Gesundheitsschutz und Umwelteinflüsse
Eichenprozessionsspinner: Wie gefährlich sind die Raupen wirklich?
- Aktualisiert: 14.06.2024
- 14:12 Uhr
- Christian Aichner
Die giftigen Härchen der Raupen des Eichenprozessionsspinners stellen eine Gefahr für den Menschen dar und können schwere Reizungen verursachen. Wir zeigen dir, was du im Notfall tun kannst und geben Tipps zur Bekämpfung.
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Das Wichtigste zum Thema Eichenprozessionsspinner
Der Eichenprozessionsspinner war ursprünglich auf der iberischen Halbinsel beheimatet. Durch die immer wärmer werdenden Sommer kann er mittlerweile auch bei uns überleben.
Die Eichenprozessionsspinner-Raupen (Thaumetopoea processionea) schlüpfen im Mai. Tagsüber sammeln sie sich am Boden, nachts wandern sie wie bei einer Prozession auf den Baum. Die Raupen mit ihrem markanten dunklen Rückenstreifen können den Wirtsbaum komplett kahl fressen.
Jede Raupe hat bis zu 600.000 Brennhaare mit winzigen Widerhaken. Sie enthalten ein Eiweißgift (Thaumetopoein) und können einen Ausschlag auf der Haut auslösen: eine sogenannte Raupendermatitis mit stark juckenden und schmerzhaften Pusteln und Quaddeln. Weitere mögliche Symptome sind etwa eine Bindehautentzündung, Atemwegsreizung, Asthma und im schlimmsten Fall ein allergischer Schock.
Dafür musst du die Raupe nicht einmal berühren: Die Härchen verteilen sich über die Luft, teils mehrere hundert Meter weit. Deshalb solltest du befallene Stellen weiträumig meiden.
Wo ist der Eichenprozessionsspinner verbreitet?
Der Eichenprozessionsspinner verbreitet sich seit den 1990er Jahren aufgrund des Klimawandels immer mehr in Europa - ähnlich wie auch die Kriebelmücke. Die Eichenprozessionsspinner sind mittlerweile in Mittel-, Süd-, und Südost-Europa beheimatet. Vermehrt sind sie auch in Westeuropa und vereinzelt in Osteuropa zu finden.
Wie der Name schon vermuten lässt, findet man Eichenprozessionsspinner vor allem in Eichenwäldern. Die haarigen Kerlchen sind allerdings sehr genügsam: Finden sie keinen Wald, fühlen sie sich auch an vereinzelten Bäumen wohl - solange diese im Warmen und Trockenem stehen. Auch muss es nicht immer eine Eiche sein, auch Hainbuchen und Kiefern sind bei den Tieren beliebt.
Eichenprozessionsspinner sind in Deutschland von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich verbreitet. Am häufigsten findet man sie in Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Wie sieht ein Eichenprozessionsspinner aus?
🐛 Eichenprozessionsspinner sind als Raupe bis zu fünf Zentimeter lang. Am Anfang sind die noch gelb-braun gefärbt. In späteren Phasen bekommen sie einen schwarzen Streifen auf dem Rücken.
🐛 Besonderes Erkennungs-Merkmal: Bis zu einer halben Million weißer Gifthaare auf ihrem Rücken. Damit schützen sie sich vor ihren Feinden.
🐛 Eichenprozessionsspinner sind gesellige Tierchen und leben gern zusammen in großen Familien. Wenn du also einen haarigen Klumpen an einem Ast sehen solltest, solltest du Abstand halten.
🐛 Die Eier von Eichenprozessionsspinnern sind hingegen unscheinbar und sehen auf dem ersten blick aus wie viele kleine Punkte auf dem Ast. Bei genauerem Hinschauen sind die Eier braun gefärbt mit einem schwarzen Kern in der Mitte.
🐛 Aus den Raupen werden mit der Zeit Falter. Diese sehen sehr unauffällig aus. Sie haben eine Flügelspannweite von etwa 2,5 bis drei Zentimeter und eine graue Färbung mit schwarzen oder braunen Streifen.
Nest der Eichenprozessionsspinner: So erkennst du die gefährliche Raupe
Eichenprozessionsspinner bauen ihre Nester und legen ihre Eier im Frühsommer. Du erkennst es an den weißen Fäden, die in unterschiedlichen Formen und Größen an Stämmen und Ästen hängen. Sie können überall am Baum vorkommen, oder auch auf dem Boden liegen, falls sie heruntergefallen sind.
In den Nestern halten sich die Eichenprozessionsspinner-Raupen tagsüber zwischen den Fütterungszeiten auf. Später im Sommer ziehen sie sich in die Nester zurück, um sich zu erwachsenen Nachtfaltern zu verpuppen.
Natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners
🐦 Vögel haben Eichenprozessionsspinner zum Fressen gern. Vor als Falter sind sie für viele Vogel-Arten eine leckere Mahlzeit.
🐤 Wiedehopf und Kuckuck lieben die Eichenprozessionsspinner auch in Raupenform. Im Gegensatz zu anderen Vogel-Arten können die Brennhaare der Tiere ihnen nämlich nicht anhaben. Sie würgen die Gifthaare einfach wieder hoch.
🦇 Auch Fledermäuse ernähren sich gern von den Faltern. Bei den giftigen Raupen greifen sie jedoch nicht zu.
🐝 Auch sogenannte Räuberische Käfer, zu denen auch einige Wespenarten wie die Schlupfwespe und Brackwespe gehören, können den Eichenprozessionsspinnern gefährlich werden. Sie legen ihre Eier im Körper der Raupen ab und benutzen diese als Brutstätte.
Im Video: Can you survive... Heimaturlaub?
Wie kann man Eichenprozessionsspinner bekämpfen?
⚠ Auf keinen Fall solltest du versuchen, die Tiere oder ihre Nester selbst zu entfernen. Informiere das örtliche Veterinär- oder Ordnungsamt, die Stadtverwaltung oder das Gesundheitsamt.
🌊 Durch Herumstochern im Nest oder einem Angriff mit Wasser können sich die Brennhaare verteilen.
🏞 Eine umweltverträgliche Bekämpfungs-Methode gibt es bisher nicht. Daher muss immer abgewogen werden, wie gefährlich der Befall an einem bestimmten Ort ist - und wie schützenswert die Natur.
⛔ Oft werden Waldstücke, Parkanlagen, Freibäder oder Spielplätze gesperrt, bis die Tiere beseitigt wurden.
👨🚀 Dann rücken Kammerjäger oder Baumpflegebetriebe in Ganzkörper-Schutzanzügen und mit Insektiziden an. Meist werden die Nester aber mit einer Art Kleber eingekapselt und anschließend abgesaugt.
😟 Alternativ ließen sich die Raupen, so Umweltverbände, auch nur absaugen. Allerdings ist diese Methode aufwändiger. Und es besteht die Gefahr, dass sich Brennhaare verteilen, ehe das Nest komplett entfernt wurde.
🐦 Die Population der Eichenprozessionsspinner lässt sich auch durch das gezielte Einsetzen von natürlichen Fressfeinden langsam verringern. Dazu zählen: Schlupfwespen, Raupenfliegen und räuberische Käfer. Aber auch Vögel wie der Kuckuck, Meise und Rotkehlchen können auf die Giftraupen angesetzt werden.
Im Einsatz gegen den Eichenprozessionsspinner
Warum sind Eichenprozessionsspinner gefährlich?
Ab dem dritten von sechs Larven-Stadien besitzen die Raupen Härchen mit kleinen Widerhaken, die in Haut und Haare eindringen und sogar in die Augen und Atemwege gelangen können. Dabei wird das Protein Thaumetopoein freigesetzt, auf welches empfindliche Menschen und Tiere allergisch reagieren.
Keine Panik: Lebensgefährlich ist es nicht, wenn du die Gifthaare eines Eichenprozessionsspinners berührt hast. Da die Härchen leicht brechen und dann einen Eiweißstoff freisetzen, kann das aber zu unangenehmen Symptomen führen. Die Haut rötet sich und juckt. Es können sich auch Eiterbläschen und Quaddeln bilden. Unbehandelt heilen die sogenannten pseudo-allergischen Hautreaktionen nach ein bis zwei Wochen ab. Gelangen die Brennhaare in die Atemwege, kann es zu einer Reizung der Atemwege und in schweren Fällen zu Atemnot kommen. Auch eine Bindehautentzündung oder eine Reizung von Mund und Rachen sind mögliche Symptome.
Wann besteht eine Gefahr durch die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners?
Eichenprozessionsspinner: So linderst du die Symptome
😣 Bist du in Kontakt mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners gekommen, solltest du schnell reagieren: Ziehe deine Kleidung aus und wasche dich gründlich, auch deine Haare. Spüle deine Augen mit klarem Wasser aus. Deine Kleidung solltest du bei 60 Grad waschen.
👩⚕️ Generell gilt: Bei starken Symptomen solltest du eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, um die Symptome abklären zu lassen und eine geeignete Therapie einzuleiten.
😖 Bei starkem Juckreiz können kortisonhaltige Cremes oder Salben helfen. Cremes mit Hydrocortison erhält man rezeptfrei in der Apotheke. Auch Medikamente aus der Gruppe der Antihistaminika können helfen.
😣 Bei leichtem Juckreiz kannst du die betroffenen Stellen selbst behandeln, etwa mit Hausmitteln wie kühlenden Kompressen oder mit Johanniskrautöl und Aloe Vera.
😦 Bei Atemnot sind Medikamente nötig, die die Atemwege erweitern, etwa Kortison-Sprays und Betasympathomimetika.
Gefahr für Hund, Katze und Pferd: Das solltest du mit deinen Haustieren tun
Sollte dein Hund die Brennhaare der Eichenprozessionsspinner-Raupe eingeschnüffelt haben, heißt es: Ab zur Tierärztin oder zum Tierarzt. Dann droht eine starke Reizung der Atemwege. Werden die Härchen mit dem Fell eingesammelt, kommt es zwar nicht direkt zu einer allergischen Reaktion. Aber sobald er sich ableckt, schwillt die Schleimhaut im Maul an - und die Verdauung leidet.
Bei Katzen sind die Symptome ähnlich. Pferde leiden noch stärker: Ihr Maul, die Nüstern und die Gliedmaßen schwellen stark an.
Die Tierärztin oder der Tierarzt können eine Infusion und gegebenenfalls Cortison geben. Zudem muss das Fell gründlich mit warmem Wasser gereinigt werden.