Schon wieder Bahn-Streik? Das sind die Hintergründe
- Veröffentlicht: 11.05.2023
- 18:45 Uhr
- Galileo
Schon zwei Mal hat die Bahn in Deutschland dieses Jahr gestreikt. Nun folgt der dritte Warnstreik mit einer Dauer von 50 Stunden. Was sind die Hintergründe zum aktuellen Bahn-Streik? Wer eigentlich streiken darf, klären wir im Clip.
Das Wichtigste zum Thema Streiks
Ein Streik ist eine organisierte, gemeinsame und vorübergehende Arbeitsniederlegung mehrerer Arbeitnehmer:innen. Durch das Druckmittel soll ein konkretes Ziel wie eine Lohnerhöhung erreicht werden.
Nun streikt die Bahn in Deutschland zum dritten Mal: Von Sonntag, 14. Mai um 22 Uhr, bis Dienstag, 16. Mai um 24 Uhr, hat Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) einen weiteren Streik angekündigt. Mit einer Dauer von 50 Stunden soll der Druck deutlich erhöht werden.
Der Warnstreik soll laut EVG nicht nur den Cargo-Bereich betreffen, sondern auch den Fern- und Regionalverkehr. Es ist also bundesweit mit Ausfällen oder Verspätungen im Personenverkehr zu rechnen.
Grund für den dritten Warnstreik der EVG sind die stockenden Tarifverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Die nächste Gesprächsrunde ist für den 23. Mai angesetzt.
Dritter Warnstreik der EVG: Ausfälle im Fern- und Regionalverkehr
Bereits Ende März und im April hatte die EVG Warnstreiks durchgeführt und damit den Verkehr zum Teil massiv beeinträchtigt. Der Dritte Streik ist laut der Gewerkschaft notwendig, weil die Gespräche seit zwei Monaten stocken. Auch das vorliegende Angebot der Deutschen Bahn müsse "erheblich nachgebessert werden", so Tarifvorstand Cosima Ingenschay.
Auswirkungen des 50-Stunden-Streiks werden nicht nur im Personenverkehr, sondern insbesondere auch im Cargo-Bereich spürbar sein und wirtschaftliche Auswirkungen haben. Lieferketten werden so unterbrochen.
Die Gewerkschaft fordert für die ihre Beschäftigten zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro pro Monat. Das vorliegende Angebot der Deutschen Bahn orientiert sich am Abschluss des öffentlichen Dienstes. Es sieht zehn Prozent mehr Lohn für untere und mittlere Einkommen vor und acht Prozent für höhere Einkommen. Zusätzlich soll es für alle eine 2.850 Euro Inflationsausgleichsprämie geben.
Machtkampf zwischen GDL und EVG?
Insgesamt setzen sich zwei Gewerkschaften für die Belange der Mitarbeiter:innen der Bahn ein: die kleinere Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mit ungefähr 37.000 Mitgliedern sowie die wesentlich größere Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit rund 185.000 Mitgliedern.
Bislang kümmert sich die GDL hauptsächlich um Tarifverträge für Lokführer:innen, Zugbegleiter:innen und Bordgastronomen. Die EVG verhandelt für alle anderen Beschäftigten, aber auch für Lokführer:innen.
Das will die GDL künftig ändern und auch Tarifverträge für Mitarbeitende abschließen, für die bisher die EVG zuständig war. Hintergrund dieses Vorgehens ist ein Kampf um Einfluss.
Eine wichtige Rolle dabei spielt das Tarifeinheitsgesetz. Das beinhaltet, dass in einem Unternehmen mit mehreren Gewerkschaften der Tarifvertrag der Gewerkschaft mit den meisten Mitgliedern im Betrieb gilt. Da in den meisten DB-Einzelbetrieben mehr EVG- als GDL-Mitglieder angestellt sind, droht die GDL an Bedeutung zu verlieren.
Fachleute sehen hinter den aktuellen Bahn-Streiks daher auch eine machtpolitische Strategie: Mit einem besseren Verhandlungsergebnis versuche die GDL, ihre Position gegenüber der konkurrierenden EVG zu stärken.
Kritiker:innen mahnen, Gewerkschaften wie die GDL und EVG müssten für eine bestmögliche Vertretung der Arbeitnehmer:innen gemeinschaftlich und nicht gegeneinander handeln.