Chronisches Fatigue-Syndrom: Alles über die rätselhafte Krankheit CFS
- Veröffentlicht: 26.02.2022
- 13:45 Uhr
- Galileo
Hunderttausende leiden darunter und doch kennen selbst viele Ärzt:innen die Krankheit nicht: das Chronische Fatigue-Syndrom, kurz CFS. Betroffene sind grundlos und ständig erschöpft und müde. Alles über Diagnose, Therapie und Heilung.
Das Wichtigste zum Thema Chronisches Fatigue-Syndrom
Der Begriff Fatigue stammt vom lateinischen Begriff Fatigatio, was so viel wie Ermüdung bedeutet.
Fatigue kann unterschiedliche Ursachen haben und Folge einer chronischen Erkrankung sein, zum Beispiel von Multipler Sklerose, Morbus Crohn oder Fibromyalgie. Eine starke Ermüdung kann aber auch als Nebenwirkung einer Krebs-Therapie auftreten.
Tritt die Erschöpfung jedoch dauerhaft und ohne nachvollziehbare Gründe auf, bringt sie starke Beschwerden mit sich und lassen sich diese auch nicht durch Schlaf oder Erholung lindern, sprechen Arzt:innen von einem Chronischen Fatigue-Syndrom, kurz CFS.
Synonyme sind unter anderem auch Myalgische Enzephalomyelitis (ME) oder Chronisches Erschöpfungs-Syndrom.
Die WHO hat CFS als Erkrankung des Nervensystems klassifiziert. Aufgrund der sehr komplexen Beschwerden wird CFS von der Charité auch als Multisystem-Erkrankung des Immunsystems, des autonomen Nervensystems und des zellulären Energiestoff-Wechsels beschrieben.
Insgesamt leiden laut Charité Berlin circa 300.000 bis 400.000 Menschen in Deutschland unter CFS. Die Dunkelziffer wird deutlich höher geschätzt. Frauen sind zudem häufiger betroffen als Männer.
Alles über CFS sowie über die Diagnose und Therapie, erfährst du hier.
Unbekannt und unentdeckt: Die Ursachen des Chronischen Fatigue-Syndroms CFS
Warum Menschen am Chronischen Erschöpfungs-Syndrom erkranken, ist noch nicht abschließend geklärt. So wie die Krankheit unzählige Gesichter hat, gibt es offenbar auch viele mögliche Auslöser. Die 3 häufigsten (vermuteten) Ursachen:
- Verstärkt in den Fokus rücken nun seit Langem unter Verdacht stehende Virusinfektionen, allen voran das Epstein-Barr-Virus. EBV zählt zu den Herpes-Viren. Die meisten Menschen infizieren sich damit unbemerkt und asymptomatisch im Kindesalter. Das Virus bleibt lebenslang im Körper. Bei Jugendlichen kann EBV zum Ausbruch des Pfeiffer-Drüsenfiebers führen. Neueste Studien deuten darauf hin, dass EBV offenbar auch CFS und Multiple Sklerose auslösen kann.
- Eine Infektion mit dem Coronavirus gilt ebenfalls als möglicher Verursacher. Zumindest gibt es Ähnlichkeiten bei den Beschwerden von Long-Covid-Patienten und CFS-Betroffenen.
- Aber auch Stress und psychische Belastungen scheinen einen Einfluss zu haben. Zudem wird in der Forschung über eine mögliche familiäre Veranlagung diskutiert.
Das sind die häufigsten Symptome von CFS
CFS kann sich in unterschiedlichen Beschwerden äußern. Hier eine Reihe der häufigsten Symptome:
- Lähmende Erschöpfung bis hin zur Bewegungsunfähigkeit
- Extreme, bleierne Müdigkeit ohne erkennbare, vorangegangene Belastung
- Kopf-, Glieder-, Muskel- und Gelenkschmerzen
- Erhöhtes Schlafbedürfnis, das die Beschwerden allerdings nicht verbessert
- Schlafstörungen
- Ausgeprägte Konzentrations- und Gedächtnisprobleme
- Ab- und Niedergeschlagenheit
- Grippeähnliche Beschwerden wie Halsschmerzen, schmerzhafte Lymphknoten, erhöhte Temperatur
- Herz-Kreislaufbeschwerden wie Herzrasen, Schwindel, Blutdruckschwankungen
- Sprachstörungen
- Die Beschwerden verstärken sich in der Regel auch nur durch geringste körperliche oder geistige Anstrengungen (auch Belastungs-Intoleranz genannt).
- In schweren Fällen sind Erkrankte bettlägerig und arbeitsunfähig.
So wird CFS diagnostiziert
Die Diagnose ist aufgrund der komplexen Beschwerden schwierig. Derzeit kann CFS weder mit einer einzelnen Laboruntersuchung noch mit medizinischen Geräten diagnostiziert werden. Üblicherweise läuft es in der hausärztlichen Praxis wie folgt ab:
👩⚕️ Im ersten Schritt erfolgt eine ausführliche Anamnese sowie eine umfangreiche Ausschlussdiagnostik, um zu Erschöpfung führende Krankheiten auszuschließen, wie zum Beispiel eine Herzschwäche.
🤹♀️ Auch stressige und belastende Lebensumstände werden erfragt.
💉 Eine differenzierte Blutbildanalyse sowie eine Urin-Untersuchung sollen weitere Aufschlüsse geben.
🩸 Bei Verdacht wird das Blut zudem auf virale oder bakterielle Infektionen untersucht. Bei einigen Erkrankten lassen sich veränderte Blutwerte, eine verminderte Abwehrfähigkeit oder eine erhöhte Last bestimmter Viren feststellen.
🏥 Bei neurologischen Auffälligkeiten kann eine MRT-Untersuchung hilfreich sein.
📖 Patient:innen können zudem durch das ausführliche Schildern des Tagesablaufs bei der Suche nach Auslösern helfen.
Wie wird CFS medizinisch behandelt?
Bisher gibt es keine medikamentöse Behandlung. CFS-Beschwerden können nur symptomatisch behandelt werden, sprich: Betroffene können gegen Schmerzen Schmerzmittel bekommen.
Wichtig ist, dass Betroffene ihren Energie-Haushalt kennen und sich nicht überfordern. Dazu geeignet ist die sogenannte Pacing-Methode, durch die Menschen lernen, ihre Aktivitäten so einzuteilen, dass sie sich nicht überfordern.
Auch psychologische Unterstützung kann Erkrankten helfen, CFS zu akzeptieren und das Leben entsprechend zu strukturieren.
Worunter leiden CFS-Betroffene am meisten?
Chronisches Fatigue-Syndrom: Alles über die rätselhafte Krankheit CFS
Leidest du möglicherweise unter CFS?
Um CFS/ME zu diagnostizieren, wurden bestimmte Kriterien festgelegt. Wenn du mehrere der Aussagen bestätigen kannst, solltest du eine hausärztliche Praxis aufsuchen.
- Die Erschöpfung besteht seit mindestens 6 Monaten.
- Die Erschöpfung trat aus dem Nichts auf oder hatte einen konkreten Beginn.
- Die Erschöpfung hängt nicht mit Dauer-Stress oder einer organischen Erkrankung zusammen.
- Schlaf und Ruhe verbessern die Beschwerden nicht.
- Die Erschöpfung erschwert den Alltag, soziale Aktivitäten fallen schwerer.
- Die Erschöpfung geht einher mit Konzentrationsstörungen, Muskel- und/oder Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, allgemeiner Abgeschlagenheit. Die Beschwerden verstärken sich nach körperlicher oder geistiger Aktivität.
Die wichtigsten Fragen zum Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS)
CFS bedeutet Chronisches Fatigue-Syndrom oder Chronisches Erschöpfungs-Syndrom. Betroffene leiden unter einer dauerhaften, scheinbar grundlosen Erschöpfung und starken Beschwerden. Diese verstärken sich durch teils geringste körperliche oder geistige Belastungen.
Da der Begriff Fatigue in der Diagnostik nur den Bereich der Ermüdung einschließt und die Erkrankung damit bagatellisiert, bevorzugen Betroffene heute oft den Begriff der Myalgischen Enzephalomyelitis (ME). Hier ist das Beschwerdebild umfassender, ausführlicher und klarer definiert.
Laut Schätzungen der Charité Berlin sind zwischen 300.000 und 400.000 Personen an CFS erkrankt. Ein Großteil so schwer, dass die Betroffenen ihren Alltag kaum bewältigen können, einige sind sogar bettlägerig und arbeitsunfähig. Die Dunkelziffer liegt wahrscheinlich deutlich höher, da die Diagnose schwierig ist und nicht alle Erkrankten eine Arztpraxis aufsuchen.
CFS-Betroffene fühlen sich grundlos und dauerhaft erschöpft und leiden unter einer Vielzahl von Beschwerden. Auch Schlafen oder Ruhepausen bringen keine Besserung. Häufige Symptome sind:
- Infektähnliche Probleme, wie Kopf- und Gliederschmerzen, erhöhte Temperatur, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten
- Konzentrations,- Gedächtnis- und Schlafstörungen
- Lähmende Erschöpfung und bleierne Müdigkeit
Die Schmerzen und Beschwerden können sich auch durch geringste körperliche oder geistige Anstrengungen verschlimmern.
Die Diagnose von CFS ist aufgrund der zahlreichen und diffusen Symptome schwierig. Nicht selten kommt es deshalb zu Fehldiagnosen und Ärzt:innen attestieren Betroffenen Depressionen. In einer hausärztlichen Praxis sollten im ersten Schritt erschöpfende Grunderkrankungen wie eine Herzschwäche ausgeschlossen werden und das Blutbild auf Mängel oder bei Verdacht auf virale oder bakterielle Infektionen untersucht werden.
Konkrete Beschwerden wie Schmerzen können symptomatisch mit Schmerzmitteln gelindert werden. Ein Medikament gegen CFS selbst gibt es aber bisher nicht. Hilfreich kann auch eine ergänzende therapeutische Unterstützung sein, um das eigene Energielevel zu erkennen und zu lernen, die eigenen Kräfte einzuteilen.
Nein. Trotzdem sollten sich Betroffene dringend in Behandlung begeben. Denn unbehandelt tritt in der Regel keine Verbesserung ein. Mit einer ganzheitlichen symptom-orientieren Therapie können viele Betroffene ihren Alltag deutlich besser bewerkstelligen.
Frauen erkranken tatsächlich doppelt so häufig wie Männer an CFS. Ein Tierexperiment deutet darauf hin, dass der männliche Organismus durch ein Zusammenspiel aus dem Sexualhormon Testosteron und einem speziellen Protein besser vor CFS geschützt ist.
Nein. Ein klares Erkennungszeichen von CFS ist, dass weder Schlafen, noch Ruhepausen den Betroffenen neue Kräfte schenken. Sie können ihre Akkus nicht einfach wie ein Handy aufladen, sondern sind auch ohne Anstrengung völlig erschöpft.