Rückkehr der Elche: Ihre neue und alte Heimat Deutschland
- Veröffentlicht: 18.04.2023
- 16:30 Uhr
- Heike Predikant
Du glaubst, dich knutscht ein Elch? Kann gut sein. Die Paarhufer zieht es wieder nach Deutschland. Hier erfährst du woher sie kommen und wie sie in der Natur leben.
Das Wichtigste zum Thema Elche
Elche sind hauptsächlich im Norden von Europa, Amerika und Asien verbreitet. Bei uns galten sie seit Mitte des 20. Jahrhunderts als ausgestorben, doch inzwischen wandern die Paarhufer wieder in Deutschland ein.
Schätzungen zufolge gibt es weltweit insgesamt rund 2,5 Millionen Elche. In freier Wildbahn werden die Tiere im Schnitt etwa 15 Jahre alt.
Die größten Hirsche der Welt werden bis zu drei Meter lang, bis zu zweieinhalb Meter hoch und bis zu 800 Kilo schwer. Das Schaufelgeweih, das nur die Männchen tragen, kann eine Spannweite von über zwei Metern haben.
Ein besonderes Merkmal (neben dem Kehlbart) ist die breite, überhängende Oberlippe. Ihre knorpelige Muffel benutzen die Tiere, um Zweige von den Bäumen zu brechen und die Rinde abzulösen.
Zu ihren gefährlichsten Feinden gehören - je nach Verbreitungsgebiet - Schwarz- und Braunbären, Wölfe und Pumas. Die Verteidigungs-Strategie der Elche: Kräftige Huftritte.
Könnten sich Elche wieder in Deutschland ausbreiten?
Elche waren für unser Ökosystem über tausende Jahre wichtig. Letztendlich wurden sie von den Menschen verdrängt. Das Geographische Institut der Humboldt-Universität Berlin untersuchte mit europäischen Partnern, ob und wo es ausreichend Lebensraum für die großen Pflanzenfresser geben würde. Ausschlaggebend waren die Vegetation und landschaftliche Beschaffenheit der Regionen, aber auch die Besiedlungsdichte und das Straßennetzwerk.
Das Ergebnis ist überraschend positiv: Besonders im Nordosten Deutschlands aber auch im deutschen Mittelgebirge finden sich große Lebensräume, die potentiell gut für Elche geeignet wären. So bieten zum Beispiel die Schorfheide nördlich von Berlin, die Mecklenburgische Seenplatte, der Harz oder Thüringer Wald gute Bedingungen für Elche.
Ob sich Elche in Deutschland wieder ausbreiten ist daher keine Frage des Platzes, sondern hängt davon ab, ob der Mensch sie duldet.
Die wichtigsten Fakten zu Elchen im Steckbrief
Wissenschaftlicher Name: Alces alces
Klasse: Säugetiere
Familie: Hirsche
Lebensraum: Nordeuropa, Nordasien, Nordamerika, Grönland
Größe: Bis zu 300 Zentimeter lang und 230 Zentimeter hoch (Schulterhöhe)
Gewicht: Bis zu 800 Kilogramm
Farbe: kräftig schwarz-braunes Fell
Lebenserwartung: Etwa 15 Jahre
Nahrung: Gräser, Kräuter, Wasserpflanzen, Blätter, Zweige, Knospen, Baumrinde
Feinde: Braun- und Schwarzbären, Wölfe, Pumas
Verhalten: Einzelgänger
Aktueller Bestand: ca. 2,5 Millionen Tiere weltweit, der Bestand geht zurück.
Hier leben Elche
Neue Heimat Deutschland: Woher kommen die Elche?
Seit einigen Jahren wandern immer wieder Elche aus Osteuropa nach Deutschland ein. Zwar sind die Großhirsche vor allem in Schweden zuhause, doch kleinere Populationen tummeln sich auch in Polen und Tschechien.
Von dort machen sich die schwergewichtigen Emigranten verstärkt nach Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf, manche verschlägt es nach Bayern. Sie bevorzugen dünn besiedelte Gebiete mit Moorwäldern und Feuchtwiesen, wo sie ideale Lebensbedingungen vorfinden.
Der erste Einwanderer kam 2008: Damals tauchte der Jungbulle "Knutschi" in der Nähe der sächsischen Stadt Görlitz auf. In Brandenburg hat es bereits Nachwuchs gegeben. Hier lebt nun eine Elch-Familie. Expert:innen glauben, dass Elche bei uns wieder dauerhaft heimisch werden können.
Und weil die Paarhufer vor Autos nicht zurückschrecken, wurde in Brandenburg im Landkreis Teltow-Fläming ein erstes Elch-Warnschild aufgestellt. Es gilt "Bert", der 2018 von Polen "rübermachte" - und seither von der Eberswalder Hochschule für nachhaltige Entwicklung mittels Telemetrie-Halsband beobachtet wird.
Achtung, kreuzender Elch!
Elcht abgefahren! Der Lebensstil der Paarhufer
💦 Elche mögen Wasserpflanzen. Um an das natriumreiche Futter zu gelangen, tauchen sie mehrere Meter tief und verschließen dabei ihre Nasenlöcher. Sie sind die einzigen Hirsche, die auch unter Wasser Nahrung aufnehmen.
🌡️ Selbst minus 50 Grad Celsius machen den Paarhufern nichts aus. Ihre Wohlfühl-Temperatur liegt zwischen minus 20 und plus zehn Grad. Wird es den Tieren zu warm, ziehen sie ins kühlere Gebirge.
⚔️ Während der Brunftzeit im Herbst tragen die Elchbullen Rivalenkämpfe aus und setzen dabei ihr Geweih ein. So wollen sie den Weibchen imponieren.
💑 Wenn Elche sich paaren, geht das ziemlich schnell: Der Akt kann nach wenigen Sekunden vorbei sein. Ein Kalb kommt dann acht Monate später zur Welt.
🦌 Im Winter werfen die Bullen ihren 20 bis 40 Kilo schweren Kopfschmuck ab, um Energie zu sparen. Im April dann beginnt das Geweih alljährlich von Neuem zu wachsen.
Gewusst? Elche haben Weihnachtsbäume zum Fressen gern
Wohin mit den Weihnachtsbäumen, die übrig bleiben? Zu den Elchen! Alle Jahre wieder freuen sich Elche im Wildnispark Zürich über unverkaufte Nadelbäume. Dann stehen vier bis sechs Stück pro Tag auf dem Speiseplan eines ausgewachsenen Bewohners. Ein einzelner Baum wird in rund zehn Minuten abgeknabbert. Im Sommer verputzen die Tiere Salweide, Esche, Haselnuss und Ahorn.
Was ist der Unterschied zwischen einem Elch und einem Rentier?
- Ein Elch ist größer und schwerer als ein Rentier.
- Bei den Rentieren haben auch die Weibchen ein Geweih.
- Elche gelten außerhalb der Paarungszeit als Einzelgänger, während Rentiere in Herden umherziehen.
Elch-Test: Was genau war das noch mal?
🚗 Elch versus Auto: Es geht um ein Fahrmanöver, bei dem das Ausweichen vor einem plötzlich auf der Straße auftretenden Hindernis simuliert wird. Dabei werden bei Geschwindigkeiten zwischen 50 und 80 km/h ungebremste Spurwechsel nach links und rechts gefahren. So prüft man die Seitenstabilität eines PKWs. Nachdem bei einem solchen Test in Schweden am 21. Oktober 1997 ein A-Klasse-Modell von Mercedes Benz umgekippt war, kam der Begriff "Elch-Test" auf.
Die häufigsten Fragen zu Elchen
Vereinzelt kommen Elche aus Osteuropa nach Deutschland. Besonders in Brandenburg kommt es immer wieder zu Sichtungen. Durch die dünne Besiedlung, Feuchtwiesen und Moorwälder ist dort ein idealer Lebensraum für sie.
In Deutschland gibt es noch keine riesige Elch-Population. Schätzungen gehen von etwa 15 Tieren aus, die in Brandenburg dauerhaft leben. Nachweise über Nachwuchs gibt es derzeit nicht, ist aber laut Expert:innen nicht ausgeschlossen.
Wichtig ist, wie bei allen Wildtieren, Abstand halten und stehen bleiben. Elche neigen wie Rehe dazu auf der Straße stehen zu bleiben oder unvermittelt die Richtung zu ändern, wenn sich ein Auto nähert.
Besonders in Süd- und Mittelschweden und auf der Insel Gotland sind große Elch-Populationen vorhanden. In Deutschland werden die Tiere besonders oft in Brandenburg gesichtet.