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ADHS: Welche Symptome typisch sind und was dagegen hilft

  • Veröffentlicht: 01.02.2023
  • 17:45 Uhr
  • Galileo

Kinder mit ADHS sind oft zappelig, unkonzentriert, impulsiv oder verträumt. Auch im Erwachsenen-Alter macht sich die Störung meist noch bemerkbar. Ohne Behandlung sind Probleme im Alltag vorprogrammiert. Wie sich ADHS zeigt, was dagegen hilft und was die Ursache ist.

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Das Wichtigste zum Thema ADHS

  • ADHS steht für Aufmerksamkeits-Defizit-Hyper-Aktivitäts-Störung. Betroffene sind unter anderem unaufmerksam, hyperaktiv, impulsiv, chaotisch, vergesslich und verträumt.

  • Das kann das Lernen in der Schule beeinträchtigen, ebenso die berufliche Tätigkeit. Auch der Kontakt zu anderen gestaltet sich schwierig.

  • ADHS ist vermutlich auf eine genetisch veranlagte Funktions-Störung im Gehirn zurückzuführen. Meist zeigt sie sich schon vor dem 6. Geburtstag.

  • Rund 5 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben ADHS - Jungen vier Mal häufiger als Mädchen - ähnlich wie bei Tourette. 50 bis 60 Prozent der Kinder kämpfen ihr ganzes Leben damit, wobei die Hyper-Aktivität im Alter abnimmt.

  • Eltern-Training, Verhaltens-Therapie und Medikamente sind die wichtigsten Behandlungs-Bausteine.

  • Wird ADHS nicht erkannt und entsprechend behandelt, kann das zu großen Problem in der Schule, im Beruf und bei sozialen Kontakten führen - sogar zu Straftaten, Sucht-Erkrankungen und Unfällen durch risikoreiches Verhalten.

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Wenn der Kopf schreit: Leben mit ADHS

Wenn der Kopf schreit: Leben mit ADHS

Die Welt mit anderen Augen sehen - das ermöglicht heute "Galileo"-Autor Fabian. Er hat ADHS und nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine Reise in seinen Kopf.

  • Video
  • 12:02 Min
  • Ab 12

Diagnose ADHS?

👨‍⚕️ Nur weil ein Kind sehr aktiv, zappelig und manchmal unaufmerksam ist, heißt das nicht, dass es ADHS hat. Die Diagnose kann und sollte nur erfahrenes ärztliches Fach-Personal stellen.

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Die Haupt-Symptome von ADHS sind:

  • Unaufmerksamkeit (gestörte Konzentrations-Fähigkeit),
  • Hyper-Aktivität (übersteigerter Bewegungs-Drang)
  • ausgeprägte Impulsivität (unüberlegtes Handeln)

Die einzelnen Symptome können unterschiedlich stark sein oder auch fehlen. Zudem äußert sich ADHS je nach Alter anders. Allgemein unterscheidet man jedoch drei Formen:

  1. hauptsächlich hyperaktiv-impulsiv (der typische Zappel-Philipp)
  2. schwache Aufmerksamkeit und hyperaktiv
  3. hauptsächlich schwache Aufmerksamkeit (der Träumer) - man spricht vom Aufmerksamkeits-Defizit-Typ (ADS)
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ADHS bei Säuglingen und Kleinkindern👶

Bei Babys und kleinen Kindern ist ADHS schwer zu erkennen, da die Symptome eher unspezifisch sind - etwa langes und häufiges Schreien, Schlaf-Störungen, geringe Frustrations-Toleranz, schlechte Laune, Unruhe oder Unaufmerksamkeit.

ADHS-Symptome bei Grundschul-Kindern👱

👦 Ein Grundschul-Kind mit ADHS …

👦 … zappelt viel, ist unruhig, kann nicht still sitzen, rennt umher, hat Konzentrations-, Aufmerksamkeits- und Lern-Schwierigkeiten, ist leicht ablenkbar.

👦 ist schnell frustriert und bekommt Wut-Anfälle, kann schwer durchhalten, sich an Regeln halten und warten, bis es an der Reihe ist.

👦 … ist chaotisch und vergesslich, verliert Dinge, macht Flüchtigkeits-Fehler, ist ungeschickt, kann seine Kraft nicht einschätzen, hat häufig Unfälle.

👦 … stört andere beim Spielen und in der Schule, kommt anderen zu nah, redet ununterbrochen, fällt oft ins Wort, scheint nicht zuzuhören, zeigt unpassende Mimik und Gestik.

👦 … ist verträumt, hat Antriebs-Probleme, hat ein geringes Selbstbewusstsein und ist oft Außenseiter.

👦 Lese-Rechtschreib-Schwäche, Rechen-Schwäche und Tic-Störungen treten bei ADHS-Kindern gehäuft auf.

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ADHS-Symptome bei Jugendlichen👱‍♀️

  • Bei vielen Jugendlichen nimmt die Hyper-Aktivität ab. Die innere Unruhe bleibt.
  • Sie sind unaufmerksam, verträumt oder auch aggressiv.
  • Sie neigen zu Drogen, Alkohol und gefährlichen Aktionen.
  • Oft verweigern sie sich und haben eine Null-Bock-Einstellung.
  • Eine emotionale Instabilität, ein geringes Selbstbewusstsein, Ängste und Depressionen sind ebenfalls häufig.

ADHS-Symptome bei Erwachsenen🧔

Erwachsene mit ADHS sind oft vergesslich, chaotisch und können sich schlecht konzentrieren. Sie neigen zu impulsivem Verhalten, machen oft unüberlegte - teils auch riskante Handlungen - und haben eine geringe Frustrations-Toleranz.

Wenn ihre Störung nicht behandelt wird, haben sie meist große Probleme in der Partnerschaft, im Freundeskreis und im Beruf. Häufig leiden sie zusätzlich an Depressionen, Angst-Störungen und Sucht-Erkrankungen.

ADHS kann auch Vorteile bringen

Menschen mit ADHS sind oft besonders kreativ und haben viele Ideen. Wenn sie es schaffen, dieses Potenzial zu nutzen, können sie sehr erfolgreich sein - etwa als Künstlerinnen oder Künstler.

Viele sind außerdem ausgesprochen hilfsbereit und haben einen starken Gerechtigkeits-Sinn.

Die Ursachen von ADHS

🧠 Bei ADHS-Patientinnen und -Patienten liegt wohl eine genetisch veranlagte Funktions-Störung im Gehirn vor. Einige Regionen, unter anderem die für die Aufmerksamkeit oder zum Planen von Dingen, sind nicht richtig aktiv. Andere Regionen wie die für Bewegung sind dafür aktiver.

💫 Grund für die verminderte Aktivität ist ein Mangel an Boten-Stoffen, insbesondere an Dopamin und Noradrenalin. Diese Boten-Stoffe sind für die Reiz-Weiterleitung zwischen den Gehirn-Nervenzellen nötig.

🚧 Zudem kann das Gehirn die einprasselnden Informationen schlecht filtern. Es wird von den Reizen überflutet. Unruhe und Konzentrations-Probleme sind die Folge.

🤰 Alkohol- und Drogen-Konsum in der Schwangerschaft, ein Sauerstoff-Mangel bei der Geburt und Umwelt-Gifte stehen in Verdacht, das Risiko für ADHS zu erhöhen.

🙅 ADHS kann bei Kindern durch verschiedene Faktoren ausgelöst und verschlimmert werden - beispielsweise durch Vernachlässigung, einen unstrukturierten Alltag, Bewegungs-Mangel, einen hohen Medien-Konsum oder bestimmte Nahrungsmittel.

🧬 Auch Menschen mit Gen-Mutationen wie Personen mit Down-Syndrom haben ein erhöhtes Risiko für Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS.

ADHS bei Kindern: Eltern-Training ist enorm wichtig

Eltern, Verwandte, Erziehungskräfte und Lehrkräfte sollten sich gut über ADHS informieren und spezielle Trainings besuchen.

Wichtig ist, das Kind liebevoll, aber konsequent zu behandeln - mit klaren Strukturen und Anweisungen sowie korrektem eigenem Verhalten. Sie sollten dem Kind sagen, ob sein Verhalten gut oder schlecht war und gutes Verhalten belohnen.

Sehr effektiv ist es, wenn die Erwachsenen mit dem Kind üben, erst zu denken und dann zu handeln. So lernt das Kind, sich besser selbst zu steuern. Man nennt diese Übung Selbst-Instruktions-Training.

Behandlung von ADHS durch Verhaltens-Therapie

Haben die Kinder das Schulalter erreicht, ist eine Verhaltens-Therapie hilfreich - ebenso für Jugendliche und Erwachsene.

Dort lernen Betroffene, ihre Impulse und Emotionen zu kontrollieren und sich zu strukturieren. Ferner üben sie Alltags- und Konflikt-Situationen und arbeiten an ihrem Selbstwert-Gefühl.

Bei ADHS zeigt die Verhaltens-Therapie gute Erfolge.
Bei ADHS zeigt die Verhaltens-Therapie gute Erfolge.© Getty Images

Behandlung von ADHS mit Ritalin

Die Gabe von Medikamenten kann ab dem sechsten Lebensjahr in Betracht gezogen werden. Und zwar, wenn das Kind trotz anderer Maßnahmen sehr unruhig oder aggressiv ist. Manchmal ist eine Verhaltens-Therapie aber auch erst mit Medikamenten möglich.

Methylphenidat (zum Beispiel Ritalin) wird am häufigsten verabreicht. Bei ADHS verbessert es die Konzentration sowie Aufmerksamkeit, macht ruhiger und mindert die Impulsivität.

Wirkweise: Methylphenidat blockiert die Dopamin-Transporter im Gehirn. Dadurch erhöht sich die Dopamin-Menge.

👉Gut zu wissen: Methylphenidat zählt zu den anregend wirkenden Psycho-Stimulanzien. Die steigern bei gesunden Personen kurzfristig den Antrieb, die Aufmerksamkeit sowie kognitive Leistungs-Fähigkeit.

Damit Menschen ohne ADHS Ritalin nicht zum Gehirn-Doping missbrauchen, dürfen Ärztinnen und Ärzte es nur auf einem Betäubungsmittel-Rezept verschreiben.

Weitere Medikamente bei ADHS

💊 Wenn die Therapie mit Methylphenidat nicht ausreichend hilft, sind Amphetamine (starke Psycho-Stimulanzien) eine Option. Diese regen die Freisetzung von Dopamin und anderen Boten-Stoffen im Gehirn an und verhindern deren rasche Wieder-Aufnahme. Der genaue Wirk-Mechanismus ist noch unklar.

💊 Atomoxetin ist kein Psycho-Stimulans, hat also keine stimulierende oder euphorisierende Wirkung. Es erhöht die Menge an Noradrenalin in den Gehirn-Nervenzellen. Dadurch verbessert sich die Dopamin-Aktivität.

💊 Guanfacin ist ebenfalls kein Stimulans. Es kann unter anderem die Impuls-Kontrolle und Aufmerksamkeit verbessern. Der genaue Wirk-Mechanismus ist noch unklar. Guanfacin ist eine Alternative, wenn Methylphenidat nicht hilft.

💊 Andere starke Medikamente wie Neuroleptika, Antidepressiva oder Beruhigungs-Mittel kommen zum Einsatz, wenn die genannten ADHS-Medikamente nicht ausreichend wirken.

Weniger Medikamente für Kinder, mehr für Erwachsene

In den vergangenen Jahrzehnten wurde vor allem Ritalin sehr schnell bei verhaltensauffälligen Kindern verschrieben. Oft wäre es gar nicht nötig gewesen.

Heute sind Ärztinnen und Ärzte damit zurückhaltender. Erwachsene bekommen dagegen häufiger ADHS-Medikamente als früher.

Neuro-Feedback: die etwas andere Therapie

Elektroden am Kopf und ein Bildschirm? Beim Neuro-Feedback lernen ADHS-Patientinnen und -Patienten, ihre Hirn-Aktivität durch Konzentration zu beeinflussen. Das führt zu besserer Konzentration im Alltag. Möglich ist das Neuro-Feedback ab sieben Jahren.
Elektroden am Kopf und ein Bildschirm? Beim Neuro-Feedback lernen ADHS-Patientinnen und -Patienten, ihre Hirn-Aktivität durch Konzentration zu beeinflussen. Das führt zu besserer Konzentration im Alltag. Möglich ist das Neuro-Feedback ab sieben Jahren.© Getty Images

Willst Du noch mehr über ADHS erfahren?

Gemeinnütziger Selbsthilfeverein ADHS-Deutschland e.V.

Infoportal ADHS vom zentralen "adhs-netz" mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit

Offiziellen Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) e. V.

Häufige Fragen zu ADHS

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