Faszinierende Plagegeister
Fliegen: Darum sind die Insekten so lästig
- Veröffentlicht: 09.10.2023
- 07:00 Uhr
- Sven Hasselberg
Stubenfliegen können oft sehr lästig sein. Dabei sind die Insekten ein Wunderwerk der Natur, denn ihre Augen, Sinne und Flügel lassen die kleinen Tiere Höchstleistungen vollbringen.
Das Wichtigste in Kürze
Allein in Deutschland gibt es über 300 Arten der "Echten Fliegen". Die Stubenfliege ist eine der häufigsten und kommt so gut wie weltweit vor. Wie die Mücken gehören auch Fliegen zu den Zweiflüglern.
Fliegen haben meist einen gedrungenen Körper und besitzen als Mundwerkzeug einen Saugrüssel. Sie brummen eher im Flug. Mücken sind graziler gebaut, surren höher beim Fliegen und können oft stechen.
Die Fliegen dienen nicht nur anderen Tieren wie Vögeln, Reptilien und Amphibien oder Fischen als Nahrung. Sie helfen auch, Pflanzen zu bestäuben. Dazu gehören beispielsweise Erd- und Brombeeren oder Lauchgewächse.
Pro Sekunde kann eine Stubenfliege gut drei Meter zurücklegen. Dabei bestechen sie auch durch ihre Wendigkeit. Willst Du wissen, was das verstümmelte zweite Flügelpaar damit zu tun hat und wie sie sich von der Schmeißfliege unterscheiden? Dann lies weiter.
Die Stubenfliege: Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Musca domestica
Familie: Muscidae
Größe: bis zu 8 mm
Gewicht: wenige Milligramm
Alter: rund 30 Tage
Flügelschläge: rund 300 pro Sekunde
Nahrung: Allesfresser, gerne Zuckerhaltiges
Feinde: Vögel, Fische, Amphibien, Reptilien, andere Insekten, Menschen
Fliegen: Lebensraum und Gesundheitsrisiko
Mit den Extremen hat die Stubenfliege es nicht so. Aber abgesehen von Wüsten oder Polarregionen kommt sie eigentlich auf der ganzen Welt vor. Überall dort, wo Mensch und Tier ihr – wenn auch unbeabsichtigt – genügend Nahrung servieren, ist sie heimisch. Sie ist also eine Kulturfolgerin. Und so eine Fliege frisst einfach gerne alles. Die Nahrung saugt sie mit einem Rüssel auf. Deshalb weicht sie diese vorher mit ihrem Speichel auf.
Erwachsene Tiere lieben besonders zuckerhaltiges Fressen und schwirren deshalb gerne um die Lebensmittel herum, die die Menschen für sich vorgesehen haben. Die Larven wiederum wachsen beispielsweise in Kot oder verfaulten Lebensmitteln sehr gut heran. Das bedeutet, dass die Stubenfliege, wenn sie von Kot zu Lebensmitteln fliegt, auch Krankheiten wie Salmonellen oder Ruhr übertragen kann. Außerdem verderben die Lebensmittel durch die Übertragung der Keime schneller. Allerdings wird ein gesundheitliches Risiko für die Menschen als gering eingeschätzt, wenn die Lebensmittel ordentlich verpackt sind und eine gewisse Hygiene eingehalten wird. Willst du sie dennoch vertreiben, findest Du Tipps auf unseren Extraseiten zu Stubenfliegen und Fruchtfliegen.
Fliegen: So vermehren sie sich
Buttersäure ist das Signal, das die Stubenfliege zur Eiablage animiert. Die Säure entsteht beim Fäulnisprozess oder ist auch in Kot enthalten. Die Eizahlen pro Gelege unterscheiden sich und werden mit 150 bis zu 600 Stück angegeben.
Die ideale Bruttemperatur beträgt 37 Grad. Herrschen diese in der faulenden Maße, schlüpfen die Larven manchmal schon nach acht Stunden. Dann fressen sie sich erst mal gut eine Woche voll, häuten sich zweimal und verpuppen sich schließlich. Nach wiederum einer Woche schlüpft aus der Puppe die erwachsene Fliege. Und nach drei Tagen ist die geschlechtsreif und kann selbst wieder Eier ablegen. Ein Weibchen kann übrigens bis zu sechsmal im Jahr Eier legen. Deshalb vermehren sich die Insekten auch so rasend.
Körperbau der Superlative der Fliegen
🖤Farbe: Der Körper der Stubenfliege ist oft grau, braun oder schwarz. Sie besitzt vier Längsstreifen auf dem Rücken. Die Unterseite des Hinterleibs ist gelblich. Die Insekten haben am ganzen Körper Borsten oder Härchen. Daran kann eine Menge - auch Krankheitskeime - haften bleiben. Allerdings sind Fliegen auch für das aufwendige Putzen ihres Körpers bekannt. Beobachtest Du sie vorsichtig, kannst Du sehen, wie sie sich mit ihren sechs Beinchen immer wieder die Fühler, den Rüssel und auch die anderen Beine polieren.
👀 Augen: Die roten Facettenaugen der Stubenfliege sind optische High-Tech-Insturmente. Sie bestehen aus rund 4.000 Einzelaugen. Diese sind sechseckig und so aneinandergesetzt, dass sie eine große Halbkugel ergeben. Das Facettenauge ist dann so ausgerichtet, dass die Fliege praktisch einen Rundum-Blick hat. Denn jedes der Einzelaugen verarbeitet das einfallende Licht an seiner Position. Mithilfe von Nervenzellen werden die Informationen dann an das Gehirn weitergegeben. Oft ist die räumliche Auflösung zwar etwas schwächer, die zeitliche aber umso besser. Deshalb ist es auch so schwierig, die Fliegen zu fangen.
👃 Weitere Sinne: Die Stubenfliege verlässt sich auf eine ganze Menge von Sinnen. Diese sind hochempfindlich. Um Ihre Nahrung zu finden, setzt sie sowohl Geruchssinn, Wärmesinn und Feuchtigkeitssinn ein. Der Geschmackssinn sitzt an den Füßen. So kann die Fliege allein durch das Drübergehen schon einmal testen, ob sie auf etwas Nahrhaftem gelandet ist. Gerade der Geruchssinn ist sehr ausgeprägt. Auch wenn Menschen sich noch so sehr waschen und sämtliche Hygieneregeln beachten, wird eine Stubenfliege immer den menschlichen Schweiß- und Körpergeruch interessant finden.
🪰 Flügel: Die Stubenfliege besitzt zwei paar Flügel. Das erste ist transparent mit feiner Maserung. Sie schaffen rund 300 Flügelschläge in der Sekunde. Damit fliegt die Stubenfliege gut drei Meter in der Sekunde, also fast elf km/h. Das zweite Flügelpaar ist verkümmert und eigentlich gar nicht mehr als Flügelpaar zu erkennen. Es sind die sogenannten "Schwingkölbchen" oder "Halteren". Sie sehen aus wie kleine Trommelstöcke und schwingen mit dem Flügelschlag. Die Schwingkölbchen helfen der Fliege bei der Orientierung im Raum und sind letzten Endes für das Steuern und die hohe Wendigkeit verantwortlich. Die Kölbchen passen sich stets der Lage der Fliege im Raum an und geben so Informationen weiter, die auch wichtig für die Stabilisierung des Fluges sind.