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Nagetiere

Bisamratten: Sind die riesigen Wühlmäuse gefährlich für unser Ökosystem?

  • Aktualisiert: 16.03.2024
  • 05:17 Uhr
  • Claudia Frickel
Eine Bisamratte im Wasser.
Eine Bisamratte im Wasser.© IMAGO/SuperStock

Sie sehen Bibern und Nutrias ähnlich, tragen die Ratte im Namen, sind aber eigentlich Wühlmäuse: Bisamratten tummeln sich überwiegend im Wasser. Am Ufer graben sie Höhlen - und gelten darum als Schädlinge. Was an den Tieren noch so besonders ist.

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Bisamratten: Das Wichtigste zu den Nagern

  • Bisamratten heißen eigentlich Bisams. Die Ratte ist nur Bestandteil ihres volkstümlichen Namens. Tatsächlich handelt es sichum Wühlmäuse, die so groß wie Kaninchen sind.

  • Nach Bibern und Nutrias sind Bisamratten das drittgrößte Nagetier in Deutschland. Weil alle drei im Wasser leben, werden sie oft verwechselt. 

  • Bisamratten sind keine einheimischen Tiere: Sie wohnten ursprünglich nur in den USA und Kanada. Vor 120 Jahren wurden ein paar Tiere zur Jagd in Tschechien ausgesetzt. 

  • Bisams gelten als Schädlinge, denn mit ihren Bauten unterhöhlen sie Dämme, Deiche oder Uferbefestigungen. Darum werden sie gejagt.

Inhalt

Ratten als Lebensretter und Minensucher

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Der Bisamratten-Steckbrief

Fakten zur Bisamratte
Fakten zur Bisamratte© Galileo

Wissenschaftlicher Name: Ondatra zibethicus

Ordnung: Nagetiere

Unterfamilie: Wühlmäuse

Lebensraum: Kanada, USA, große Teile Europas, Mongolei, Russland, Ukraine, Belarus, Japan, Argentinien, Mexiko, Chile

Größe: Körper 35 Zentimeter, Schwanz 25 Zentimeter

Farbe: braun, schwarz

Lebenserwartung: drei Jahre

Nahrung: vorwiegend Wasser- und Uferpflanzen, Baumrinde; seltener Muscheln, Larven, Krebse, Schnecken, Frösche

Feinde: Nerz, Fuchs, Otter, Eulen wie der Uhu, Wölfe, Pumas, Bären, Greifvögel, Menschen

Verhalten: nacht- und dämmerungsaktiv

Aktueller Bestand: nicht gefährdet

Eine Bisamratte im Wasser.
Eine Bisamratte im Wasser.© IMAGO/imagebroker

Was sind Bisamratten eigentlich genau?

🐁 Bisamratten sind Nagetiere. Wie Feldmäuse und Lemminge zählen sie zur Unterfamilie der Wühlmäuse - und sind ihre größten Vertreter.

💬 Die Tiere tragen viele Namen: Bekannt sind sie zudem als Moschusratten, Zwergbiber oder Bisambiber. Weitere Bezeichnungen sind Zibetratten, Sumpfkaninchen, Sumpfhasen und Wasserkaninchen.

👃 Die Männchen sondern aus ihren Drüsen ein Sekret ab, das stark nach Moschus riecht. Ein anderer Name für diesen Duftstoff ist Bisam - daher kommt die Bezeichnung des Nagers.

🧥 Bisam ist obendrein der Name des Bisamratten-Fells. Daraus werden immer noch Pelze hergestellt. Allerdings ist die Nachfrage im Vergleich zu früher zurückgegangen.

Bisamratten sind gedrungen wie Ratten und meist braun.
Bisamratten sind gedrungen wie Ratten und meist braun.© IMAGO/Design Pics
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Wie sehen Bisams aus?

  • Bisamratten sind mit Schwanz rund 60 Zentimeter lang. Das ist so lang, wie sechs Klopapierrollen breit sind. 
  • Ihr Körper ist gedrungen, der kurze, dicke Kopf geht direkt in den Rumpf über. Ihr Schwanz ist senkrecht abgeplattet und fast nackt.
  • Das kurze, glänzende und sehr dichte Fell ist dunkel- bis mittelbraun oder schwarz gefärbt. 
  • Die Anatomie von Bisamratten ist perfekt an das Leben im Wasser angepasst. Sie können ihre Ohren verschließen, sodass keine Flüssigkeit eindringt. Die Ohrmuscheln liegen tief im wasserabweisenden Fell.
  • An den Zehen wachsen den Nagern Schwimmborsten. Durch sie fungieren die Zehen als Paddel. Die kräftigen Beine und die gespreizten Hinterfüße helfen bei der Fortbewegung im Wasser. Der Schwanz dient wie ein Ruder zum Steuern. 
Biber sind deutlich größer als Bisamratten oder Nutrias.
Biber sind deutlich größer als Bisamratten oder Nutrias.© picture alliance / Newscom

Bisamratten, Biber und Nutrias: Das sind die Unterschiede

🦫 Auf den ersten Blick ähneln sich Biber, Bisamratte und Nutria - immerhin zählen alle drei zu den Nagetieren. Nur der Biber ist eine bei uns einheimische Art. Nutria und Bisamratte stammen aus Amerika - erstere aus Südamerika, letztere aus Nordamerika.

📏 Der Körper von Bibern ist mit 90 Zentimetern am größten, gefolgt vom Nutria mit 65 Zentimetern. Bisamratten sind gerade mal halb so groß.

🔍 Am Schwanz kannst du die Tiere ebenfalls unterscheiden: Der des Bibers ist platt und schwarz. Nutrias besitzen einen runden Schwanz, der von Bisams ist seitlich zusammengedrückt. 

🏊 Zudem haben die beiden anderen Arten im Gegensatz zu Bisamratten Schwimmhäute zwischen den Zehen.

🌊 Beim Schwimmen ragt der halbe Körper von Bisamratten aus dem Wasser und der Schwanz macht Pendelbewegungen. Von Bibern siehst du nur den Kopf mit Nase, Ohren und Augen, der Rest ist unter der Oberfläche. Bei Nutrias ist der Rücken gut erkennbar, den Kopf strecken sie schräg aus dem Wasser.

Nutrias haben im Gegensatz zu Bisamratten weiße Schnurrhaare und größere Ohren.
Nutrias haben im Gegensatz zu Bisamratten weiße Schnurrhaare und größere Ohren. © PantherMedia / Berit Kessler
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Der Lebensraum von Bisamratten: Wo sie heimisch sind und wie sie nach Europa kamen

Verbreitung der Bisamratte
Verbreitung der Bisamratte© Galileo

🏞 Bisamratten wohnt an den Ufern von Flüssen, Bächen, Kanälen und Seen. Diese Regionen sind überlebensnotwendig, weil sie sich die meiste Zeit im Wasser aufhalten.

🌎 Die Tiere waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts überall in Feuchtgebieten von Kanada und der USA zu finden. Doch 1905 brachte ein tschechischer Fürst drei Weibchen und zwei Männchen von einer Jagdreise aus Alaska mit. Dann ließ er sie knapp 35 Kilometer vor Prag aussetzen.

🥾Von da breiteten sich die Tiere über Flüsse schnell aus. Weil sie gern auf Wanderschaft gehen und viele Nachkommen produzieren, waren sie damit erfolgreich. 1915 wurden die ersten Exemplare in Deutschland gesehen, im Bayerischen Wald.

⛓ Die Nager wurden zudem in Europa wegen ihres Fells gehalten - und zahlreiche von ihnen entwischten aus den Zuchtanlagen. In anderen Ländern setzten die Behörden sie aus.

🗺 Bisams sind heute in zahlreichen europäischen Ländern zu finden, unter anderem in Belgien, Schweden, Frankreich, Italien, Deutschland, Bulgarien und Albanien. Die Nager tummeln sich außerdem in mittel- und südamerikanischen sowie asiatischen Ländern.

Im Video: Tierische Baumeister

So leben Bisams und warum sie als Schädlinge gelten

  • Bisamratten leben in Familien, bestehend aus Männchen, Weibchen und den Nachkommen. Die scheuen Tiere sind in der Dämmerung und nachts aktiv.
  • Wenn sie nicht schwimmen, tauchen sie - bis zu 17 Minuten lang. Treffen sie auf fremde Artgenossen, klappern sie zur Abschreckung mit den Zähnen
  • Die Tiere schlüpfen in selbst errichteten Behausungen unter. Deren Eingänge liegen immer unter Wasser. Wenn es möglich ist, graben sie mit Vorderpfoten und Nagezähnen weitverzweigte Höhlen in der Erde des Ufers.
  • Alternativ errichten Bisams sich eine sogenannte Bisamburg. Das ist ein bis zu zwei Meter hohes Nest aus Röhricht, Zweigen, Binsen, Schilf und Stroh. Das eigentliche Nest liegt knapp über dem Wasserspiegel. 
  • Durch ihre Grabungen können die Nager Deiche, Dämme oder andere Befestigungen am Ufer beschädigen. Laut Umweltbundesamt entstehen durch die Reparaturen jährlich Schäden in Millionenhöhe.
  • Schon seit 1939 werden Bisams bei uns darum als Schädlinge bejagt. Dafür sind amtlich bestellte Fänger:innen zuständig. Obendrein sind die Tiere Zwischenwirte des Fuchsbandwurms.
Eine Bisamratte sammelt Futter.
Eine Bisamratte sammelt Futter.© IMAGO/Pond5 Images
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Die Nahrung von Bisamratten

🌱 Bisamratten ernähren sich hauptsächlich von Pflanzen, nur selten fressen sie tierische Nahrung.

🌿 Auf ihrem Speisezettel stehen vor allem Wasserpflanzen, so wie Schilf, Seerosen, Baumrinde, Rohrkolben und Schachtelhalme.

🍓Wenn sie die Gelegenheit dazu haben, machen sich die Nager außerdem über Getreide, Obst und Gemüse her.

🐌 Zur Nahrung der Tiere gehören gelegentlich Muscheln, Larven von Insekten, Krebse, Schnecken und Frösche. In Ausnahmefällen verschmähen sie auch Fische nicht.

Hier schwimmt ein Bisam

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Wie sich Bisamratten fortpflanzen und wie lang sie leben

  • In der Fortpflanzungs-Zeit setzen Männchen Kothaufen an die Reviergrenzen, um Konkurrenten abzuschrecken. Während der Paarung machen die Tiere quäkende Töne.
  • Nach der Tragezeit von 30 Tagen kommen sechs bis acht Jungtiere auf die Welt. Sie wiegen nur 20 Gramm, so viel wie zwei Bleistifte.
  • Zudem sind sie nackt und blind. Die Augen öffnen sie erst nach zehn Tagen, dann wächst auch das Fell. Sie geben Piepslaute von sich, ähnlich wie Mäuse.
  • Weibchen bringen in Mitteleuropa zwei- bis dreimal pro Jahr Nachkommen zur Welt. Diese können sich im nächsten Jahr ebenfalls fortpflanzen.
  • Bisamratten werden nur drei Jahre alt. Meist sterben sie, weil ihre vorderen Zähne fast komplett abgekaut sind. Dann können sie nicht mehr fressen. 
Ein Bisamratten-Junges im Wasser.
Ein Bisamratten-Junges im Wasser.© imago/Nature Picture Library

Häufige Fragen zu Bisamratten

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