HalloApp: Ist der neue Messenger das nächste große Ding?
- Veröffentlicht: 22.07.2021
- 15:00 Uhr
- Claudia Frickel
Eine Kreuzung aus WhatsApp und Instagram ist der neue Messenger HalloApp - mit Besonderheiten. Die Erfinder kommen von WhatsApp und versprechen das "erste echte Beziehungsnetzwerk". Aber was kann HalloApp - und lohnt sich der Umstieg? Im Clip: 5 Secrets über Messenger-Dienste.
HalloApp: Das Wichtigste über den neuen Messenger
HalloApp ist ein neues Programm zum Austausch von Nachrichten und Bildern für Android und iOS. Du kannst es auch in Deutschland nutzen.
Die kostenlose App hat Parallelen zum weltgrößten Messenger WhatsApp, aber auch Funktionen von Instagram - und einige Besonderheiten.
HalloApp will vieles anders machen als die Konkurrenz: Der Dienst zeigt keine Werbung, erhebt kaum persönliche Daten, du kannst nichts liken oder teilen - und Algorithmen gibt es auch nicht.
Dahinter stecken 2 Entwickler, die früher bei WhatsApp arbeiteten. Der neue Messenger ist für sie das "erste echte Beziehungs-Netzwerk" und eine ganz "neue Kategorie von App".
Obwohl sie selbst ein Social-Media-Netzwerk erfunden haben, sind die Macher dem Medium gegenüber kritisch. HalloApp soll deshalb ohne Influencer, Trolle und sich schnell ausbreitende Fake News auskommen.
Die App kommt zu einem interessanten Zeitpunkt: Mit der Einführung der neuen WhatsApp-AGB suchen viele Nutzer:innen nach Alternativen zum Messenger-Riesen.
WhatsApp-Alternative: Was steckt hinter HalloApp - und was ist das Besondere?
HalloApp ist Anfang der Woche still und heimlich in den App Stores aufgetaucht. Es bringt Funktionen verschiedener Social-Media-Dienste mit: Feeds wie bei Instagram und Facebook, Chats wie bei Messengern.
Die Macher beschreiben das neue Programm auf dem HalloApp-Blog als digitalen "Raum für Leute, die du tatsächlich kennst und mit denen du dich vernetzen willst." Du findest dort nur Menschen, deren Telefonnummer du gespeichert hast.
Dahinter steckt eine Philosophie. Die Gründer sind genervt von "Werbung, Bots, Filtern, Influencern, Miss-Information". Soziale Netzwerke seien inzwischen "die Zigarette des 21. Jahrhunderts: Je mehr wir inhalieren, desto kränker werden wir."
Starke Worte von zwei Experten, die selbst bei WhatsApp gearbeitet haben: Neeraj Arora war bis 2018 Chief Business Office, Michael Donohue bis 2019 insgesamt 9 Jahre lang Entwicklungs-Chef.
HalloApp will deshalb vieles anders machen: Es gibt keine Algorithmen, die darüber entscheiden, was Nutzer:innen sehen. Außerdem legt der Messenger viel Wert auf Datenschutz.
Geld mit Anzeigen verdienen will die App nicht - in Zukunft könnte sie stattdessen eine kleine Gebühr kosten - das deutet der Blog-Eintrag an.
Welche Funktionen bietet der neue Messenger?
- HalloApp ist schlicht und minimalistisch aufgebaut, es gibt nur 4 Bereiche.
- Unter "Chats" schreibst und empfängst du persönliche Nachrichten. Dabei kannst du bisher nur Texte, Bilder, Emojis und Gifs senden, aber keine Videos oder Sprachnachrichten.
- Bei "Gruppen" tauschst du Messages mit mehreren Nutzer:innen aus. Bis zu 50 Mitglieder können zu einer Gruppe gehören.
- Im Reiter "Home" erscheint der Feed: Texte und Fotos, die du hier teilst, sehen alle deine Kontakte, und sie können kommentieren.
- HalloApp unterscheidet also zwischen offeneren Posts im Home-Bereich und privaten Messages in den Chats.
- Im Reiter "Einstellungen" gibt es Optionen für die Privatsphäre und Benachrichtigungen.
So sieht die HalloApp-Oberfläche aus
Lohnt sich der Umstieg auf HalloApp?
- HalloApp hat ein spannendes Konzept, das sich von anderen Diensten abhebt.
- Die App könnte sich durchsetzen, weil sie eine privatere Kommunikation ermöglicht und Datenschutz und Privatsphäre ins Zentrum rückt, anders als WhatsApp, Facebook oder Instagram.
- Allerdings fehlen noch ein paar Funktionen wie Möglichkeiten zum Teilen, und die wenige Tage alte App hat bisher wenige Nutzer:innen.
- Außerdem hat HalloApp noch ein paar Bugs. In unserem Test funktionierte der Home-Bereich nicht richtig, es wurden keine Beiträge von Kontakten angezeigt.
Wie sicher ist der HalloApp-Messenger?
🔑 Die Kommunikation ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Eine Unterhaltung wird auf dem Telefon der Absender:innen chiffriert und erst auf dem Gerät der Empfänger:innen wieder entschlüsselt. Wenn Unbefugte Nachrichten abfangen, können sie diese nicht lesen - auch HalloApp nicht.
🙈 Der Dienst verspricht, keinerlei Daten von Nutzer:innen zu erheben, zu speichern oder weiterzugeben.
⏰ Beiträge im Feed werden nach 30 Tagen automatisch gelöscht.
🚫 Du siehst keine Werbung und keine Informationen von Leuten, die du nicht kennst.
☎ Allerdings erhebt HalloApp deine Telefonnummer und liest dein Adressbuch aus. Das machen fast alle Messenger. Eine Ausnahme ist Threema - außer, du erlaubst es.
Wo gibt es den Messenger - und wie meldest du dich an?
📱 Die HalloApp kannst du mit dem Smartphone in App-Store von Apple und Googles Play Store herunterladen.
🔢 Du meldest dich mit deiner Telefonnummer an und bekommst eine SMS mit einem Bestätigungs-Code.
📓 HalloApp greift auf deine Kontakte im Adressbuch zu. So siehst du, wer die App auch nutzt. Außerdem kannst du Freund:innen zu ihr einladen.
🧑 Du kannst ein Profilbild ergänzen und deinen echten Namen angeben, musst aber beides nicht.
Mit welchen Messengern konkurriert HalloApp?
Mit allen genannten Messengern kannst du Nachrichten in Einzel- und Gruppen-Chats schreiben, Videos, Bilder und Sprachdateien verschicken und per Sprache oder Video telefonieren. Sie haben aber jeweils ein paar Besonderheiten:
WhatsApp ist mit 2 Milliarden Nutzer:innen der weltweit größte Messenger. Nachrichten sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Du kannst Statusmeldungen verfassen und per Broadcast Infos an viele Kontakte senden. Der Dienst gehört zu Facebook und steht in der Kritik, weil er viele Daten der Mitglieder abgreift.
Telegram hat 500 Millionen Anwender:innen und Spezial-Funktionen: Gruppen können 500.000 Mitglieder haben, und es lassen sich 1,5-Gigabyte-Dateien verschicken. Es sind aber nicht alle Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt, die App speichert Adressbücher - und ihr Ruf ist nicht der Beste, weil sich dort viele Rechtsextreme tummeln.
Signal ist ein Messenger, den Whistleblower Edward Snowden und Tesla-Boss Elon Musk empfehlen. Alle Chats sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt, die App erhebt kaum Daten und ist Open-Source - unabhängige Expert:innen können den Quellcode prüfen. Signal nutzen Schätzungen zufolge 40 Millionen Menschen.
Threema hat 10 Millionen Mitglieder und gilt als der sicherste Messenger: Die Server stehen in der Schweiz, es werden keine Daten gespeichert, alle Nachrichten sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt und du brauchst gar nichts anzugeben - auch keine Telefonnummer zur Anmeldung. Threema kostet einmalig 4 Euro.