, erklären wir dir hier.
Das Wichtigste zum Thema Food-Koma
Wer zu viel gegessen hat, fühlt sich müde, antriebslos, manchmal ist einem sogar übel.
Man spricht dann von Völlegefühl oder Food-Koma. Das ist ganz normal und kein Grund, sich Sorgen zu machen.
Es gibt verschiedene Erklärungen, warum das so ist: Hungrig sein bedeutet für Menschen seit jeher, dass wir auf der Suche nach Lebensmitteln sind, also wachsam sein müssen. Nach dem Essen müssen wir das nicht mehr sein.
Eine andere Erklärung ist, dass der Körper viel Energie für die Verdauung benötigt. Für den Rest bleibt dann nicht mehr viel übrig.
Warum essen wir oft mehr als uns gut tut? Ernährungspsychologin Prof. Nanette Ströbele-Benschop von der Universität Hohenheim weiß es.
💬 Den Begriff "Food-Koma" finde ich zu negativ. Es gibt Schlimmeres, als mal übersättigt auf dem Sofa zu liegen.
💬 Es gibt sehr viele Gründe, warum wir oft mehr essen, als uns guttut. Und die können bei jedem Einzelnen etwas anders sein.
💬 Zum einen hängt es mit den Außenreizen zusammen. Wenn wir älter werden, werden wir empfänglicher für Reize wie Geruch oder das Aussehen von Lebensmitteln. Im höheren Alter sinkt die Empfänglichkeit für die Außenreize dann wieder.
💬 Essen hat auch mit Sozialisation zu tun. An Thanksgiving zum Beispiel ist es kulturell bedingt so, dass der Tisch so voll ist wie möglich und alle viel essen. Andere essen, um sich abzulenken, um ihre Gefühle zu steuern oder zu überdecken.
💬 Es gibt auch eine sensorisch-spezifische Sättigung. Wir sind zum Beispiel satt vom Hackbraten - ein Eis essen wir trotzdem noch, das passt noch rein. Weil der Geschmack ein ganz anderer ist.
💬 Beisammen zu sitzen und mehrere Gänge zu essen ist ja auch gemütlich. Und wenn wir mal ein bisschen über die Stränge schlagen, ist das kein Problem. So lange das nicht jeden Tag passiert.
💬 Wer das Gefühl hat, öfter mehr zu essen, als ihm gut tut, sollte versuchen, mehr auf sich und seinen Körper zu achten. Wann habe ich wirklich Hunger? Wann bin ich satt?
Woher kommt der Winterspeck? Essen wir wirklich mehr?
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Müde nach dem Essen: An diesen Lebensmitteln liegt’s
🥐 Auch wenn es ganz hervorragend schmeckt: Croissants und andere Weißmehlprodukte lassen den Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigen und abfallen. Die Folge: Du wirst müde. Fitter macht dich zum Beispiel ein Vollkornbrot.
🌰 Ähnlich sieht es zum Beispiel bei Stollen aus, der oft aus Weißmehl und mit viel Zucker gebacken ist. Besser ist es, zu Maronen, Nüssen und Datteln zu greifen.
🍖 Fettiges und frittiertes Essen steht auch im Verdacht, müde zu machen. Gesunde Fette sind aber wichtig. Sie stecken zum Beispiel in Olivenöl, Fisch oder Leinsamen. Wichtig bei Leinsamen: Die Körner müssen aufgebrochen sein, sonst bringt es nichts.
🍪 Wer an Heiligabend wach sein will, sollte besser mehr Mandarinen essen und auf größere Mengen Plätzchen verzichten.
🍔 Auch Burger gehören zu den Speisen, die müde machen. Probier es doch mal mit einem Salat mit Hähnchenbrustfilet oder Tofustreifen.
🍕 Pizza, Pasta und weißer Reis enthalten viele einfache Kohlenhydrate. Gesünder als Pizza und Nudeln aus Weißmehl und weißer Reis sind Vollkornnudeln und Vollkornreis. Sie machen länger satt, weil sie mehr Ballaststoffe haben. Unser Körper braucht also länger, um sie zu verdauen.
🗒️ Viele Studien zeigen, wer sehr fett gegessen hat, ist danach müder. Und Lebensmittel mit einfachen Kohlenhydraten wie Weißmehl oder Zucker lassen den Blutzuckerspiegel schnell steigen und schnell wieder sinken. Die Folge: Müdigkeit. Gegen das Völlegefühl hilft zum Beispiel Bewegung. Oder öfter mal auf das Bauchgefühl zu hören.
So funktioniert die menschliche Verdauung
Food-Koma: So kannst du es vermeiden
😋 Auch wenn es naheliegend klingt: Es hilft nichts, vor dem Weihnachtsessen zum Beispiel das Frühstück und das Mittagessen auszulassen. Denn wenn du über den Tag verteilt mehrere kleine Mahlzeiten zu dir nimmst, bleibt dein Blutzuckerspiegel konstant. Wer aber den ganzen Tag nichts gegessen hat, der ist nach der Weihnachtsgans erst recht müde.
🚰 Damit du gar nicht erst zu viel isst, kannst du vor dem Essen ein Glas Wasser trinken. Das füllt den Magen und du fühlst dich schneller satt.
🍽 Auch wenn es schwerfallen mag, wenn all die Leckereien vor einem stehen: Das einfachste Mittel gegen ein Food-Koma sind kleine Portionen.
🌼 Wer schon zu viel gegessen hat, dem hilft vielleicht ein Tee. Frischer Ingwertee zum Beispiel hilft gegen Übelkeit. Pfefferminz- und Kamillentee beruhigen den Magen.
🏃♀️ Auch Bewegung hilft. Ein Spaziergang an der frischen Luft belebt und hilft dem Körper bei der Verdauung. Aber auch eine Tanzeinlage im Wohnzimmer macht wieder wach. Wenn der Magen drückt, kann sich die Kind-Position aus dem Yoga gut anfühlen.
😴 Wer sehr müde ist, darf auch ruhig ein Schläfchen machen nach dem Mittagessen. Allerdings sollte das nicht länger als 30 Minuten dauern. Sonst wirst du danach nicht mehr richtig fit.
🥗 Klingt komisch, ist aber wichtig: Du sollst am nächsten Tag ruhig wieder essen, wenn du Hunger hast. Sonst fährt dein Stoffwechsel runter. Es muss ja kein Gänsebraten sein - vielleicht eher ein Salat oder eine Gemüsesuppe.
⏰ Andere schwören auf das Intervallfasten. Wie das genau funktioniert, erklären wir dir jetzt.
Intervallfasten: So funktioniert es
Das Wichtigste am Intervallfasten ist es, viele Stunden am Stück nichts zu essen. Es gibt zum Beispiel das 16:8-Modell. Dabei machst du über Nacht eine Esspause von 16 Stunden. Das lässt sich erreichen, indem du das Abendessen auslässt und am nächsten Tag normal frühstückst. Wer will, kann aber auch zu Abend essen und das Frühstück auslassen. In beiden Fällen mobilisiert der Körper während der Esspause seine Fett-Reserven. Wichtig ist natürlich, in den verbliebenen acht Stunden nicht all das zu essen, worauf du vorher 16 Stunden lang verzichtet hast. Du solltest in den acht Stunden zwei Mahlzeiten zu dir nehmen.
Es gibt verschiedene Varianten des Intervallfastens. Neben dem 16:8-Modell gibt es auch die 5:2-Methode. Wer nach dieser Methode fastet, isst an zwei Tagen die Woche deutlich weniger als an den anderen fünf Tagen.
Wie groß die Auswirkungen des Intervallfastens auf den Körper sind, ist nicht ganz klar. Einen guten Überblick über die Studienlage zum Intervallfasten gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.