Braunkohle-Abbau: Schaffen wir noch unsere Klimaziele?
- Veröffentlicht: 13.01.2023
- 15:54 Uhr
- Galileo
Durch die Räumung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen steht der Braunkohle-Abbau wieder im Fokus der Öffentlichkeit. Warum wird eigentlich Braunkohle abgebaut? Und wie wirkt sich dieser Abbau auf die Klimaziele aus?
Das Wichtigste zum Thema Braunkohle-Abbau
Rund um das Dorf Lützerath in Nordrhein-Westfalen zeigte sich der Kampf zwischen Umweltschützer:innen und Energiekonzernen, die ein weiteres Braunkohle-Vorkommen abbauen wollten.
Der Energiekonzern RWE hatte das Dorf Lützerath nach Enteignung der letzten Bewohner gekauft und will es abreißen, um Braunkohle zu fördern. Lützerath ist das letzte Dorf, das im Tagebau Garzweiler abgebaggert wird.
Zahlreiche Menschen, Organisationen und Verbände setzten sich für den Erhalt von Lützerath ein.
Wofür wird Braunkohle gebraucht?
Der fossile Brennstoff Braunkohle wurde im 19. Jahrhundert zunächst zum Heizen genutzt. Inzwischen wird Braunkohle in Kraftwerken zur Stromgewinnung und für die Erzeugung von Fernwärme hergenommen. Bei der Verbrennung werden große Mengen Kohlendioxid freigesetzt.
Wie wird Braunkohle abgebaut?
🚧 Braunkohle wird im Tagebau mit riesigen Baggern abgebaut. Diese Schaufelrad-Bagger tragen die einzelnen Bodenschichten ab und zerkleinern das abgetragene Material.
🌍 Die Schicht, in der Braunkohle liegt, nennt sich Flöz. Sie liegt relativ nahe unter der Erdoberfläche. Damit ist Braunkohle billiger abzubauen als andere fossile Energieträger.
⛔️ Ein Nachteil des Tagebaus: Die weitläufigen Abbauflächen müssen erst wieder renaturiert werden. Bei einem Abbau von Gestein unter Tage wird weniger Landschaft zerstört.
Was spricht gegen den Abbau?
Der Abbau von Braunkohle verbraucht große Flächen und zerstört dabei unwiederbringlich Landschaften.
Der großflächige Eingriff in die Landschaft wirkt sich auf das Grundwasser aus. Teilweise steigt der Grundwasserspiegel gefährlich an, während die Wasserqualität sinkt.
Vergleicht man fossile Brennstoffe, ist bei Braunkohle der CO2-Ausstoß am höchsten, gefolgt von Steinkohle. Die Nutzung von Erdgas setzt deutlich weniger CO2 frei.
Als kurzfristiger Ersatz für die vom Wetter nicht unabhängigen erneuerbaren Energien wie Wind- und Sonnenenergie sind Kohlekraftwerke nicht geeignet. Es dauert Tage, ein Kohlekraftwerk einzuschalten - Gaskraftwerke sind viel schneller bereit, Energie zu erzeugen.
Warum wird in Deutschland am Braunkohle-Abbau festgehalten?
🔌 Nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine steht die Bundesregierung vor der Herausforderung, trotz ausgefallener Gaslieferungen Engpässe bei der Energie-Versorgung zu vermeiden. Einem Gutachten zufolge werde die Braunkohle unter Lützerath gebraucht, um die Versorgungs-Sicherheit zu gewährleisten.
📊 Eine Studie unter anderem des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung kommt dagegen zu dem Schluss, dass die bereits für den Abbau genehmigten Braunkohle-Mengen auch ohne der Braunkohle unter Lützerath bis 2030 ausreichen würden.
💡 Im Herbst 2022 traf die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen mit RWE eine Vereinbarung: Der Energiekonzern darf Lützerath abbaggern, nimmt aber im Gegenzug seine Kohlekraftwerke acht Jahre früher als geplant bis 2030 vom Netz.
🇩🇪 Braunkohle gibt es in Deutschland neben dem Rheinland vor allem im Mitteldeutschen Revier sowie im Lausitzer Revier.
Wie wirkt sich der Kohleverbrauch auf die Klimaziele aus?
Eine Studie des Energieberatungs-Hauses Aurora zeigt laut dem Magazin "Der Spiegel", dass keine Emissionen eingespart werden durch den vorzeitigen Kohleausstieg für NRW bis 2030.
Durch die gerade geförderte Kohle wird eine Einhaltung der Klimaziele für 2023 und 2024 Expertinnen zufolge unwahrscheinlich.
Weltweit muss laut Berliner Thinktank Climate Analytics bis 2040 mit der Kohle-Nutzung Schluss sein - um das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Ziel von durchschnittlich 1,5 Grad Erderwärmung einzuhalten.
Die Energiewende muss finanziert werden: Dabei brauchen gerade Länder mit einem hohen Anteil an Kohlekraftwerken oft finanzielle Unterstützung, um alternative Energiequellen zu erschließen.
Die häufigsten Fragen zu Braunkohle
Braunkohle hat beispielsweise gegenüber anderen fossilen Brennstoffen vor allem zwei Nachteile: Braunkohlekraftwerke stoßen neben gesundheitsschädlichen Stoffen deutlich mehr CO2 aus als beispielsweise Gaskraftwerke. Und der Wirkungsgrad von Braunkohle liegt bei unter 50 Prozent.
Braunkohle ist Material von abgestorbenen Pflanzen, das sich zunächst in Torf verwandelte und im Laufe von Millionen Jahren nach der Überlagerung mit Erde zu Kohle wurde.
Der Vorteil von Braunkohle ist, dass sie im Tagebau durch ihre Lage nahe der Erdoberfläche leicht abgebaut werden kann. Damit ist sie gleichzeitig billiger als beispielweise fossile Energieträger, die unter Tage gefördert werden müssen.
Die Verbrennung von Braunkohle ist die umweltschädlichste Art, Strom zu erzeugen.