Atomkraft: So entsteht Strom aus Kernspaltung
- Veröffentlicht: 17.04.2023
- 18:45 Uhr
- Galileo
Die letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland wurden im April abgeschaltet. Aber Proteste gegen Kernkraftwerke gibt es bereits seit Jahrzehnten. Doch wie funktioniert eigentlich Atomkraft und wie gehen andere Länder damit um?
So umstritten ist Atomkraft
In Deutschland wurden im April die letzten drei Atomkraftwerke ) abgeschaltet: Emsland in Niedersachsen, Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern.
Noch 2009 hingen 17 Atomreaktoren am Netz. Nach der Atom-Katastrophe 2011 im japanischen Fukushima wurde die ein halbes Jahr zuvor beschlossene Laufzeit-Verlängerung gestoppt. In einem Atom-Moratorium beschloss die damalige Bundesregierung um Bundeskanzlerin Angela Merkel, die ältesten deutschen Kernkraftwerke zeitnah abzuschalten.
Zudem gibt es in Deutschland schon seit den 70er-Jahren eine starke Anti-Atomkraft-Bewegung. Schon damals im Fokus: Der Streit um die Wiederaufbereitung und Endlagerung. Jahrelang wurden gegen die Atommüll-Transporte in Castor-Behältern demonstriert.
In der Diskussion um Alternativen zu russischem Erdgas und Erdöl und befürchtete Strom-Blackouts wird auch über längere Laufzeiten der aktiven Atomkraftwerke diskutiert. Allerdings: Im Gegensatz zu Atomkraftwerken produzieren viele Gaskraftwerke neben Strom aber auch Wärme.
So funktioniert ein Atomkraftwerk
Ein Atomkraftwerk besteht aus zwei Bereichen: Dem nuklearen Teil und dem konventionellen Teil. Im nuklearen Teil wird das Schwermetall Uran in einer kontrollierten Kettenreaktion gespalten - das setzt viel Energie frei. Diese Energie erzeugt über Wärme Wasserdampf, der dann im konventionellen Teil eine Dampfturbine samt angeschlossenen Generator antreibt. Der Generator erzeugt Strom.
Entscheidend bei der Kernspaltung ist, die Kettenreaktion durch Kühlung unter Kontrolle zu halten. Klappt das nicht, droht eine Kernschmelze.
Was sind die größten Gefahren bei einem Atomreaktor
🚑 In Atomkraftwerken gibt es jede Menge Radioaktivität. Tritt sie unkontrolliert frei, ist sie ein enormes Gesundheitsrisiko für Mensch und Natur. Bei Menschen löst die Strahlung unter anderem Krebs, Schilddrüsenerkrankungen und Missbildungen aus.
❗️ Vor allem die Super-GAUs (GAU steht für "größter anzunehmender Unfall") in Tschernobyl und Fukushima haben gezeigt, welch verheerende Folgen menschliche Fehler und Unfälle in Atomkraftwerken haben können.
🔍 Ein weiteres Problem: Die Strahlung von radioaktivem Material oder verseuchter Umwelt geht nur sehr langsam zurück. Teilweise dauert es viele Jahrhunderte. Das bringt die Betreiber von Atomkraftwerken zu der Frage: Wo und wie kann benutztes Material entsorgt werden?
Die schwersten Unfälle in Atomkraftwerken
Atomkraft: So entsteht Strom aus Kernenergie
Wie geht es mit der Atomkraft weltweit weiter
🌎 Das erste Kernkraftwerk ging 1954 in Russland in Betrieb. Weltweit erzeugen etwa 440 Atomreaktoren Strom.
🇨🇳 Während Deutschland aus der Atomenergie aussteigt, setzen andere Länder auf Strom aus Kernkraftwerken. Vor allem China baut zahlreiche Atomkraftwerke, auch andere Länder in Asien errichten neue Anlagen.
🇫🇷 Im Sommer 2022 mussten in Frankreich zahlreiche Atomkraftwerke abgeschaltet werden. Aufgrund der hohen Temperaturen und des fehlenden Niederschlags war das Wasser in den Flüssen stark abgesunken. Die Folge für die Atomkraftwerke: Sie konnten den Flüssen kein Wasser mehr zur Kühlung entnehmen.
Kann die Kernkraft das Klima retten?
Neben einer Option in der Energiekrise sehen manche Atomkraft auch als eine mögliche Lösung - oder zumindest als Brücken-Technologie - bei der Klimakatastrophe.
Zur Einordnung: Die deutsche Politik entschied sich zunächst zum Ausstieg aus der Kernkraft, danach aus Umweltschutz-Gründen zum Ende der Kohle-Energie. Bis über erneuerbare Energie-Quellen wie Wind und Sonne genügend Strom gewonnen wird, sollte Gas helfen. Nach Russlands Angriff auf die Ukraine ist das Gas allerdings knapp geworden.
Schon vor Russlands Angriff auf die Ukraine und die damit verbundenen eingebrochenen Gas-Lieferungen nach Europa hat sich Frankreich für den Ausbau von Atomkraft stark gemacht. Das deutsche Nachbarland will damit gerade auch Klimaschutz-Ziele erreichen.
Zwar ist die CO2-Bilanz von Kern-Energie besser als von Kohle oder Gas. Allerdings sind Windkraft, Solar-Energie und Wasserkraft deutlich CO2-ärmer.
Vor allem sind aber bei Kernkraft die Folgekosten wie für Entsorgung des Atommülls und Rückbau der Atomkraftanlagen viel höher als bei erneuerbaren Energien.