Online-Händler
Geld zurück ohne Retoure? Darum darfst du bei Amazon manchmal die Ware behalten
- Aktualisiert: 16.02.2024
- 09:23 Uhr
- Jessica Steffens
Gesehen, gekauft, zurückgeschickt? Ein Fehlkauf beim Online-Shopping passiert jedem. Amazon ändert jedoch seine Strategie. So kann es sein, dass du die Ware nicht zurückschicken musst und trotzdem dein Geld erstattet bekommst. Wie da sein kann? Hier erfährst du es.
Das Wichtigste in Kürze
Amazon setzt auf eine äußerst kulante Retoure-Strategie: Ware, die nicht den Erwartungen entspricht, muss unter gewissen Voraussetzungen nicht zurückgeschickt werden. Trotzdem gibt es Geld zurück.
Grund für die großzügige Verkaufsstrategie sind die vergleichsweise niedrigeren Kosten, die damit für das Unternehmen entstehen.
Warum deine Retoure für Großunternehmen wie Amazon ziemlich teuer werden kann, welche Bedingungen an die Rückerstattung ohne Rücksendung geknüpft sind, liest du hier.
Amazon: Rückerstattung ohne Rückversand
Diese eine Kappe wolltest du schon immer besitzen und jetzt siehst du sie endlich zu einem supergünstigen Preis online beim Großhändler Amazon. Mit ein paar Klicks landet das Kleidungsstück schon in deinem Einkaufswagen. Nach nur wenigen Tagen hältst du sie bereits in deinen Händen. Doch sie entspricht so gar nicht deinen Erwartungen. Du bist enttäuscht und möchtest dein Geld zurück.
Beim Retouren-Vorgang wirst du jedoch von folgender Meldung auf der Amazon-Serviceseite überrascht:
"Sie müssen diesen Artikel nicht zurücksenden. Ihre Gutschrift wurde veranlasst."
Tatsächlich wird dir in Kürze der volle Einkaufswert auf dein Konto gutgeschrieben. Die Kappe darfst du behalten.
Ein Szenario wie dieses entspricht der Strategie des Großhändlers Amazon. Trotz Rückerstattung darfst du die reklamierte Ware behalten. Und tatsächlich spart Amazon damit Geld. Aber wie kann das sein?
So viel kostet Amazon die Retoure
Wird gekaufte Ware an Versandhändler zurückgeschickt, entstehen dabei hohe Kosten für die Unternehmen. Die Verbraucherzentrale NRW geht von bis zu 15 Euro aus, die Amazon und andere Onlinehändler jedes Mal bezahlen müssen, wenn der Kunde etwas zurückschickt.
Im Video: Retouren-Center: Was passiert mit zurückgegebener Ware?
Retouren-Center: Was passiert mit zurückgegebener Ware?
Insbesondere bei fehlerhaften, beschädigten oder vergänglichen Gütern (wie etwa Lebensmitteln) mit einem Verkaufswert von unter 20 Euro lohnt sich die Rücksendung nicht. Die Kosten, die durch die Retoure und anschließenden Weiterverkauf, Zerstörung oder Entsorgung für Amazon und Co. entstehen, sind vergleichsweise höher als der ursprüngliche Einkaufspreis. Indem der Versandhändler dir die mangelhafte Ware schenkt, spart er also Geld.
Ob eine Retoure notwendig ist oder nicht, lässt sich im Vorhinein nicht einsehen. Das offenbart sich erst im eigentlichen Retourenprozess. Dennoch versuchen Kund:innen immer wieder die Retourenregelung von Amazon auszunutzen. Sollte dieser Versuch jedoch auffliegen, wird das relativ hart bestraft.
Strafe bei Betrugsversuch
☝️ Die vereinfachte Rückerstattung wird von Kund:innen hin und wieder ausgenutzt. Ein besonders dreister Fall legte der Online-Riese 2018 offen:
🍏 Damals erschlich sich ein junger Student Lebensmittel und Waschmittel im Wert von insgesamt 124 Euro. Bezahlen wollte er die Wocheneinkäufe von Anfang an nicht.
💀 Wer damit beginnt, solche Amazon-Rücksendungen gezielt zu provozieren, muss am Ende womöglich mit Konsequenzen rechnen.
⛔ Sollte ein:e Kund:in durch vermehrte Rücksendungen solcher Form auffallen, wird das Benutzerkonto gesperrt.
💸 Trotz der Gefahr vor Missbrauch, schützt die großzügige Rückerstattungsregelung, Amazon vor immensen Kosten für den Rückversand.
Retoure: Das passiert mit unserer Ware
Was passiert mit der Ware, die wir dennoch zurückschicken müssen?
Bei den meisten Versandhändlern landet die Retoure tatsächlich zunächst wieder beim Händler. Dieser kontrolliert den Zustand und behält im Anschluss nur die einwandfreie Ware, die wiederverkauft werden kann. Bei Amazon handelt es sich dabei um etwa 70 Prozent der retournierten Ware.
Die restlichen 30 Prozent landen in sogenannten Retouren-Management-Zentren. Riesige Hallen in denen zurückgegebene Ware gesammelt und eingeordnet wird. Nach notwendigen Reparaturen oder ähnlichen werden einige der Produkte als B-Ware über Online-Portale oder an Outlets verkauft. In der Regel zu einem Bruchteil des ursprünglichen Preises.
Alle anderen Produkte landen in Recycling-Anlagen oder direkt auf dem Schrottplatz. Das gilt zum Beispiel immer für Hygieneartikel wie elektrische Zahnbürsten.
In jedem Fall werden die Kosten dabei vom Händler getragen, denn die Beweislast, dass die Produkte getragen oder benutzt wurden, liegt beim Verkäufer. Der Aufwand dafür ist in der Regel zu hoch und die Entsorgung verursacht vergleichsweise weniger Kosten.
Unnötige Retouren sollen durch das kulante Rückerstattungssystem wie bei Amazon reduziert werden. Dennoch ist auch dieses System von Zero-Waste noch weit entfernt.