Schutz vor Alkohol-Missbrauch
Apfelsaft-Paragraf: Dieses Gesetz für Getränke gilt in allen Gaststätten
- Aktualisiert: 14.04.2024
- 05:10 Uhr
- Alena Brandt
An das Apfelsaft-Gesetz muss sich jede Gaststätte halten. Der Grund: Es soll es dich vor zu viel Alkohol schützen - und zwar über den Preis-Unterschied von alkoholischen und nicht-alkoholischen Getränken. Aber funktioniert dieser Paragraf auch in der echten Welt?
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Das Wichtigste in Kürze
Der Apfelsaft-Paragraf ist eine Vorschrift aus dem deutschen Gaststättengesetz, die für alle Restaurants, Cafés und Gaststätten gilt.
Die Regel besagt: Mindestens ein nicht-alkoholisches Getränk auf der Karte darf nicht teurer sein als das billigste alkoholische Getränk.
Die Vorschrift soll verhindern, dass Verbraucher:innen aber vor allem Jugendliche Alkohol wegen eines günstigen Preises trinken.
Der Apfelsaft-Paragraf hat also eine schützende Funktion und bekämpft präventiv Alkoholmissbrauch.
Das Apfelsaft-Gesetz beeinflusst die Preise der Getränke
Vom Apfelsaft-Paragrafen haben viele Gaststätten-Besucher:innen noch nie gehört. Dabei kommen wir alle damit in Berührung, wenn wir ein Getränk bestellen und dafür die Getränkekarte lesen. Wir schauen, welche Getränke das Restaurant ausschenkt und wie viel Bier, Wein, Cola und Co. kosten. Das beeinflusst schließlich die Getränkewahl!
Genau darauf nimmt die Gesetzgebung Einfluss: Und zwar über Paragraf 6 im Gaststättengesetz. Er regelt den Ausschank alkoholfreier Getränke. Im Jahr 2002 trat der sogenannte "Apfelsaft-Paragraf" in Kraft. Hier ein Auszug der Vorschrift:
Ist der Ausschank alkoholischer Getränke gestattet, so sind auf Verlangen auch alkoholfreie Getränke zum Verzehr an Ort und Stelle zu verabreichen. Davon ist mindestens ein alkoholfreies Getränk nicht teurer zu verabreichen als das billigste alkoholische Getränk
Gaststättengesetz, Paragraf 6
Der Apfelsaft-Paragraf im Überblick
🤑 Gastwirtinnen und Gastwirte müssen mindestens ein alkoholfreies Getränk anbieten, das nicht teurer ist, als das billigste alkoholische Getränk.
🥤 Wie reizvoll! Alkoholfreie Getränke wie Saft, Schorlen, Softdrinks und Co. sollen dadurch attraktiver werden als Alkohol.
🍺 Beispiel: Bier ist das günstigste alkoholische Getränk auf der Karte, 0,3 Liter kosten 3,50 Euro. Bietet die Gaststätte dann beispielsweise 0,3 Liter Saft für 3,00 Euro an - passt alles laut Apfelsaft-Gesetz.
🔝Über die Menge lässt sich doch aber tricksen? Nope. Der Preis für die betreffenden Getränke wird auf einen Liter hochgerechnet.
👉Beim Ausschank von Getränken aus Automaten können die Behörden Ausnahmen zulassen.
🇦🇹 In Österreich gibt es eine ähnliche Vorschrift. Dort gilt, dass es zwei alkoholfreie Getränke geben muss, die billiger als Alkohol sind - oder zumindest den gleichen Preis haben.
🇨🇭 In der Schweiz regeln die Kantone den Ausschank von Alkohol. Die Regelungen sind ähnlich wie in Deutschland.
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Was Alkohol im Körper bewirkt
Milch gilt nicht! Daher kommt der Name Apfelsaft-Paragraf
Es gäbe natürlich viele Tricks, mit denen Gaststätten das Apfelsaft-Gesetz umgehen könnten. Deshalb gibt es auch noch mehr Vorschriften dazu:
Einige Restaurants und Cafés boten nach der Einführung des Apfelsaft-Gesetzes eher unattraktive Getränke als günstige und alkoholfreie Variante an. Wer etwa Milch als günstiges Getränk auf die Karte setzt, bekommt Probleme. Das bewerten Behörden als Umgehung des Paragrafen 6.
Als günstiges alkoholfreies Getränk zählen nur sogenannte "attraktive" Getränke, die Gäste auch häufig konsumieren und nachfragen. Milch, warmer Tee und Kaffee zählen nicht dazu. Apfelsaft hingegen gilt als attraktiv und üblich - daher kommt auch der Name Apfelsaft-Paragraf.
Übrigens: Auch die Menge der angebotenen Getränke spielt für den Preisvergleich alkoholischer und nicht-alkoholischer Getränke eine Rolle. Die Getränkemenge sollte ebenfalls im üblichen Bereich liegen - etwa bei 0,3 oder 0,5 Liter. Im Restaurant bestellt sicher kaum ein Gast einen Liter Apfelsaft.
Wer kontrolliert das Apfelsaft-Gesetz - und was bringt's?
Achtung, Kontrolle: Meistens prüft in Deutschland das Ordnungsamt, ob Restaurants und Gaststätten sich an den Apfelsaft-Paragrafen halten. Zumeist erfolgt die Prüfung im Rahmen der üblichen Gewerbekontrollen. Auch örtliche Polizeibehörden kontrollieren teils das Gesetz. Verstößt ein Betrieb dagegen, drohen Geldbußen und teils auch strafrechtliche Konsequenzen.
Das Apfelsaft-Gesetz soll vor allem Jugendliche und Kinder vor Alkoholmissbrauch schützen. Aber bringt das etwas? Zumindest gibt es verschiedene Untersuchungen, die zeigen: Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Erschwinglichkeit von Alkohol und dem Alkoholkonsum. Sprich: Ist Alkohol günstig, trinken die Menschen mehr.
Was das Beispiel Schottland laut einer Studie zeigt: Nachdem dort 2018 ein Mindestpreis für Alkohol eingeführt wurde, gingen die Zahlen von Todesfällen aufgrund von Alkohol bis zu 13 Prozent zurück. Zudem wurden rund vier Prozent weniger Menschen aufgrund von Alkohol-Exzessen ins Krankenhaus eingeliefert.